Politik beschließt beitragsfreie Kitas für Unna – Zugleich schlägt Unna im Städte-Aktionsbündnis Alarm wegen Rekorddefiziten

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Symbolbild - Quelle Pixabay

Über gebührenfreie Kitas ab Sommer 2026 wird Unnas Politik im Haupt- und Finanzausschuss am heutigen Donnerstag, 9. Oktober, die wohl endgültige Entscheidung treffen.

Denn da sich CDU und SPD in ganz ähnlich lautenden Anträgen einig sind und der Hauptausschuss das zweitgrößte und -wichtigste Gremium nach dem Rat ist, gilt die Zustimmung des Stadtrates am 30. Oktober nur noch als Formsache.

Den Verzicht auf Elternbeiträge muss künftig der städtische Haushalt auffangen. Statt der Eltern zahlen fortan alle Unnaer Steuerzahler.

Konkret fehlen der Stadt mit dem Wegfall der Gebühren jedes Jahr über 2 Millionen Euro.

Vom Beginn des nächsten Kindergartenjahres am 1. August 2026 bis zum Jahresende beziffert die Verwaltung die Mindereinnahmen auf 910.000 Euro, ab 2027 sind Mindererträge in Höhe von 2,18 Mio. in der Haushaltsplanung zu berücksichtigen.

Die Stadt sieht in dieser Summe jedoch kein Problem, denn sie habe „in den vergangenen Jahren konsequent Haushaltsdisziplin geübt und Schulden abgebaut. Dadurch entfallen jetzt dauerhaft Zinsaufwendungen, die den städtischen Handlungsspielraum in der Vergangenheit eingeschränkt haben.“

Die Kreisstadt sieht sich also in der komfortablen Lage, jährlich auf 2 Mio. Euro verzichten zu können.

Zugleich gehört Unna zu den fünf Kommunen im Kreis Unna, die sich dem Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ angeschlossen haben, um gemeinsam mit anderen Städten Alarm zu schlagen wegen der Rekorddefizite der Haushalte.

Zusammen mit Bergkamen, Lünen, Schwerte, Werne und eben Unna sind in diesem Hilferuf-Bündnis derzeit 74 Städte und Gemeinden organisiert. Die Kommunen beklagen ein Defizit der öffentlichen Hauhalte von fast 20 Milliarden Euro.

Die Städte und Gemeinden würden mit den Schulden komplett allein gelassen. Sie könnten immer weniger in Schulen, Straßen oder eben auch Kitas investieren.

Das Bündnis fordert unter anderem, dass sich Bund und Länder stärker an den Sozialausgaben beteiligen. Außerdem müsse die Förderpolitik geändert werden. Bisher kämen Fördermittel eher in wohlhabenden Kommunen an, als dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Zu den Kritikern der gebührenfreien Kitas in Unna gehört die Ratsfraktion Wir für Unna, die CDU und SPD „teure Wahlkampfgeschenke“ vorwarf.

„Keiner kann heute sicher sagen, wie der Haushalt in zwei oder drei Jahren aussieht. Bereits im letzten Haushaltsbericht hatte der Kämmerer deutlich gemacht, dass spätestens 2028 die Haushaltssicherung droht.

Wer erklärt den Familien, dass die Kostenfreiheit wieder zurückgenommen werden muss, wenn die Stadt in die Haushaltssicherung rutscht? Wer übernimmt die Verantwortung?“

3 KOMMENTARE

  1. Eine Reform und sozial gerechte Anpassung der Kita Beiträge wäre sinnvoll gewesen.

    Die Abschaffung der Beiträge komplett ist dagegen unverantwortliche Haushaltspolitik angesichts der Prognosen des Kämmers für die kommenden Jahre, den erforderlichen Investitionen und der Unterstützung der diversen Träger zur Erhöhung der Betreuungsqualität.

    Aber der Kuchen ist ja nun gegessen.

  2. Kostenlose Kitas – ein falsches Signal für Unna

    Montagmorgen, Kita zu, Kind zuhause – und schon stehen viele berufstätige Eltern wieder vor einem organisatorischen Problem. Statt sich jedoch nur über die Streiks zu ärgern, sollten wir uns fragen, worum es hier eigentlich geht: um die Qualität der frühkindlichen Bildung. Und genau deshalb halte ich die geplante Abschaffung der Kitagebühren in Unna für den völlig falschen Weg.

    Natürlich klingt „kostenlose Kita“ auf den ersten Blick familienfreundlich. Doch wer glaubt, damit sei das Hauptproblem gelöst, irrt. Das wahre Problem ist nicht der Beitrag, den Eltern zahlen – es ist die mangelhafte Ausstattung vieler Einrichtungen. Der Betreuungsschlüssel ist seit Jahren unzureichend, das Personal überlastet, der Krankenstand hoch. Viele Erzieherinnen und Erzieher arbeiten am Limit. Wer einmal erlebt hat, wie wenig Zeit für echtes Fördern, Spielen oder Zuhören bleibt, weiß: Wir brauchen dringend mehr Qualität, nicht nur mehr Quantität.

    Wenn die Stadt Unna jetzt Millionen in Beitragsfreiheit steckt, fehlt dieses Geld an anderer Stelle – nämlich dort, wo es wirklich gebraucht wird: für besser bezahltes Personal, kleinere Gruppen, mehr Fortbildungen und eine zeitgemäße Ausstattung. Eine beitragsfreie Kita nützt niemandem, wenn die Kinder dort kaum individuelle Zuwendung bekommen, weil schlicht zu wenig Fachkräfte da sind.

    Eltern wollen das Beste für ihre Kinder – aber das Beste ist nicht automatisch das Billigste. Wer wirklich in die Zukunft unserer Kinder investieren will, sollte nicht Gebühren abschaffen, sondern Qualität finanzieren. Das wäre ein mutigeres, ehrlicheres und nachhaltigeres Signal für Unna.

    • Hallo Paohlbürger, wir würden Ihren Kommentar gern noch einmal separat auf Facebook zur Diskussion stellen. Sind Sie damit einverstanden? VG von der Redaktion.

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