SEK-Einsatz in Königsborn: Betroffene Frau meldet sich zu Wort und möchte die Hintergründe schildern

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Originalbild von Frank Brockbals, aufgenommen beim Einsatz am 8. Juli 2025 an der Salinenstraße.

Für erhebliches Aufsehen sorgte am Nachmittag des 8. Juli ein mehrstündiger Polizeieinsatz mit SEK-Unterstützung im Unnaer Stadtteil Königsborn.

Die Einsatzkräfte waren gegen 11.25 Uhr zur Unterstützung einer gerichtlichen Zwangsvollstreckung zur Salinenstraße gerufen worden.

Im anschließenden Polizeibericht blieben die Fakten aus Gründen der Persönlichkeitsrechte sehr knapp. So hieß es darin lediglich, dass eine 35 Jahre alte in Unna wohnende Frau die Einsatzkräfte beim Öffnen der Tür mit Pfefferspray besprüht habe und dass die Gefahr bestanden habe, dass sie ein Messer gegen sich selbst richtete.

Die Frau wurde um 13.40 Uhr überwältigt. Niemand wurde verletzt.

Einigermaßen überraschend für unsere Redaktion meldete sich am Freitag (11. 7.) per Mail eine Frau, die sich als Betroffene des Einsatzes zu erkennen gab. Sie schrieb:

„Mein Name ist Oneida und ich bin die betroffene Person, um die es sich am Dienstag gehandelt hat.“ Sie wolle gerne den Hintergrund des Einsatzes aus ihrer Sicht verdeutlichen und bat um Rückruf.

In einem langen Telefonat schilderte uns die 35-Jährige, wieso sie sich an jenem Dienstag in dem Wohnhaus an der Salinenstraße verschanzt hatte. Es handele sich um die Wohnung, in der sie 10 Jahre lang mit ihrem Mann gelebt habe. Mit ihm habe sie zwei Töchter, die Ältere 17, die Jüngere 7 Jahre alt.

Hintergrund der Eskalation am 8. Juli sei, so berichtete die 35, die für unseren Bericht „Oneida“ genannt werden möchte, ein lange schwelender Sorgerechtsstreit gewesen. Dabei standen von ihrer Seite aus Missbrauchsverdächtigungen gegenüber ihrem Ehemann im Raum. (Näher dürfen wir darauf aus rechtlichen Gründen nicht eingehen, d. Red.).

Jedenfalls: „Die ganze Situation hat so ein Riesenausmaß angenommen, das dies nur das Endergebnis war.“

Aus Oneidas detaillierten Einzelschilderungen über die stetig wachsenden familiären Konflikte insbesondere während der letzten fünf Jahre blieb letztlich unter dem Strich stehen, dass ihr Mann sie final offenbar dazu aufgefordert hatte, aus der Wohnung an der Salinenstraße auszuziehen. Als Eigentümer der Wohnung hatte er formal das Recht dazu.

Die beiden Töchter seien aufgrund der ungeklärten Situation zwischenzeitlich aus der Familie herausgenommen und in Betreuung gegeben worden.

(Anm.: Überprüfen und verifizieren lässt sich dies für unsere Redaktion nicht, ebenso wenig wie andere die Familiensituation betreffende Behauptungen, da weder das Jugendamt noch andere Behörden inklusive die Polizei Auskünfte zu privaten Konflikten geben dürfen.)

Was dann aber Fakt war, war die vom Unnaer Ordnungsamt angeordnete Zwangsvollstreckung am Mittag des 8. Juli, da die 35-Jährige nicht aus der Wohnung ihres Mannes ausziehen wollte. Denn: Sie habe Angst gehabt, dadurch jede Chance auf das Sorgerecht für ihre beiden Töchter zu verlieren. „Wer das Kind hat, bekommt das Wohnrecht“, glaubt sie.

Den Großeinsatz mit SEK empfang die 35-Jährige selbst als „ziemlich übertrieben“. „Ich wollte doch einfach nur in Ruhe gelassen werden“, rechtfertigt sie ihre Reaktion, sich mit Pfefferspray gegen ihre Mitnahme zu wehren.

Das im Polizeibericht erwähnte Messer habe sie in der Hand gehabt, bestätigt Oneida. „Ich hielt es nicht nach vorn. Natürlich wollte ich damit niemanden angreifen. Ich wollte“, wiederholt sie, „doch einfach nur in Ruhe gelassen werden.“

Auf der Polizeiwache Unna sei sie vor die Wahl gestellt worden, entweder ihre Finanzen offenzulegen oder in Haft zu gehen. „Ich habe die 24 Stunden Haft in der JVA Gelsenkirchen gewählt, um hinterher Schadensersatz zu fordern.“

Nach ihrer Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt sei sie dann „bei Freunden“ untergekommen, in Unna, erzählt Oneida weiter. Sie kündigt an: „Ich werde den Kampf um meine Kinder weiterführen.“ Sie spricht von juristischer Willkür, psychischer Unterdrückung.

(Anmerkung unserer Redaktion: Oneida schickte uns im Anhang an ihrer Mail einige juristische Schriftstücke zu, die wir aus Gründen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte nicht veröffentlichen dürfen und auch nicht wollen. Ausgenommen sind unten aufgeführte Auszüge aus einem Schriftverkehr zwischen der 35-Jährigen und ihrer zunächst im Sorgerechtsstreit beauftragten Anwaltskanzlei. Inzwischen, sagt Oneida, habe sie keinen Anwalt mehr, sondern einen „juristischen Berater“.)

2 KOMMENTARE

  1. Wer ein Messer (potenziell tödlich, agal ob Eigen- oder Fremdgefährdung) in der Hand hält und Polizeibeamte mit Pfefferspray besprüht, nur weil er oder sie in Ruhe gelassen werden möchte, nun ja, der sollte über sein Handeln ganz sicher noch einmal ausgiebig nachdenken. Dass das Messer dabei nach unten und nicht nach vorn gehalten wurde, sollte die Frau als Glück verstehen, denn wer weiß, welche Mittel die Polizei ansonsten eingesetzt hätte, um eine Gefahr für das eigene Leben schnelllstens abzuwehren. Die Frau war verpflichtet, aus der Wohnung auszuziehen, da der Ehemann der Eigentümer ist. Meine Meinung: Selbst verschuldeter Polizeieinsatz.

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