Ev. Kirche Unna setzt bei Kitas zum Kahlschlag an: Auch „Arche“ an der Friedensstraße in Massen wird geschlossen

6
7020
Das Familienzentrum "Arche" in Unna-Massen (Friedensstraße) soll nur noch zwei Jahre bestehen. (Foto Ev. Kiga-Werk)

Jetzt geht es Schlag auf Schlag bei den Evangelischen Kitas in Unna.

Zehn Tage nach der Hiobsbotschaft für Eltern in Unna-Königsborn – das Familienzentrum Unterm Regenbogen wird im Sommer nächsten Jahres aufgegeben – verkündet die Ev. Kirche die nächste Schließung eine ihrer Kindertagesstätten in Unna.

Nach Informationen unserer Redaktion wird der Evangelische Kirchenkreis auf seiner für Mittwoch (10. September) anberaumten Pressekonferenz , bei dem es um die Zukunft der Ev. Kitas gehen soll, bekannt geben, dass er das Familienzentrum „Arche“ im Stadtteil Massen schließen wird.

Die Einrichtung an der Friedensstraße wird demnach am 31. Juli 2027 zum letzten Mal öffnen.

Dass die Massener Kita damit noch ein Jahr länger bestehen darf als die Kita im Herzen Königsborns, kann die davon betroffenen Familien wenig trösten. Wohl auch wenig Trost ist die kürzliche Versicherung der Stadt Unna, man verfüge insbesondere im größten und zweitgrößten Stadtteil – also Königsborn und Massen – sogar über ein „Überangebot“ an Kita-Plätzen.

Gleichwohl hatte die Stadtverwaltung in ihrer Pressemitteilung ungewöhnlich scharf das Vorgehen der Ev. Kita-Werks kritisiert, mit der Schließung der Königsborner Einrichtung unabgesprochen und abrupt an die Öffentlichkeit zu gehen.

Die Eltern in Massen trifft die schlechte Nachricht mit einem Jahr mehr Vorlauf.

Am 15. September soll es eine Informationsveranstaltung für die Eltern geben.

Die „Arche“ im Stadtteil Massen ist laut den Informationen auf der Website des Kindergartenwerks eine zweigruppige Einrichtung mit 45 Plätzen, davon sechs für Kinder unter drei Jahren (U3). Der pädagogische Alltag sei „geprägt von der Arbeit nach den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik und fest verbunden mit dem christlichen Menschenbild“.

Die Kita bietet darüber hinaus „einge lange individuelle Eingewöhnungsphase für Kinder unter drei Jahren, Inklusionsarbeit durch ausgebildete Fachkräfte, ein großes Außengelände mit Wasserstelle, Kräuterbeet und Nutzgarten, Funktionsräume wie Atelier, Turnhalle mit Bällebad, Baubereich, Möglichkeiten, um Musik zu begreifen und zu erleben mit all ihren Facetten.

„Gelebte Religion wird im Alltag durch ein christliches Miteinander spürbar, z.B. regelmäßige kindgerecht gestaltete Andachten“, unterstreicht das Kita-Werk.

Als Familienzentrum kooperiert die Arche außerdem, ebenso wie „Unterm Regenbogen“ in Königsborn, mit Frühförderstellen, Therapeuten, Jugendamt und Beratungsstellen sowie therapeutischen Institutionen.

Das Evangelische Kindergartenwerk betreibt aktuell noch 24 Kinderbetreuungseinrichtungen im Kreis Unna.

Lesen Sie HIER die umfangreiche Stellungnahme des Kirchenkreises.

6 KOMMENTARE

  1. Nicht direkt aus Unna, sondern aus einer größeren Nachbarstadt ist mir genauer bekannt, wie sich die hoch verschuldete evangelische Kirche aus dem Kitabereich weiter zurück zieht

    Massiv erhöhte (dem öffentlichen Dienst angepaßte) Personalkosten sind neben den hohen Inflationskosten mit ein Grund dafür.
    Die Vorgaben der Landeskirche, Gebäude umweltenergetisch umzugestalten, führen bei vielen oft wegen zu hohe Kosten eher zum Verkauf.
    Seit der Coronamaßnahmezeit sind ungewöhnlich hohe Krankenstände beim Personal Standard.

    Da passieren im Moment allgemein einige Dramen im Hintergrund.
    Auszubildenden wurde mitgeteilt, das niemand von ihnen übernommen wird und neue werden nicht mehr eingestellt. Harte Personalkürzungen sind an der Tagesordnung. Mitarbeiter haben langfristige Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Andere Kitaträger haben ähnlich tiefe strukturelle Probleme.

    Was vielen nicht richtig bewußt ist:
    Die Kirche ist nicht für das gesetzliche Recht auf Kitaversorgung verantwortlich, sondern die jeweilige Kommune vor Ort! Für die evangelische Kirche besteht keinerlei gesetzliche Pflicht, freiwillig im Kitabereich tätig zu sein.

    Wenn man keine anderen Kitaträger findet, müssen halt die Städte in Eigenregie mit eigenem Personal die Kitaversorgung sichern. Eine gewaltige Aufgabe für die nächsten Jahre.
    Daher sind sie eher die richtigen Ansprechpartner und von ihnen sollte man langfristige alternative Konzepte verlangen!
    Dabei ist besonders darauf zu achten, das die Qualität der Kitaarbeit hoch bleibt und Kitas nicht einfach zu Ganztagesverwahrorte werden nur damit offiziell die gesetzliche Pflicht zur Kitaversogung erfüllt wird. Die Kommunen sind ja hoch verschuldet.
    Entscheidend ist nicht nur ob genügend Kitaplätze zur Verfügung stehen sondern auch deren pädagogische Qualität.

    Im Kommunalwahlkampf versprechen CDU und SPD populistisch als Wahlgeschenk kostenlose Kitaplätze, die gar nicht so kostenlos sind, weil die Stadt die Kosten wieder durch Gebühren und Abgaben bei ihren Bürgern reinholen muß. Mitbürger mit weniger Geld werden bereits entlastet. Mitbürger mit viel Geld wären wohl die größten Profiteure davon.

    Die tiefe strukturelle Krise der Kitaversorgung und die zusätzlichen komplexen Aufgaben der Kommunen in diesem Bereich in der Zukunft werden aber im Wahlkampf nicht angesprochen

    Deutschland wurde in den letzten Jahren in eine tiefe langfristige Wirtschaftskrise geführt und die Auswirkungen werden sich noch weitaus vermehrter in den verschiedenenen Alltagsbereichen der Bevölkerung bemerkbar machen.

    Bis nach den Wahlen im größten und einflußreichsten Bundesland NRW werden wohl noch einige bittere Realitäten möglichst unter den Teppich gekehrt. Ab dem Herbst und den Kommunalwahlen in NRW wird meiner Einschätzung nach eher Klartext von der Politik geredet.

  2. Ich mach’s kurz:
    Wen wundert es? Der Bürgermeister verkündet, man habe mehr als ausreichend Kita-Plätze und die Stadt wird demnächst alle Plätze ohne Gebühren zur Verfügung stellen. Gute Gelegenheit für die finanziell klamme Kirche, sich auf Kosten der Unnaer Steuerzahler zu sanieren. Die Stadt hat’s ja. Zur Not werden dann Steuern und andere Gebühren erhöht.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here