Weniger als zwei von drei Auszubildenden im Handwerk machen ihre Lehrzeit zu Ende.
In den vergangenen drei Jahren kam es bei 35 Prozent der befragten Handwerksbetriebe zu vorzeitigen Auflösungen von Ausbildungsverträgen, berichtet die auch für den Kreis Unna zuständige Handwerkskammer Dortmund, die in dieser Woche die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage Herbst 2025 und der Sonderumfrage „Ausbildungssituation im Handwerk“ vorstellte.
Wieso werden so viele Verträge vorzeitig aufgelöst?
Als Hauptgründe nannten die Betriebe vor allem:
- fehlende Motivation oder mangelndes Interesse der Auszubildenden (81 Prozent),
- gefolgt von Leistungsproblemen in der Berufsschule (44 Prozent),
- einer falschen Berufswahl (41 Prozent)
- sowie persönlichen oder familiären Schwierigkeiten (29 Prozent).
- In 18 Prozent der Fälle führten Konflikte im Betrieb zur Vertragsauflösung,
- 12 Prozent berichteten von plötzlichem Kontaktabbruch ihrer Auszubildenden („Ghosting“)
- und bei 10 Prozent spielten unzureichende Sprachkenntnisse eine Rolle.
Betriebe wünschen sich mehr Unterstützung
Um vorzeitige Vertragsauflösungen künftig zu vermeiden,
- wünschen sich 59 Prozent der Betriebe gezielte Nachhilfe- und Förderangebote für leistungsschwächere Auszubildende.
- 45 Prozent plädieren für Beratungsangebote bei persönlichen oder sozialen Problemen,
- während 29 Prozent zusätzliche Coachingangebote für Auszubildende als hilfreich ansehen.
- Darüber hinaus wünschen sich 27 Prozent mehr Informations- und Schulungsangebote für Ausbilder, und 26 Prozent sehen in psychosozialer Beratung für Auszubildende eine sinnvolle Unterstützung.
Rekrutierung im Ausland bleibt Ausnahme:
Lediglich 4 Prozent der befragten Handwerksbetriebe haben in den vergangenen Jahren gezielt Auszubildende aus dem Ausland gewonnen.
Bei der Frage nach den wichtigsten Herkunftsregionen wurden genannt:
- Asien (12 Betriebe),
- EU-Ländern (8 Betriebe),
- Afrika (4 Betriebe).
12 der 21 auslandsaktiven Betriebe fanden geeignete Kandidaten über eigene Kontakte und Initiativen, 9 nutzten private Vermittlungsagenturen und 7 griffen auf Programme der Agentur für Arbeit zurück.
Als größte Herausforderung im Rekrutierungsprozess wurden von 17 Betrieben die Sprachkenntnisse genannt.
An der Sonderumfrage zur Ausbildungssituation im Handwerk beteiligten sichrund 580 Handwerksbetriebe. Die Umfrage wurde parallel zur Konjunkturumfrage durchgeführt.
Jeder zweite Betrieb bildet aus
Die Ergebnisse der Sonderumfrage zeigen, dass 46 Prozent der befragten Betriebe derzeit ausbilden. Im
Schnitt werden in diesen Unternehmen 2,6 Auszubildende pro Betrieb beschäftigt. Von den 54 Prozent, die
aktuell keine Ausbildung anbieten, nannten 36 Prozent fehlende betriebliche Voraussetzungen und das
Ausbleiben (geeigneter) Bewerberinnen und Bewerber als Hauptgründe. Weitere Hindernisse sind eine
wirtschaftlich unsichere Lage (26 Prozent), der hohe Kosten- und Zeitaufwand (24 Prozent) sowie
Altersgründe, die bei 21 Prozent gegen die Ausbildung sprechen. Bemerkenswert ist, dass 37 Prozent der
ausbildenden Betriebe sogar über den eigenen Bedarf hinaus Nachwuchskräfte qualifizieren.
Schulen spielen zentrale Rolle bei Ausbildungsbedingungen
Für 71 Prozent der Betriebe ist eine stärkere Berufsorientierung an den Schulen der wichtigste
Ansatzpunkt, um die Rahmenbedingungen für die Ausbildung zu verbessern. An zweiter Stelle steht für 47
Prozent die Wiedereinführung des Werkunterrichts an allgemeinbildenden Schulen. Zudem sprechen sich
34 Prozent der Betriebe für flexiblere Teilnahmeformen am Berufsschulunterricht aus, beispielsweise durch
Distanzunterricht oder kleinere Lerngruppen.
Bewährte Wege bei der Nachwuchsgewinnung
Bei der Suche nach neuen Auszubildenden setzen 60 Prozent der Betriebe auf klassische Maßnahmen wie
Praktika oder Ferienjobs. Ebenso verbreitet ist das Angebot einer Übernahmegarantie nach erfolgreichem
Abschluss der Ausbildung, das von 42 Prozent der Betriebe genutzt wird. Mehr als jeder vierte Betrieb nutzt
inzwischen auch moderne Rekrutierungskanäle wie Social Media, Lehrstellenbörsen (28 Prozent) oder
bietet zusätzliche Anreize neben der regulären Ausbildungsvergütung an, etwa in Form von
Tankgutscheinen oder einem Mobiltelefon (27 Prozent).
Den Konjunkturbericht Herbst 2025 und die Sonderumfrage (Ausbildungssituation im Handwerk) finden Sie
unter: hwk-do.de/konjunktur




































