Prognose sieht bis 2040 für Unna 1500 neue Wohnungen nötig, maßgeblich wegen Zuwanderung – Grüne: Verdichten statt versiegeln, weniger Wohnfläche

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Beispielfoto für Neubautätigkeit in Unna: Die Mehrfamilienhäuser des Bauträgers HSI an der Hertingerstraße. (Archivbild HSI) Foto HSI

Der Stadtrat hat jüngst ein „Handlungskonzept Wohnen“ verabschiedet. Es prognostiziert bis 2040 den Bedarf von 50 Fußballfeldern Fläche für Neubauten. Nur noch 25 Prozent sollen Einfamilienhäuser sein, mindestens ein Drittel sollen Sozialwohnungen sein.

Die Grünen finden vieles an den Konzept gut – anderes bewerten sie äußerst kritisch.

„Mit diesen Leitlinien liegt erstmals ein umfassender Rahmen für eine strategisch ausgerichtete, sozial gerechte und perspektivisch ausbalancierte Wohnraumentwicklung in Unna vor“, lobt die Fraktion in einer Pressemitteilung.

Positiv bewerten die Grünen die klare Zielsetzung, 75 Prozent der Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern entstehen zu lassen, damit der zunehmenden Flächenknappheit und dem hohen Versiegelungsdruck begegnet werden kann.

„Ebenso begrüßen wir das Bekenntnis zu einem Mindestanteil von 30 Prozent öffentlich geförderter Mietwohnungen, was insbesondere für kleine Haushalte, Senioren und Menschen mit geringem Einkommen dringend notwendig ist.“

Dabei sei es jedoch für unerlässlich, diesen Anteil – insbesondere auf kommunalen Grundstücken – „noch ambitionierter zu gestalten“.

Wesentliche Punkte im Konzept sehen die Grünen aber kritisch.

„So wird der prognostizierte Bedarf an rund 1.500 Wohneinheiten im Neubau bis 2040 maßgeblich aus dem Szenario „Erhöhte Zuwanderung“ abgeleitet. In Anbetracht der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatte um Zuwanderung stellt sich für uns die Frage, wie realistisch und tragfähig diese Annahme auf lange Sicht tatsächlich ist.

Ebenso hinterfragen wir die zugrunde gelegte durchschnittliche Wohnfläche pro Person. Angesichts der ökologischen Auswirkungen von weiterem Flächenverbrauch muss dieser Wert, der in die Flächenberechnung einfließt, kritisch reflektiert werden.“

Das Konzept komme zu dem Schluss, dass zur Realisierung des prognostizierten Wohnbedarfs bis zum Jahr 2040 insgesamt rund 35 Hektar zusätzliches Bauland erforderlich sind – das entspricht einer Fläche von etwa 50 Fußballfeldern.

„Vor dem Hintergrund von Klimakrise, Artenverlust und den Herausforderungen der Starkregen- und Hitzevorsorge halten wir dies für einen sehr hohen Wert. Wir mahnen an, dass die Flächenversiegelung deutlich stärker begrenzt werden muss.“

Ronja Kossack, stellv. Vorsitzende im Ausschuss für Stadentwicklung und Mobilität, ist von der neuen Zielvorgabe überzeugt:

„Nachverdichtung, Umnutzung bestehender Flächen, Aufstockung und die gezielte Aktivierung von Baulücken müssen in der Umsetzung deutlich stärker priorisiert werden als bisher vorgesehen.

Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Konzept erste Schritte in diese Richtung vorsieht – wie etwa die Einführung eines Baulückenkatasters, die Stärkung des kommunalen Wohnungsbaus durch die Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) oder die Anwendung städtebaulicher Verträge. Insbesondere die Idee, mit einem kommunalen Zwischenerwerb aktiv Bodenpolitik zu gestalten, ist ein wichtiger Hebel.“

Doch für eine handlungsfähige und sozial gerechte Bodenpolitik brauche es mehr: Mehr Personal, mehr Ressourcen und einen klaren politischen Willen, Boden wieder stärker als Gemeingut zu betrachten und nicht als reine Verwertungsmasse.

Besonders wichtig ist es den Grünen zudem, dass künftig auch die Verteilung öffentlich geförderter Wohnungen dezentraler erfolgt.

„Eine Konzentration auf bestimmte Stadtteile wirkt integrationshemmend und verstärkt soziale Ungleichgewichte. Auch in den ländlichen Stadtteilen – insbesondere in den Ostdörfern – brauchen wir bezahlbaren Wohnraum für Senioren und Familien.

Dort vorgesehene Dichten von rund 30 Wohneinheiten pro Hektar erscheinen uns zu niedrig. Eine maßvolle Verdichtung ist auch hier notwendig und zumutbar – wenn gleichzeitig eine gute Anbindung an den ÖPNV und eine klimaangepasste Bauweise gewährleistet sind.“ Gerade am Punkt Anbindung hapert es in vielen Dörfern.

Quelle: PM Die Grünen Unna

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