Erneut mehr Kriminalität in Dortmund: „Junge Menschen greifen häufiger zu Messern – Gesamte Gesellschaft muss gegensteuern“

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Messerangriff - Symbolbild, Quelle RB

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange hat heute (12. März 2025) in Dortmund gemeinsam mit dem Leiter der Direktion Kriminalität, Jörg Ziegler, die polizeiliche Kriminalstatistik 2024 für Dortmund vorgestellt.

  • Die Kriminalität in Unnas benachbarter Großstadt hat weiter zugenommen, wenngleich nicht so stark wie im Vorjahr.
  • Etwas weniger als die Hälfte aller Straftaten blieb unaufgeklärt.
  • Etwas mehr als die Hälfte der ermittelten Tatverdächtigen hatten einen deutschen Pass.
  • Und die meisten nichtdeutschen Verdächtigen waren Syrer.

NRW-weit ist die Gesamtkriminalität zwar leicht gesunken, doch die Zahl der Messerangriffe und der Morde hat deutlich zugenommen. HIER finden Sie unseren Bericht darüber.

Die Entwicklung im Kreis Unna finden Sie HIER.

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„Nach vielen Jahren des kontinuierlichen Rückgangs der Kriminalität, mit einem Tiefstand der letzten 30 Jahre im Jahr 2019, hat es, wie bundes-und landesweit, auch die Polizei Dortmund seit Ende der Coronapandemie mit einem Kriminalitätsanstieg zu tun“, erläutert Lange.

Im Jahr 2024 ist die Gesamtkriminalität in Dortmund von 70.241 (2023) auf 73.209 (2024) Taten leicht angestiegen. Dies entspricht einem prozentualen Anstieg von 4,23 Prozent.

Der Trend des starken Kriminalitätsanstiegs aus den Vorjahreszeiträumen von 2022 auf 2023 (11,92 Prozent) habe deutlich abgeschwächt werden können, sieht Lange das Positive.

„Im Jahr 2024 hatten wir es auch mit schwer berechenbaren Sondereffekten durch die Europameisterschaft in Dortmund zu tun. Über 700.000 begeisterte und ausgelassen feiernden Menschen waren für vier Wochen zu Gast bei uns.

Dass mehr Menschen in der Größenordnung einer Großstadt auch die Kriminalitätszahlen beeinflussen, liegt auf der Hand.“

Von den 73.209 Straftaten im vergangenen Jahr konnten die Einsatzkräfte der Polizei rund 55 Prozent aufklären. Das heißt: Fast jeder zweite Täter kam unentdeckt davon. Dennoch: „Dortmund habe damit die beste Aufklärungsquote der größten Städte in NRW“, verteidigt Lange diese Zahl.

Die Kurve des Kriminalitätsanstiegs „flacht allmählich ab“, so Lange. „Deshalb werden wir jetzt im laufenden Jahr konsequent nachlegen.“

Besonderen Handlungsbedarf sieht Polizeipräsident Gregor Lange im Bereich der Gewaltkriminalität, denn es gibt von 2023 (3423) auf 2024 (3660) einen Anstieg um knapp 7 Prozent im Gegensatz zu einem Anstieg von 17,5 Prozent im Vorjahr.

„Zwar konnten wir hier den weiteren Anstieg in diesem Deliktsbereich stark abbremsen, aber es besteht hier weiter hoher Handlungsbedarf.

Und es zeigt sich auch, dass Konflikte häufig nicht mehr nur mit Worten, sondern auch mit gefährlichen Gegenständen wie Messern ausgetragen werden.“

Deswegen hat die Polizei Dortmund bereits im April 2024 eine Task Force ins Leben gerufen und Personen identifiziert, von denen eine konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit durch die wiederholte Androhung von Waffen und gefährlichen Gegenständen ausgeht.

„Wir haben diesen ausgemachten Personenkreis genauestens unter die Lupe genommen und sodann für unseren Zuständigkeitsbereich ein Messertrageverbot ausgesprochen“, fügte der Polizeipräsident hinzu. „Und das geschieht auch weiterhin regelmäßig.“

Insgesamt überprüfte die Polizei Dortmund bislang 189 Personen und sprach 125 wirksam verfügte Trageverbote aus. Es wurden 21 Verstöße gegen die Verbotsverfügung bei den durchgeführten Kontrollmaßnahmen festgestellt. Bei weiteren 56 kontrollierten Personen, gegen die Messertrageverbot ausgesprochen worden ist, wurde dagegen kein Verstoß festgestellt. (Stand: 6.03.2025).

Lange:

„Leider stellt die Polizei immer wieder fest, dass junge Menschen häufiger zu Messern greifen und zunehmend an einer gewissen Perspektivlosigkeit leiden. So rutschen sie in die Kriminalitäts- und Gewaltspirale ab. Die ganze Gesellschaft muss hier entschieden gegensteuern.

Angefangen vom Elternhaus, über Schulen, Jugend- und Bildungseinrichtungen bis hin zu Sportvereinen. Jede und jeder Einzelne von uns muss Verantwortung für ein vernünftiges Miteinander übernehmen“, appelliert Gregor Lange.

Um hier die Effektivität der polizeilichen Maßnahmen in diesem Bereich weiter zu unterstützen, hat das Polizeipräsidium Dortmund bereits im Herbst 2023 das Kriminalkommissariat 32, welches sich mit jugendlichen Straftätern befasst, personell verstärkt.

Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr zudem Schwerpunkteinsätze gegen Jugendkriminalität mit dem Fokus auf die Dortmunder Stadtteile Aplerbeck, Hörde, Scharnhorst und der Innenstadt sowie Lünen-Brambauer durchgeführt. Das wird fortgeführt. Um gegen die steigende Gewaltkriminalität vorzugehen, ist darüber hinaus eine Umstrukturierung im Bereich der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung in Planung.

Ausgewählte Gewaltdelikte sollen zukünftig zuständigkeitshalber gebündelt in einem sog. „Gewaltkommissariat“ bearbeitet werden.

Straftaten, die im Rahmen des Präsenzkonzeptes Fokus oder über die Videobeobachtung auffallen, können hier zentral bearbeitet werden. Zudem soll es eine enge Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Dortmund geben, um Tatzusammenhänge zu erkennen und so Mehrfachtäter aufzudecken. Zusätzlich wurde der Polizeiwache Nord mehr Personal zugewiesen.

Geringfügig gestiegen ist die Anzahl an Wohnungseinbrüchen. Im Jahr 2024 hat die Polizei 1.312 Fälle registriert, was einen Anstieg von 64 Fällen im Vergleich zum Vorjahr (1.248) bedeutet. „Wir reagieren in diesem Bereich sehr sensibel und steuern sofort mit entsprechenden Maßnahmen entgegen. Gemessen an den letzten zehn Jahren haben wir weiterhin sehr niedrige Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen“, betont Gregor Lange. Die 2016 eingerichtete Tatortgruppe stellt eine spezialisierte Tatortaufnahme sicher. Positiv unterstreicht der Polizeipräsident, dass 45 Prozent der Einbrüche bei einem Versuch bleiben: „Die Bürgerinnen und Bürger in Dortmund rüsten auf und sichern ihre Eigenheime. Dazu beigetragen haben sicherlich auch unsere 206 Beratungsgespräche, die unsere Kolleginnen und Kollegen von der Kriminalprävention/Opferschutz im vergangenen Jahr geführt haben.“

Raubdelikte leicht angestiegen, „aber weit weg von den Höchstständen – verbesserte Aufklärungsquote“

Beim Straßenraub ist einen leichter Anstieg von zwei Prozent, also acht Fällen festzustellen. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 41,67 Prozent – ein Anstieg von +4,17 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. „Verglichen mit dem Höchststand aus 2015 (619 Taten), liegt die Anzahl der Taten 2024 deutlich darunter (408 Fälle)“, so Lange.

Mithilfe der Videobeobachtung konnten hier einige Tatverdächtige nach Raubüberfällen identifiziert und festgenommen werden. Mit der Videobeobachtung greift die Polizei Dortmund dabei auf einen im polizeilichen Maßnahmenkonzept etablierten Baustein zurück. Sie setzt die Videobeobachtung seit Jahren in der Brückstraße, Münsterstraße und im Dietrich-Keuning-Park und bald auch am Hauptbahnhof ein.

Straftaten gegen das Leben: Diese sind hier leicht gesunken auf 32 (2023: 37 Taten). Mit einer Aufklärungsquote von knapp 81 Prozent befindet sich die Polizei Dortmund weiterhin auf einem hohen Niveau. Und da Mord nie verjährt, gibt es seit 2023 die Ermittlungsgruppe (EG) Cold Case, welche sich mit alten Kriminalfällen befasst. Im vergangenen Jahr konnten die Ermittler mehrere ungeklärte Fälle aus der Vergangenheit lösen.

Ein weiteres Schwerpunktthema, welches die Polizei 2024 sehr beschäftigt hat, ist die Kinderpornographie. Die Anzahl der erfassten Straftaten in dem genannten Deliktsbereich liegt bei 143, 77 Taten weniger als im Vorjahr. Dank der intensiven Ermittlungsarbeit konnte im genannten Deliktsfeld im Jahr 2024 eine hohe Aufklärungsquote von 81,82 Prozent erzielt werden.

Auch die Europameisterschaft hat die Kriminalitätsentwicklung in Dortmund im letzten Jahr beeinflusst, so der Polizeipräsident:

„Über 700.000 begeisterte und ausgelassen feiernde Menschen waren in diesen vier Wochen zu Gast in Dortmund. Damit war im Minimum eine deutsche Großstadt zu Besuch.

Wo so viele Menschen zusätzlich zu den Bewohnern in der Stadt unterwegs sind, kommt es fast automatisch zu einer wesentlich größeren Anzahl an Tatgelegenheiten, was sich dann unterm Strich auch in der Kriminalitätsentwicklung niederschlägt.

Man kann also davon ausgehen, dass die Kriminalitätsentwicklung in 2024 ohne die Auswirkungen der Europameisterschaft günstiger verlaufen wäre.“

Eine genaue Übersicht über alle Deliktsbereiche sowie herausragende Ermittlungen und auch deren Erfolge sind im Tischpapier der polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet: https://dortmund.polizei.nrw/polizeiliche-kriminalstatistik-pks-und-kriminalitaetsentwicklung

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