Ev. Kirche zum Aus zweier Kitas in Unna: „Alles war mit Stadt abgestimmt – Weisen Kritik an Intransparenz energisch zurück“

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Die beiden Familienzentren Unterm Regenbogen und Arche in Königsborn und Massen werden geschlossen. (Foto Ev. Kirchenkreis Unna)

„Kindergartenwerk im Ev. Kirchenkreis Unna reduziert Standorte – Kitas in Unna- Königsborn und Massen schließen – Land lässt Träger im Stich“:

Mit diesen Schlagworten überschrieb der Ev. Kirchenkreis Unna am Mittwochmittag, 10. September, eine Presseerklärung zu den bereits bekannt gewordenen Kita-Schließungen in Unna-Königsborn und Massen.

Das Statement enthält scharfe Kritik an der Landesregierung sowie auch an der Stadt Unna. Diese hatte der Kirche Intransparenz vorgeworfen. Zu Unrecht, wehrt sich der Kirchenkeis.

Die Kirche erklärt sich als Trägerin der Einrichtungen wie folgt:

„Die Anpassungen an Bedarfe und Finanzierbarkeit von Kita-Plätzen im Ev. Kirchenkreis Unna geht weiter. Nun stehen im Laufe der beiden nächsten Jahre zwei Schließungen von Einrichtungen bevor. Dabei handelt es sich um die Familienzentren „Unter´m Regenbogen“ in Unna-Königsborn und „Arche“ in der Friedensstraße in Unna-Massen. 

„Aufgrund der unzureichenden Refinanzierung durch die Landesregierung und der hohen Anzahl an Kirchenaustritten ist dieser Schritt unausweichlich“,

so der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Unna, Dr. Karsten Schneider.

„Bei den vielen Einschnitten in der Vergangenheit konnten wir die Kitas immer ausnehmen, das gelingt uns jetzt bedauerlicherweise nicht mehr.“ 

In Gesprächen mit dem Jugendamt der Stadt Unna wurde mitgeteilt, dass in den Einzugsgebieten dieser Kitas mehr als ausreichend Plätze vorhanden sind.

Die gemeinsame Entscheidung von Träger und Stadt fiel dabei auf diese beiden Einrichtungen. Dabei hat der Träger alle vereinbarten Absprachen eingehalten.

Wir weisen entschieden zurück, nicht transparent gegenüber der Kommune in den Vorbereitungen und Entscheidungen gewesen zu sein. 

Im Familienzentrum „Unter´m Regenbogen“ in Königsborn läuft der Betrieb mit dem laufenden Kindergartenjahr aus. Die Kinder und Familien können im Stadtteil von anderen Einrichtungen aufgenommen werden. Auch die Mitarbeiter erhalten beim Kindergartenwerk ein Arbeitsplatz-Angebot.

In Unna-Massen wird es einen zweischrittigen Ausstieg geben. Dort werden zum nächsten Kindergartenjahr keine Kinder mehr aufgenommen und der Betrieb läuft mit einer Gruppe dann im Sommer 2027 Jahr aus.

Von einer zeitlichen Streckung wurde seitens des Jugendamtes abgeraten. Um jedoch den Mitarbeiterinnen eine berufliche Perspektive zu geben, führt der Träger das weitere Jahr den Betrieb fort. 

Zudem sind beide Einrichtungen durch ihre bauliche Situation betroffen.

Eine Gesamtinvestition von rund 1 Mio. Euro wäre nötig, um die in die Jahre gekommenen Einrichtungen, vorrangig die in Königsborn, weiter betreiben zu können.

Im März 2023 hat die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Unna beschlossen, seine bisherige finanzielle Förderung der Kita-Arbeit in der Höhe von 10,5% des Kirchenkreis-Haushalts, rund 1 Mio Euro im Jahr, beizubehalten. Das reicht derzeit allerdings in keinster Weise.

Auch der Zuschuss der Kommunen schließt die Lücke zum Finanzierungsbedarf bei Weitem nicht. Dr. Schneider:

„Die Aussage, es gäbe eine 100%-Finanzierung, ist ja Augenwischerei. Die Pauschalen bilden die realen Kosten schon lange nicht mehr ab. Von der Landesregierung werden wir im Stich gelassen.“

Nach ersten Gruppen- und Standortschließungen im vergangenen Jahr sind nun die Schließungen der beiden Einrichtungen in Unna weitere Maßnahmen. Die Kita-Arbeit war in allen Veränderungen der letzten Jahre, von Pfarrstellenreduzierung bis Gebäudeschließungen, bisher am wenigstens betroffen

Die Reaktionen der Elternschaft sind sehr verständlich und zeigen die über viele Jahre hervorragende Arbeit der Teams. Mit beiden Einrichtungen verbinden viele Familien und Kinder sowie Mitarbeiter einen vertrauten und geliebten Ort.

„Das ist uns sehr bewusst.  Das ist sehr schmerzhaft und bedauerlich für alle betroffenen Familien, aber auch für die Mitarbeiterinnen. Leider sehen wir aber keine andere Lösung“, so Dr. Schneider. Doch:

„Die nun begonnene Konzentration auf weniger Standorte ist jedoch der einzige Weg, um die uns sehr wichtige qualifizierte Kita-Arbeit überhaupt noch fortführen zu können.“


Persönliches Statement von Dr. Karsten Schneider:

In den letzten Jahren gab es viele Kirchenaustritte. Die hohe Anzahl an Kirchenaustritten hat Folgen. Das machen sich viele Menschen nicht klar. Aber: Kirchenaustritte haben Folgen. Auch Kita-Schließungen sind Folge von Kirchenaustritten. 
Bisher konnten wir als Kirche mit Kirchensteuermitteln immer noch viele Lücken bei der Finanzierung sozialer Dienstleistungen stopfen, auch bei den Tageseinrichtungen für Kinder. Das haben wir gern getan, sehr gern. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Bei den vielen Einschnitten in der Vergangenheit konnten wir die Kitas immer ausnehmen, das gelingt uns jetzt bedauerlicherweise nicht mehr. 
Um so nötiger wäre es, dass der Staat die wegfallenden Kirchensteuermittel in den sozialen Systemen ersetzt. Das tut er nicht. Gerade bei der Kita-Finanzierung lässt uns die Landesregierung im Stich. Das System kollabiert gerade. Und die Regierung schaut zu. Sie lässt uns im Regen stehen. 
Bei uns im Kirchenkreis sind uns die Kommunen dankenswerterweise ein Stück weit entgegengekommen. Auch in Unna ist dies so. Dafür sind wir dankbar. Wir wehren uns aber gegen den völlig falschen Eindruck, dass damit die Personalkosten refinanziert seien. 

Der bereits im letzten Jahr begonnene Rückbau ist somit unausweichlich. Er ist unumgänglich, wenn wir nicht das gesamte Kita-Werk – und letztlich damit auch den Kirchenkreis – in den finanziellen Abgrund reißen wollen. 
Somit müssen wir heute leider – neben der bereits bekannten Schließung der Einrichtung „Unter´m Regenbogen“ in Königsborn – eine weitere Schließung bekannt geben. Das ist sehr schmerzlich für alle betroffenen Familien, aber auch für die Mitarbeitenden. Das ist uns bewusst. Leider sehen wir aber keine andere Lösung. 

Uns ist bewusst, dass der Zeitpunkt der Mitteilung der Kita-Schließungen mehr als ungünstig ist. Leider war es nicht möglich, aufgrund der Komplexität der Verhandlungen noch vor den Sommerferien zu kommunizieren. Das wäre besser gewesen und hätte einiges von den aktuellen Härten und Irritationen genommen. Ich bedauere ausdrücklich, dass dies nicht erfolgen konnte. – Wir werden aber alles tun, um diese Härten für die betroffenen Familien abzumildern: Über die Möglichkeit einer Sonderkündigung bis hin zu einer intensiven pädagogischen Begleitung bei einem Einrichtungswechsel. 
Dabei haben wir alle Entscheidungen und letztlich auch die Zeitschiene mit der Kommune abgestimmt. Von dort wurde eine Kommunikation noch im September eindeutig favorisiert, um die Öffnung der Anmeldeportale für das Kita-Jahr 26/27 noch vorbereiten zu können. – Wir widersprechen entschieden dem Vorwurf der Intransparenz und können belegen, dass dem nicht so war. 

Pressemitteilung: Ev. Kirchenkreis Unna

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