Von einer Verkehrswende kann man in Unnas Nachbarstadt Kamen angesichts dieses Ergebnisses noch nicht wirklich sprechen.
Im Zeitraum von 12 Jahren hat sich das Mobilitätsverhalten der Kamener kaum geändert.
Mit Abstand am beliebtesten ist und bleibt das Auto, es folgen Fußwege, deren Umfang leicht zugenommen hat. Der Anteil der geradelten Wege stagniert, und das seit 12 Jahren.
Das hat jetzt eine repräsentative Befragung ergeben, für die die Stadt externe Planer beauftragt hat. Diese haben auch das Mobiliätskonzept für Unna erstellt, welches sich vor allem aufs Fahrradfahren konzentriert.
Die letzte Befragung für Kamen fand 2012 statt. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt insgesamt 5800 repräsentativ ausgewählte Haushalte angeschrieben und zur Teilnahme an der neuen Mobilitätsbefragung aufgerufen.
In der letzten Sitzung des Mobilitäts- und Verkehrsausschusses hatte das Büro Planersocietät aus Dortmund bereits der Kamener Politik die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung vorgestellt und ausführlich erläutert. Inzwischen wurden der Abschlussbericht und eine Kurzfassung veröffentlicht.
Ab sofort können nun die kompletten Ergebnisse der Befragung und die gewonnen Erkenntnisse auf Seiten des Planungsservers der Stadt Kamen abgerufen und eingesehen werden, teilt die Stadtpressestelle mit.
„Erfreulicherweise haben sich knapp 1200 Personen aktiv am Prozess beteiligt und so eine aussagekräftige Datengrundlage für die Verkehrsplanung in Kamen gelegt“, so die Stadt.
Aus den aktuellen Ergebnissen können die Verantwortlichen nun Erkenntnisse sowohl für die zukünftige Verkehrsplanung ableiten als auch für die Evaluation der Entwicklung des Mobilitätsverhaltens seit der letzten Befragung gewinnen.
Wichtige Fragen der Untersuchung waren zum Beispiel:
- Wie oft sind die Menschen unterwegs?
- Welche Verkehrsmittel nutzen sie und zu welchem Zweck?
- Wie weit sind die Wege und wie lange sind sie am Tag unterwegs?
- Wie werden die Verkehrssysteme bewertet?
- Wie sieht die Verkehrsmittelnutzung auf verschiedenen Wegebeziehungen aus?
Neben der beschriebenen Verwendung könne die Untersuchung für weitere Aufgaben und Ziele genutzt werden, wie z. B. als Informationsgrundlage für eine Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans, für die Förderung der Fuß- und Fahrradfreundlichkeit oder als Standortbestimmung sowie zur Ermittlung von Stärken und Schwächen.
Insgesamt hatten rund 1200 Personen (ab 6 Jahren) aus rund 600 Haushalten an der Befragung teilgenommen und an einem vorgegebenen Berichtstag ihre zurückgelegten Wege protokolliert sowie allgemeine Fragen zur Mobilität beantwortet.
„Damit konnten rund 2,6 % der Bevölkerung der Stadt Kamen befragt und somit repräsentative Ergebnisse zum Mobilitätsverhalten erzielt werden.“
„Insgesamt ist erkennbar, dass sich in 12 Jahren das Mobilitätsverhalten der Kamener weitgehend konstant – mit einer leicht positiven Tendenz hinsichtlich der Nahmobilität – gehalten hat.“
- So stieg der Fußverkehrsanteil am Verkehrsaufkommen auf 20 % der zurückgelegten Wege – zu Lasten des Auto-Anteils, allerdings auch dess ÖPNV.
- Der Radverkehrsanteil ist mit 13 % konstant geblieben.
- Stärkster Verkehrsträger ist aber nach wie vor das Auto.
Die Unbeweglichkeit in Sachen Radverkehr ist für die Stadt Kamen ein Problem.
Sie möchte Verlagerungspotenziale auf den Radverkehr ausschöpfen. „Dazu sind in den nächsten Jahren weitere Anstrengungen notwendig.“
Als Beispiele nennt die Stadt
- den weiteren Ausbau der Radinfrastruktur, auch mit Blick auf die Verkehrssicherheit,
- kombiniert mit Maßnahmen einer integrierten Radsystemförderung (Service, Abstellanlagen, Öffentlichkeitsarbeit u.ä..).
Dabei wäre die Möglichkeit, mehr zu radeln, durchaus vorhanden,
„denn 83 % der Haushalte besitzen mindestens ein Fahrrad“,
unterstreicht die Stadt.
„Hierbei hat die Ausstattung der Haushalte mit Elektrofahrrädern (45 %) eine besondere Relevanz. Durch die elektrische Tretunterstützung werden auch weitere Wegstrecken für den Fahrradverkehr attraktiv und können komfortabler zurückgelegt werden“, heißt es weiter.
„Der stark wachsende Anteil der Elektrofahrräder bietet realistische Chancen, z. B. längere Wege häufiger mit dem Rad zurückzulegen und mehr Menschen für den Radverkehr zu gewinnen.“
Insbesondere die hohen Anteile der kurzen Wege bis 5 km stelle ein großes Potenzial zur Stärkung des Umweltverbundes dar.
„Wird nur jeder 5. Weg unter 5 km, der Teil einer einfachen Wegekette ist, statt mit dem Auto zukünftig zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt, würde sich der Autoanteil am gesamten Modal Split um knapp 2 Prozentpunkte verringern.“
Eine stärkere ÖPNV-Nutzung ließe sich nach Meinung der Planersocieät vor allem über tarifliche Maßnahmen und über den Zeitkartenbesitz steuern. „Hier konnte das Deutschlandticket seit der Einführung im Jahr vor der Befragung erste Erfolge verzeichnen, in dem der durchschnittliche Preis für ein ÖPNV-Abo gesenkt und das Tarifsystem vereinfacht wurde.“
Die Mobilitätsbefragung wurde durch das Büro Planersocietät organisiert und ausgewertet. Der veröffentlichte Bericht fasst die wesentlichen Ergebnisse der repräsentativen Mobilitätsbefragung zusammen, vergleicht diese mit den Ergebnissen der vorherigen Befragung aus dem Jahr 2012 und interpretiert diese im Hinblick auf Potenziale für die zukünftige Verkehrsentwicklung.
Zu den vollständigen Ergebnissen geht es HIER lang – Planungsserver der Stadt Kamen
In Kamen kann man sich da bald auf die Vernichtung vieler Parkplätze einrichten, welches dem Einzelhandel noch mehr Schaden zufügen wird, genau wie in Unna.
Soweit mir bekannt ist, arbeitet das besagte Planungsbüro vorwiegend für Städte, in denen Grüne das Sagen haben.
Ich wünsche Kamen viel Erfolg.
Schön dass die Kamener den Anteil am Radverkehr steigern wollen.
Potential ist ja offensichtlich da.
Die Befragten attestieren vernünftige innerstädtische Radwege und Fahrräder sind pro Haushalt überdurchschnittlich vorhanden.
Schade nur dass sie ein Institut beauftragt haben das in Unna bereits gezeigt hat was dies unter Verkehrswende versteht
Nämlich Verteufelung des Automobils generell, entfall von Parkflächen für Kunden und Anwohner und Verteuerung der verbliebenen Parkplätze,
(Folge: erhöhter Parkplatzsuchverkehr, zu beobachten Klosterviertel, Burgviertel)
Alternativ bietet die Agentur dazu: ein paar Fahrradparkplätze mehr mit Anschlußbügel und ein innerstädtischer Radring der unnötiges Gefahren- und Konfliktpotential beinhaltet u,a durch Rad Gegenverkehr in Einbahnstraßen die der Autofahrer nicht erwartet und als StVO Verstoß sieht. (täglich zu beobachten Schulstrasse und Hertinger Str.)
Gern wird auch noch der ÖPNV als echte Alternative zum Individualverkehr empfohlen.
Allerding werden da ja auf Grund der finanziellen Ausstattung der Kommunen Netz und Takte drastisch gekürzt.
Vielleicht sollten die Herren Hertzberg und Breuer sich einfach mal im Münsterland oder im benachbarten Ausland informieren.
Ist billiger für die Stadtkasse und vermutlich effektiver.