In etwas mehr als zwei Wochen, am 15. Mai 2022, wählt NRW einen neuen Landtag – und die Bürgerschaft von Unna stimmt zum zweiten Mal über den Erhalt oder Abriss der Eissporthalle ab.
Zusätzlich zu dem Abstimmungsheft, in dem Befürworter und Gegner eines Erhalts (inklusive der Bürgermeister) ihre jeweiligen Positionen begründen und Argumente auffahren (HIER nachzulesen), taten sich am heutigen Freitag (29. April) sechs Unnaer Vereine für einen gemeinsamen Aufruf pro Eishalle zusammen.
Neben den Eissportvereinen – Königsborner Jugend Eishockey Club (KJEC), der Königsborner Sportverein (KSV) und CurlingClub-Unna – schließen sich der Post Sport Verein/Billard, der Karnevalsverein Unna e.V. und der Bürgerhausverein Mühlhausen/Uelzen dem Aufruf an.
In mehreren dieser Vereine sind (teils auch im Vorstand) zugleich Mitglieder von „Wir für Unna“ (WfU) aktiv, die die Pro-Position ihrer Ratsfraktion bereits im Abstimmungsheft untermauert haben.
Ihre Bitte an die Unnaer Bürgerinnen und Bürger, am 15.05. beim Bürgerentscheid mit „Ja“ zu stimmen, begründen die Vertreter der sechs Vereine wie folgt:
„Es geht um wesentlich mehr als Eis, es geht um Demokratie, dem hohen Gut, in deiner Stadt Unna mitzubestimmen. Diese Demokratie wurde 2019 von euch Bürgerinnen und Bürgern beispielhaft gelebt und von der Politik nicht akzeptiert.
Es geht um mehr als Eis, es geht um eine zentrale Anlaufstelle für Jung und Alt, für Menschen, egal welcher Herkunft, Glaubens oder sozialen Stellung, die diese Eisporthalle in Unna in den vergangen Jahrzehnten immer gewesen ist und plötzlich soll
dieser Ort der Begegnung wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sein? Wieso ist es in vielen anderen Städten möglich und in Unna sperrt sich die Politik so vehement dagegen?
Es geht um mehr als Eis, es geht um eine Investition in ein breites Sport- und Freizeitangebot, das sich erfahrungsgemäß durch gute Fördermittel von Bund und Land unterstützen lässt, wenn die Kostenschätzung nicht übertrieben wird.
Es geht um mehr als Eis, es geht um einen soliden Bau mit guter Substanz, was durch Fachleute und Architekten belegt wurde. Geht man mit offenen Augen durch diese Eishalle, erkennt man sofort, das unsere Heimat keine Bauruine ist.
Es geht um mehr als Eis, es geht darum, die Eishalle klimaneutral, nachhaltig, ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu ertüchtigen. Dazu wurde über ein Blockheizkraftwerk, Solarenergie und die Möglichkeit, das angrenzende Schwimmbad mit der Halle
energetisch zu verknüpfen, berichtet. Dieses Modell wird in unzähligen Eissporthallen in Deutschland bereits erfolgreich praktiziert und die Wärme, die beim Kühlen einer Eisfläche entsteht, wird dazu genutzt, das Hallenbad zu beheizen.
Es geht um mehr als Eis, es geht um Vereins- und Schulsport in einem wohlbehütetes Umfeld, welches wir uns alle für unsere Kinder- und Jugendlichen wünschen. Haben unsere Kinder- und Jugendlichen nicht die letzten zwei Jahre genug Verzicht geübt?
Es geht um mehr als Eis, es geht um neue Räumlichkeiten für Vereine, die keinen Eissport betreiben und die endlich eine Heimat in den neu gewonnen Räumen hinter den bisherigen Tribünen finden werden.
Es geht um mehr als Eis, es geht um ein Gebäude, das von den Wirtschaftsbetrieben Unna hergerichtet und von einem Pächter betrieben werden soll, damit die Folgekosten nicht zu Lasten der Stadt gehen und somit eine Steuererhöhung oder Nutzungsgebühr für Sportstätten nicht von Nöten ist.
Es geht um mehr als Eis, denn die Bürgerinnen und Bürger, die aktuell gegeneinander ausgespielt werden, sollen in der Zukunft gemeinsam in der Eissporthalle Spaß haben.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, geht mit uns und gebt uns euer „JA“ am 15.05.2022 zu unserer Heimat, zur Eissporthalle Unna.
Vielen Dank.“
Enorme Diskrepanz: Kostenschätzungen von 3,6 bis über 12 Mio. Euro
Der größte Streitpunkt zwischen den Gegnern und Befürwortern einer Ertüchtigung der über 40 Jahre alten Halle sind die zu erwartenden Kosten. Zwischen der Kalkulation der BI „Unna.braucht.Eis“ und der der Stadtverwaltung klafft eine Lücke von über 8 Millionen Euro.
- UbE geht in seiner Kostenaufstellung von 2021 davon aus, dass Sanierung und Wiederinbetriebnahme für unter 4 Millionen Euro machbar wären,
- die Stadt hingegen kalkuliert mit über 12 Millionen Euro.
Als Erklärung für diese enorme Diskrepanz werfen sich die unterschiedlichen Lager gegenseitig falsche Zahlen vor: Die Befürworter werfen der Stadt vor, die Kosten künstlich hochzurechnen, die Gegner der Sanierung werfen der BI vor, sich die Sanierung „schönzurechnen“. Insbesondere unterschlage die Pro-Eishallen-Fraktion die allgemein massiv gestiegenen Baukosten; und weitere Kostensteigerungen seien durch die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine zu erwarten.
Geplantes Großprojekt Häupenbad wurde bereits 6 Mio. teurer
Diese genannten Faktoren haben just die Kostenschätzung für ein anderes geplantes Freizeitgroßprojekt im Kreis Unna – das neue Ganzjahresbad „Häupenbad“ in Bergkamen – drastisch in die Höhe getrieben: Die Kalkulation aus dem Jahr 2020, die noch von 29 Mio. Euro ausging, musste bereits um 6 Millionen Euro auf nun 35 Millionen Euro nach oben korrigiert werden.
Und weitere Kostensteigerungen, kündigten die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) an, seien im Angesicht der aktuellen Lage absehbar.
Über 12 Millionen Sanierungskosten? Wofür? Goldene Wasserhähne? Umkleidebänke aus Mahagoni? Es ist doch in der Eissporthalle alles an Interieur vorhanden. Es mag älter sein, aber sicherlich noch gut nutzbar. Höchstwahrscheinlich wird das Dach saniert werden müssen und möglicherweise muss Hand an die Kühlanlage gelegt werden – dass dies (Mehr-) Kosten von acht Millionen Euro verschlingt, ist schwer vorstellbar! Übrigens muss sich die Stadt Unna bei dieser Gelegenheit die Frage gefallen lassen, weshalb man die nötigen Reparatur-/Instandsetzungsarbeiten nicht peût-a-peût/kontinuierlich vorgenommen und dadurch den Erhalt der Halle schon vor langer Zeit aufgegeben hat. Es war doch jahrelang nicht geregelt, ob ein Weiterbetrieb erfolgt oder nicht.
Der Bericht spricht zudem genau das an, was sich vermutlich viele Bürger fragen: Wie war ein Betrieb der Eissporthalle durch die Stadt Unna über drei Jahrzehnte hinweg möglich, wenn die Kosten angeblich exorbitant hoch sind? Das Argument dieser „hohen Kosten“ passt meiner Meinung nach exakt ins Bild: Will ich etwas auf keinen Fall, mache ich es im Vorfeld überaus schlecht. Am allermeisten ärgert es mich, dass der Bürgerwille aus dem Jahr 2019 einfach beiseite geschoben wurde. Aber auch das passt ja voll in das o. g. Bild …… Frag sich nur, was passieren wird, sollten sich die Bürger (hoffentlich) erneut FÜR den Erhalt der Eissporthalle Unna aussprechen. Für die Jugendlichen wäre eine zustimmende Mehrheit überaus wünschenswert.