Eigentümerwechsel erfolgt: Eurobahn ist jetzt Tochter des NWL – Ziel: Zum Regelfahrplan zurück

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Bahnhof Unna / Foto RB

Der Nahverkehrsverband NWL hat heute offiziell die eurobahn übernommen. Der Kreistag stimmte Mitte Januar mit großen Bauchschmerzen dafür – ein Millionen-Risiko steht im Raum.

Rückblick.

Trotz erheblicher Bedenken – auch der Landrat sah keine Alternative. In einer außerordentlichen Sitzung stimmte der Kreistag am 14. 1. einer Übernahme der Eurobahn durch den Zweckverband NWL zu.

Ginge es nach Landrat Mario Löhr, hätte den betroffenen 19 Kreistagen und Räten eine solche Entscheidung nicht abgerungen werden dürfen. Löhr sieht in der Übernahme einer Bahngesellschaft durch einen Zweckverband prinzipiell erhebliche und kaum kalkulierbare Risiken, die durch den Kreistag nicht umfassend bewertet werden könnten.

„Aus meiner Verantwortung als Landrat für den Kreis Unna und gegenüber den Menschen kann ich heute nicht anders, als für die Übernahme zu stimmen. Weil wir handeln müssen – nicht, weil ich überzeugt bin.“

Andernfalls laufe man kurzfristig Gefahr, dass eine insolvente Eurobahn die Strecken nicht mehr bedienen könne und den Zugverkehr einstellen müsste oder eine wahrscheinlich teure Notvergabe an ein anderes Unternehmen drohe.

Das sei den Menschen keinesfalls zuzumuten. 

Das Millionenrisiko bleibe, so Löhr, wenn auch nicht aktuell. „Und das trifft die Kommunen in einer Zeit, in der die Medien gerade über die Mangelverwaltung in einigen Jugendämtern berichten und über marode Sportstätten und Schwimmbäder – da müssen wir Geld in die Hand nehmen, aber wir haben es einfach nicht“, so Löhr.

Dazu käme, dass die Menschen in der Region nicht zuletzt über steigende Grundsteuersätze erheblich belastet seien.

„In so einer Situation halte ich es für unverantwortlich, eine Wette auf die Zukunft einzugehen, mit dem Risiko mehrere Millionen Euro zu verzocken“, so Landrat Löhr.

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Heute Vormittag nun, am 6. Mai 2025, haben Anne Mathieu (Vorsitzende Geschäftsführerin der eurobahn), Karsten Schulz (Technischer Geschäftsführer der eurobahn) sowie Christiane Auffermann (Stellvertretende Geschäftsführerin des NWL) und Carsten Rehers (Stellvertretender Geschäftsführer des NWL) den Kaufvertrag zur Übernahme der eurobahn durch den NWL unterschrieben.

Damit ist die eurobahn ein Tochterunternehmen des NWL.

Mit der Übernahme, die temporär vorgesehen ist, streben beide Partner die Stabilisierung des Betriebs und damit auch des Fahr-Angebots an.

Mit rund 12 Millionen Zugkilometern verzeichnet die eurobahn in Westfalen-Lippe 30 Prozent Marktanteil und ist mit rund 16,5 Millionen Zugkilometer der drittgrößte SPNV-Anbieter in Nordrhein-Westfalen. „Durch den Eigentümerwechsel haben die fast 900 Mitarbeiter der eurobahn eine konkrete Perspektive und das SPNV-Angebot in der Region kann sichergestellt werden“, so eurobahn.

Das operative Geschäft der eurobahn ist durch den Eigentümerwechsel nicht beeinflusst. Durch den Verkauf gibt es weder für die Fahrgäste noch für die Mitarbeiter wesentlichen Veränderungen.

Langfristig zielen eurobahn und NWL darauf ab, zum Regelfahrplan zurückzukehren.

Dazu hat der Aufgabenträger, gemeinsam mit allen Aufgabenträgern, die auch Besteller von eurobahn-Leistungen sind (VRR, LNVG, Provincie Overijssel) unter Einhaltung geltendem europäischem Recht, die Grundlagen für eine wirtschaftliche Verbesserung der eurobahn geschaffen, indem er die Verkehrsverträge angepasst hat, mit dem Ziel des Weiterverkaufs. Bis zu dem Zeitpunkt wird der NWL vor allem die Überwachung und das Controlling der Unternehmenssteuerung im Sinne der Stabilisierung zur Aufgabe haben.

Der finalen Unterschrift geht ein langer Prozess voran: Bereits im vergangenen Jahr haben 19 Kreise und Kreisfreie Städte der vorübergehenden Übernahme der eurobahn zugestimmt. Anschließend erfolgte die Genehmigung durch die Bezirksregierung Arnsberg.

Anne Mathieu, Vorsitzende Geschäftsführerin der eurobahn: „Wir freuen uns, dass wir den Prozess nun abgeschlossen haben, weil es einerseits für unsere Kollegen der eurobahn ein wichtiges, zukunftsweisendes Signal ist, dass wir uns auf das konzentrieren können, was wir am besten können und am liebsten tun: Züge fahren und für unsere Fahrgäste da sein.

Andererseits haben wir mit dem NWL einen Eigentümer, der uns und unsere Stärken genau kennt und, der uns dabei unterstützen kann, uns auf wirtschaftlich stabilere Beine zu stellen.“

„Mit der heutigen Vertragszeichnung ist nun der Weg hin zu mehr Stabilität auf der Schiene bereitet – ein Schritt, von dem Fahrgäste und Mitarbeiter gleichermaßen profitieren werden“, betont Christiane Auffermann, stellvertretende Geschäftsführerin des NWL.

Über die eurobahn

Die eurobahn, mit Sitz in Hamm (Westf.) und Düsseldorf, beschäftigt rund 900 Mitarbeiter*innen aus 26 Nationen. Als einer der ersten privaten Anbieter der Branche bedient die eurobahn 15 Linien in vier Netzen in Nordrhein-Westfalen bis nach Niedersachsen und in die Niederlande: Maas-Rhein-Lippe, Ostwestfalen-Lippe, Hellweg und Teutoburger Wald, die jährlich ein Gesamtstreckennetz von 16,7 Mio. Zugkilometern umfassen. Darüber hinaus übernehmen seit 2016 die Triebfahrzeugführer der eurobahn das Steuer des eurostar auf dem deutschen Streckenabschnitt von Dortmund nach Aachen mit jährlich 650.000 Zugkilometern. Der Bahnbetrieb der eurobahn wurde von der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) im Juni 2024 mit der Sicherheitsbescheinigung für weitere 5 Jahre zertifiziert.

PM Eurobahn

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