„Deutschland erlebt galoppierende Deindustrialisierung“: Pumpenhersteller Wilo in Dortmund baut Stellen ab

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Foto Wilo SE

„Wilo Gruppe sichert nachhaltiges Wachstum durch historische Transformation“ – so überschreibt der Pumpenhersteller Wilo in Dortmund eine umfassende Pressemitteilung, in der er den Abbau von Arbeitsplätzen ankündigt.

In der Mitteilung heißt es, dass „ausgewählten Mitarbeitern Austrittsangebote gemacht“ würden. Wie viele Mitarbeiter gehen sollen, ist unklar. Im August wurden schon Lohn und Arbeitszeiten in der Produktion reduziert.

Hintergrund ist eine umfassende Umstrukturierung. Wilo möchte stärker regional arbeiten und Produkte da fertigen, wo sie gebraucht werden.

Deutschland sei als Industriestandort sei unattraktiver geworden – außerdem sinkt die Nachfrage beispielsweise an Wärmepumpen.

Der Wilopark in Dortmund bleibt aber Hauptsitz des Unternehmens.

Hier die Pressemitteilung im Wortlaut.

Multinationaler Technologiekonzern regionalisiert seine Aufbauorganisation

Die Wilo Gruppe geht bei der Umsetzung ihrer region-for-region-Strategie den nächsten Schritt. Mit einer historischen Transformation antwortet der multinationale Technologiekonzern auf neue geoökonomische Realitäten, verringert seine Komplexität und erhöht seine Effizienz.

„Wir erleben eine geoökonomische Zeitenwende als direkte Konsequenz der geopolitischen Zeitenwende. Der Verlierer dieser Neujustierung der globalen Wertschöpfungsketten ist Europa. Das Wachstum verlagert sich in andere Weltregionen, insbesondere den Globalen Süden“,

erklärt Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender und CEO der Wilo Gruppe.

In Deutschland äußere sich diese Entwicklung besonders drastisch.

„Die Bundesrepublik erlebt eine galoppierende Deindustrialisierung. Dies zeigt sich auch in den stark verunsicherten Heizungsmärkten.“

Zwar sei die schwache Nachfrage nach Wärmepumpen und anderen Heizungssystemen vor allem auf die langwierige politische Diskussion um das Gebäudeenergieeffizienzgesetz und den daraus folgenden Vertrauensverlust bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zurückzuführen.

„Es kann aber nicht länger von einem temporären Effekt die Rede sein. Die Verfestigung der Krise des deutschen Heizungsmarktes deutet auf strukturelle Defizite und unzureichende Rahmenbedingungen hin. Der schwache Heizungsmarkt steht exemplarisch für die Wachstumsschwäche Deutschlands“, so Hermes weiter.

Seit Jahren bereitet sich die Wilo Gruppe mit dem sogenannten region-for-region-Ansatz auf die Folgen der geoökonomischen Zeitenwende vor. Ziel ist es, regionale Kundenbedürfnisse mit regional hergestellten Produkten, Systemen und Lösungen zu befriedigen.

„Durch die konsequente Umsetzung konnten wir uns strategisch hin zu mehr Flexibilität, Resilienz und Kundennähe entwickeln“, erklärt Hermes. Bislang habe sich die Strategie allerdings insbesondere auf Beschaffung, Fertigung und kundenbezogene Prozesse konzentriert. „Nun gehen wir den nächsten logischen Schritt.“

Im Zuge eines großangelegten Projekts regionalisiert die Wilo Gruppe ihre gesamte Aufbauorganisation. Drei dezentrale Regionalorganisationen – Wilo Europe, Wilo AMEA (Asia, Middle East, Africa) und Wilo Americas – übernehmen nun wesentlich größere Verantwortung in Bereichen, die bislang vor allem durch die Zentralfunktionen am Dortmunder Konzernhauptsitz gesteuert wurden. Zudem wurden drei Standorte als regionale Headquarter definiert:

Wilo Europe wird aus Dortmund, Wilo AMEA aus Dubai und Wilo Americas aus Cedarburg gesteuert. Der Wilopark in Dortmund bleibt das übergeordnete, zentrale Headquarter der Wilo Gruppe. Geleitet werden die Geschäftsaktivitäten von regionalen Vorstandsteams, die weiterhin an den Zentralvorstand der Wilo Gruppe berichten werden:

Wilo Europe:

  • Peter Glauner, Regional Chief Executive Officer & Regional Chief Sales Officer
  • Ünal Görgün, Regional Chief Financial Officer
  • Michael Ranft, Regional Chief Technology Officer

Wilo AMEA:

  • Jens Dallendörfer, Regional Chief Executive Officer & Regional Chief Sales Officer
  • Altug Arkaya, Regional Chief Financial Officer
  • Hans Keeris, Regional Chief Technology Officer

Wilo Americas:

  • Jeff Plaster, Regional Chief Executive Officer
  • Dan Raymond, Regional Chief Financial Officer
  • Svenja Ahlburg, Regional Chief Sales Officer
  • Zeki Oral, Regional Chief Technology Officer

Aufgrund der mit der geoökonomischen Zeitenwende einhergehenden Schwächung des Industriestandorts Europa sowie der konsequenten Umsetzung der region-for-region-Strategie analysiert Wilo derzeit umfassend unter anderem die Personalstrukturen an den europäischen Standorten, so auch am Dortmunder Konzernhauptsitz der Wilo Gruppe. Ziel ist es, die Effizienz der Organisation erheblich zu erhöhen ohne betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen, aber auch eine strategische Weiterentwicklung der Wilo Gruppe zu ermöglichen.

Als Ergebnis ebendieser Analyse werden ausgewählten Mitarbeitenden derzeit proaktiv Angebote zum Unternehmensaustritt unterbreitet. Dabei liegt für Wilo als sozial verantwortungsbewusstem Arbeitgeber der Fokus nicht zuletzt auf attraktiven Angeboten zum vorgezogenen Renteneintritt.

„Der strategische Umbau von Wilo ist mehr als eine Reaktion auf die geoökonomische Zeitenwende. Wir erhöhen die Effizienz sowie die Markt- und Kundenorientierung der Gesamtorganisation. So sichern wir nachhaltig das profitable Wachstum der Wilo Gruppe“, erklärt Wilo-CEO Oliver Hermes.

Markus Teepe, Vorsitzender des Betriebsrats der WILO SE, ergänzt: „Wir sind davon überzeugt, dass diese Transformation strategisch notwendig ist. Der Betriebsrat der WILO SE trägt das Regionalisierungsprojekt mit und glaubt fest an den Erfolg der neuen, effizienteren Aufbauorganisation.“

Auch, wenn die laufende Transformation vor allem den Dortmunder Konzernhauptsitz betrifft: Die Zukunft des Standorts stehe für Wilo nicht zur Debatte, betont Oliver Hermes. Insgesamt rund 400 Millionen Euro hat der Konzern in den hochmodernen Wilopark investiert. „So haben wir den Hauptnachteilen des Industriestandorts Deutschland – überbordender Bürokratie, hohen Energiekosten und angespanntem Fachkräfteangebot – klug entgegenwirken können. Der Standort Dortmund ist gut für die Zukunft gerüstet.“

PM Wilo Dortmund

15 KOMMENTARE

  1. Auch wenn das weniger Wohlstand heißt, uns Deutschen geht es immer noch vergleichsweise hervorragend. Wichtiger und guter Schritt in die richtige Richtung!

    • „Klar, die Deindustrialisierung ist eine prima Sache. Wofür brauchen wir zukünftig noch die Arbeitsplätze? Uns geht es auch ohne vergleichsweise hervorragend denn um Miete, Heizkosten und Lebensunterhalt muss man sich keine Sorgen machen, das Bürgergeld ist sicher. Und wenn niemand mehr zur Arbeit muss, keine Waren mehr transportiert werden, sind auch die Verkehrsprobleme gelöst. Die letzten erwirtschafteten Reserven der Boomer verprassen wir im Urlaub, zu Hause schaffen wir uns schnell noch neue KI unterstützte Geräte an damit keine Langweile aufkommt.“
      Vielleicht, Jäger, haben sie zu viel Grün gesehen.

    • ?
      Ja, einigen Deutschen geht es hervorragend. Anderen gut. Sehr vielen aber gar nicht mehr gut und sehr viele kommen gar nicht mehr über die Runden und müssen Flaschen sammeln. Sie wissen kaum noch, wie sie Neben- und Heizkosten aufbringen sollen.
      Vielleicht einfach mal die Blase verlassen und mal nachlesen, wo der Deutsche in Europa bezüglich Eigentumsquote, monatlichem Selbstbehalt, Kosten und Steuerquote steht.
      Und da hilft es auch nichts, auf 3. Welt Länder zu blicken und zu behaupten, „den Deutschen“ gehe es doch gut.

  2. Die Wilo Gruppe ist nach eigenen Angaben auch im Jahr 2023 profitabel und nachhaltig gewachsen. Trotz eines anspruchsvollen Marktumfelds hat der multinationale Technologiekonzern im Geschäftsjahr 2023 einen Rekordumsatz in Höhe von rund zwei Milliarden Euro erzielt.

    • Es geht hier nicht um Rekordumsätze, Gewinnbetrachtung und Gewinnmaximierung von multinationalen Unternehmungen, sondern um den Abbau von notwendigen Arbeitsplätzen hier vor Ort, in Deutschland, Europaweit.

  3. Naja, mehr Bildung -> bessere Produkte, -> mehr Arbeitsplätze. Und es macht keinen Sinn Rohstoffe von a) nach b) zu transpotieren, wenn man dann die Fachkräfte nicht bekommt, weil Bildung doof ist – dann bleiben die doofen Ausländer daheim, arbeiten für ausländichen Lohn (billiger) und vielleicht mal dran denken, Ausländer raus kann auch im Ausland bedeuten, keine Deutschen Produkte mehr, somal die ja zu 80% immer von Nachkriegsausländern (Gastarbeitern) gebaut worden sind. Gerade der Ruhrpott als auch die Autoindustrie hat davon sehr provitiert, wenn mal also kein Multikulti mag, dann mag Multikulti auch nix deutsches. Ganz normal, wir sind im Ausländ die Ausländer, und wenn Wilo den Fachkräftemangel so beheben kann, dann müssen diese Ausländer nicht hier wohnen, und hier arbeiten, das können die ja auch daheim, und dann können die auch daheim Produzieren, mit heimischen Rohstoffen, da hilft das gejammer über die phösen Grünen nicht wirklich weiter. Deutschland fehlt es an Rohstoffen, und an Bildung. Rohstoffe werden wir nicht mehr bekommen, und Bildung ist seit ca. 30 Jahren mangelware.

    • Zitat: „Naja, mehr Bildung -> bessere Produkte, -> mehr Arbeitsplätze.“
      Fehlt: Plus günstige Rohstoffe.
      Unser Geschäftsmodell war es seit kurz nach dem WKII, günstig Rohstoffe aus dem Ausland zu beziehen und mit günstig erzeugter Energie zu höherwertigen Produkten zu verarbeiten.
      Und das ging ganz ohne Ausländer, bis man die ersten Gruppen heranimierte, damit die Löhne nicht zu sehr stiegen. Dann kam der Türkei-Deal zustande, im Gegenzug zur Aufstellung der US-Raketen in der Türkei.
      Die dann wieder abgezogen werden mußten, damit die Sowjets ihre nicht auf Kuba aufstellten.
      Und nun wollen wir die günstigen Rohstoffe und vor allem die günstige und zuverlässige Versorgung mit Öl und Gas aus Rußland nicht mehr.
      Damit ist unser Geschäftsmodell zum Teufel gegangen.
      Wer als guter und gebildeter Facharbeiter in einem fremden Land arbeiten möchte, macht einen Bogen um Deutschland. Zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten und Abgaben, zu wenig Gehalt dazu in Relation.
      Deutschland taugt nur zur Einwanderung in die Sozialsysteme, diese werden so vor die Wand gefahren.
      Und das kann nur Absicht sein, weil so blöde sind die nunmal auch nicht. Trotz Opfer der eigenen Bildungspolitik.

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