
Bedeutet dies nun das endgültige Aus für das Gärtchen Mille Fiori?
Es war viele Jahre lang ein kleines Gartenparadies, ein buntes, kreatives Idyll schrittnah zur Unnaer Fußgängerzone. Liebevoll bepflanzt und mit Kunstwerken verziert durch privates Engagement eines Unnaer Künstlerpaares, sorgte das Gärtchen Mille Fior zwischen Massener Straße und Schulstraße stets für staunende Bewunderung einheimischer und auswärtiger Besucher, die sich in dem kunterbunten Kleinod gern für eine Rast niederließen.
Die Nowodworskis hatten sich der städtischen Fläche, die ungenutzt brach lag, im Jahr 2019 angenommen und neben Zeit und Kreativität auch Geld in den „Mille Fiori“ investiert.
Als Frauke und Dietmar Nowodnorwski den „Mille Fiori“ im Herbst vor zwei Jahren aufgaben, weil die viele ausschließlich ehrenamtliche Arbeit für sie schlicht nicht mehr zu schaffen war, zauberte die Stadt zunächst eine sofortige Nachfolgeregelung aus dem Hut: Denn die Fläche sei auch mit Blick aufs „Reallabor Schulstraße“, dem für viel Steuergeld zum Park umgemodelten Parkplatz, zu wichtig, betonte Bürgermeister Wigant (CDU) seinerzeit im Haupt- und Finanzausschuss.
Öffentlichkeitswirksam stellte Wigants Verwaltung im Oktober 2023 bei einem Pressetermin den „Club Handicap“ als neuen Gartenverantwortlichen vor und zeigte sich gewiss, damit eine langfristige Lösung gefunden zu haben, die freilich erneut auf reiner Ehrenamtlichkeit beruhte.


Doch es kam anders.
In den letzten Wochen fiel Besuchern zunehmend auf, dass das Gärtchen nicht mehr wie gewohnt gepflegt wird. Gestern waren auch die Hinweisschilder auf den Club Handicap vor Ort verschwunden.
Tatsächlich hat der Verein anderthalb Jahre nach Übernahme der Pflege frustriert das Handtuch geworfen. Verwaltungsleiter Markus Bast bestätigte das unserer Redaktion am heutigen Mittwoch (16. Juli). Seine Antwortmail an die Redaktion kam sehr zügig nur eine Stunde nach Anfrage.
„Ja, tatsächlich habe ich diese Woche mit der Stadt gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass wir nicht länger die Pflege übernehmen können/ wollen“, bestätigte Markus Bast.
„Wir werden aber, bis ich Rückmeldung von der Stadt habe, noch mit unseren Möglichkeiten weiter versuchen, den Stand zu halten.“
Rückmeldung von der Stadt bekam unsere Redaktion auf eine entsprechende Anfrage vom Montag bisher auch noch nicht.
Wer die Hinweisschilder auf den Club Handicap an den Bäumen entfernt hat, weiß der Verwaltungsleiter nicht. „Wir waren es nicht. Und dass die Stadt quasi einen Tag nach dem Telefonat schon tätig war, kann ich mir nicht vorstellen…“

Die Gründe für die Entscheidung, die Gartenpflege neben dem „Reallabor“ aufzugeben, seien vielfältig, so Markus Bast.
„Es ist schwierig für uns, ständig die Patienten zu motivieren diese Aufgabe zu übernehmen.
Denn, und das ist der Hauptgrund – es wird fast alles, was wir aufbauen, kurzfristig wieder zerstört oder beschmiert.
D.h. konkret: Vandalismus ist ein großes Problem, und die Patienten und Mitarbeiter haben einfach keine Lust mehr, ständig tage- oder sogar wochenlang Dinge zu restaurieren und dann ist am nächsten Tag wieder alles zerstört!
Auch die Rückmeldung aus der Bevölkerung ist „schwierig“, wenn zum Beispiel vorbei laufende Passanten Bemerkungen machen wie „Macht ihr auch endlich mal was…“ oder wir Montag morgens direkt angerufen werden, das der Garten voller Müll ist (nachdem am Wochenende dort häufig Party gemacht wird).
Das ist für unsere Patienten mit teilweise auch sozialen Ängsten wirklich schwierig und eher kontraproduktiv.
Jeder Bürger hätte gerne auch selbst mal Müll aufsammeln können, aber da wird dann die Verantwortung scheinbar komplett auf uns abgewälzt.
Aber natürlich gab es auch Lob, keine Frage- aber die negativen Kommentare wiegen leider schwerer.
Ein weiteres Problem ist nicht nur der Müll an sich- sondern speziell die Tatsache, dass der Garten wohl auch von Junkies genutzt wird und wir dort auch schon Spritzen etc. entfernen mussten- und das kann ich meinen Patienten wirklich nicht zumuten!
Also – es ist einfach zu viel Arbeit für uns – wir haben nur 1-2 therapeutische Gruppen pro Woche (und da kann es auch zu Ausfällen kommen), die sich um den Garten kümmern können, aber die Erwartungshaltung vieler Bürger ist so hoch, dass wir dem nicht gerecht werden können.
Wenn nicht noch (viel) mehr Leute helfen (und das müsste ja auch koordiniert werden), ist es bei den oben geschilderten traurigen Tatsachen nicht leistbar, einen solchen Garten auf dem bekannten Niveau ehrenamtlich zu erhalten.
Denn das muss ja auch dazu gesagt werden, wir haben das freiwillig und unentgeltlich gemacht, sind aber weder Gärtner noch Künstler und konnten nur mit unseren Möglichkeiten versuchen das Beste daraus zu machen.
Wahrscheinlich muss die Stadt, wenn sie an dem Erhalt des Gartens interessiert ist, doch Geld in die Hand nehmen und Firmen mit der Pflege beauftragen- ob das überhaupt bezahlbar ist wage ich allerdings zu bezweifeln.
Ich bedaure unsere Entscheidung sehr und hätte mir gewünscht, dass es besser funktioniert, aber der Umfang der Arbeit ist einfach zu groß- zumindest bei dem Verhalten einiger weniger Menschen, die uns die Freude an dem Garten genommen haben. Und ohne Freude an dieser Arbeit macht es für uns einfach keinen Sinn…“
Die von uns angefragte Stellungnahme der Stadt kam am frühen Abend. Sie lautet:
Die Kreisstadt Unna und der Club Handicap e.V. haben sich einvernehmlich darauf verständigt, dass der Verein die Betreuung des ehemaligen Gartens „Mille Fiori“ an der Schulstraße beendet. Beide Seiten bedauern diese Entscheidung, die mit großem gegenseitigem Respekt getroffen wurde.
Der Club Handicap e.V. hatte die Pflege der innerstädtischen Grünfläche im Herbst 2023 übernommen – mit dem Ziel, den Garten im Rahmen seiner ergotherapeutischen Arbeit in die Tagesstruktur seiner Klientinnen und Klienten einzubinden. Doch im Laufe der vergangenen Monate stellte sich heraus, dass sich dieses Vorhaben in der Praxis nicht in dem Maße realisieren ließ, wie zunächst erhofft.
Auch Bürgermeister Dirk Wigant bringt sein Bedauern zum Ausdruck: „Es ist schade, dass dieses Projekt nicht die Entwicklung nehmen konnte, die wir uns gewünscht haben. Umso mehr danke ich dem Club Handicap e.V. für den aufrichtigen Einsatz. Die Entscheidung, die Betreuung des Gartens abzugeben, verdient Respekt – insbesondere, weil sie auf einer realistischen Einschätzung und dem Wohl der betreuten Menschen beruht.“
Die Stadtbetriebe Unna kümmern sich nun dauerhaft um die Pflege des gesamten Bereichs an der Schulstraße – also sowohl des Minette-Pötter-Parks als auch der bisherigen „Mille Fiori“-Fläche. Konkret bedeutet dies: Die Stadtbetriebe sorgen mindestens einmal pro Woche für Reinigung und Bewässerung der gesamten Anlage.
Darüber hinaus prüft die Stadtverwaltung, inwiefern die Fläche des ehemaligen Gartens „Mille Fiori“ dauerhaft so gestaltet werden kann, dass der besondere Charakter des Ortes bewahrt wird und langfristig weiter entwickelt werden kann.
Der Garten Mille Fiori und das Reallabor Schulstraße
Der Garten Mille Fiori in der Unnaer City, den 5 Jahre lang das Künstlerehepaar Nowodworski privat hegte und pflegte, gehört nicht zum 2022 gestarteten „begehbaren Bürgerexperiment Reallabor Schulstraße“. Das liegt bekanntlich direkt nebenan.
Gleichwohl sei dieses Gärtlein, welches das Künstlerpaar nach 5 Jahren nicht weiter privat hegen und pflegen mag, „auch in Hinsicht auf das Reallabor wichtig“, erklärte Bürgermeister Wigant im September 2023 im Haupt- und Finanzausschuss, weshalb die Stadt das Kleinod denn auch unbedingt bewahren wollte.
Dies sollte aber erklärterweise nicht in städtischer Regie geschehen, sondern weiterhin durch Bürger privat erledigt werden.
Was eben auch in Hinsicht auf das Reallabor wichtig sei. Für dieses Bürgerexperiment unter dem Motto „Park statt Parkplatz“ endete am 30. September 2023 die offiziell ausgegebene Testphase. Es folgte der mehrheitliche Ratsbeschluss, den Park – jetzt „Minette-Pötter-Park“ – weiter zu „entwickeln“.
Die Pläne sehen im Detail Folgendes vor:
Der östliche Bereich wird zu einem sogenannten „Piko-Park“ umgestaltet. Dabei handelt es sich um einen naturnahen kleinen Park, zu dem auch ein dauerhafter Spielplatz inklusive Wasserspielgeräten zählt. Für zusätzlichen Sonnenschutz ist hier die Anpflanzung von weiteren Bäumen geplant; auch eine Entsiegelung des Bodens ist vorgesehen.
Für diese Maßnahmen hat die Stadtverwaltung bereits eine Förderzusage der kfw-Bank erhalten. Dies bedeutet konkret, dass von den Kosten in Höhe von 678.000 Euro, die für den „Piko-Park“ anfallen, 542.400 Euro aus Fördermitteln finanziert werden.

Für die Umgestaltung des westlichen Bereiches werden ebenfalls Fördermittel beantragt; hier steht eine Zusage aber noch aus. Nach dem Beschluss des Stadtrates ist dieser Bereich als Fläche für „ruhenden Verkehr und Sondernutzung“ vorgesehen. Dies bedeutet, dass hier wie bisher Parkplätze für Anwohner als auch Behindertenparkplätze vorgesehen sind.
Zusätzlich ist in diesem Bereich der Bau einer sogenannten „Quartiersmobilstation“ geplant. Dabei handelt es sich um eine überdachte Fahrradabstellanlage für Fahrräder, die als Teil der Radstation am Bahnhof Unna mit einem Chip zugänglich ist und rund um die Uhr videoüberwacht wird.
Für diese Maßnahmen sind Kosten in Höhe von 160.000 Euro einkalkuliert. Bei einer Förderzusage in Höhe von 75 Prozent bliebe ein städtischer Eigenanteil in Höhe von 40.000 Euro.
Damit blieben beide Maßnahmen zusammen unter dem zur Verfügung stehenden Gesamtvolumen von 250.000 Euro für die Umgestaltung des Platzes.
Bedingt durch fehlende personelle Kapazitäten laufen aktuell noch die vorbereitenden Maßnahmen für die Umgestaltung zum „Piko Park“. Mit den tatsächlichen Bauarbeiten wird absehbar Anfang 2026 begonnen werden. Mitte 2026 soll der „Piko Park“ dann fertiggestellt sein, so die Stadt.
[…] +++ Update am 16. Juli 2025 – der Club Handicap hat das Handtuch geworfen. +++ […]
Traurig.
Offenbar kann man nichts mehr unbeschädigt lassen.
Kann auch zur Genüge an Bushaltestellen, Wartehäuschen, und anderen Stellen beobachtet werden.
Dazu „künstlerische“ Gestaltung von offensichtlich geistig Verirrten mit wilder Graffiti.
Sieht man bundesweit.
Videokontrolle ist leider noch nicht möglich, würde aber so einiges verhindern bzw. aufklären- man denke an den Brand bei Backwerk ( mit Flammenübergriff auf ein Wohnhaus)
[…] hat, den Garten Mille Fiori zwischen Schulstraße und Massener Straße nicht mehr weiter zu pflegen (wir berichteten am heutigen Morgen), macht es die Stadt jetzt […]