Die im Nahverkehrsplan des Kreises vorgesehene Streichung der Buslinie C45 zwischen Unna-Mitte und dem östlichen Dorf Hemmerde will – nach bereits lautstark geäußertem Protest der Hemmerder Bürger, der SPD und WfU – auch die CDU nicht tatenlos hinnehmen.
Sie hat für den Stadtrat einen entsprechenden Antrag vorbereitet.
Die Busse der Linie C45 bedienen Hemmerde, Stockum und Westhemmerde. Der Stadtrat Unna soll auf Wunsch der CDU folgende Maßnahmen beschließen:
- Fahrgastzahlen und Auslastung
Die Stadtverwaltung lässt beim Kreis Unna die aktuellen Fahrgastzahlen der Linie C45 erheben.
- Sicherung der ÖPNV-Versorgung
Basierend auf den Zahlen entwickelt die Stadtverwaltung ein Konzept zur Fortführung der Busverbindung, ggf. mit reduziertem Angebot.
- Verhandlungen mit der VKU
Der Bürgermeister nimmt umgehend Gespräche mit der VKU auf, um eine Lösung zur Weiterführung der Linie C45 zu finden.
Zur Begründung heißt es im CDU-Antrag:
„Die Streichung der Linie C45 beeinträchtigt die Mobilität vieler Bürger, insbesondere Pendler, ältere Menschen und Jugendliche. Die tatsächliche Nachfrage muss ermittelt werden, um eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu finden.“
Die CDU „entdeckt“ das Thema vergleichsweise spät. Bereits im November überreichte Ortsvorsteher Klaus Tibbe (SPD) eine Liste mit fast 800 Unterschriften im Kreishaus. In einer damaligen Pressemitteilung erklärten die Sozialdemokraten:
„Die Buslinie C45 von Unna-Mitte nach Hemmerde soll ab 2026 in Lünern enden.
Dagegen wehren sich die Bürger mit rund 795 gesammelten Unterschriften, die jetzt von Hemmerdes Ortsvorsteher Klaus Tibbe (SPD) an Jens Schmülling (ebenfalls SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Mobilität, Bauen und Geoinformation beim Kreis Unna, übergeben wurden.
„Pendler, Schüler, Senioren sowie Menschen ohne Auto sind auf die Verbindung angewiesen“, betont Klaus Tibbe, der sich mit Nachdruck für die Unterschriftenaktion engagiert hat.
„Alle reden von der Verkehrswende und der großen Rolle, die der Öffentliche Personennahverkehr dabei spielt.
Aber das Busangebot verschlechtert sich. Und auf den Zug umsteigen ist auch nicht so einfach. Dafür ist der Weg zum Hemmerder Bahnhof für viele Menschen viel zu lang.“
Der Entwurf des neuen Nahverkehrsplans für den Kreis Unna sieht eine Ausdünnung der Buslinien vor: Strecken, die mit der Schiene bedient würden, müssten das nicht zusätzlich auch noch auf der Straße, so die Argumentation.
„In der Theorie ist das schlüssig, in der Praxis schwierig“, kritisiert Klaus Tibbe mit Blick auf die derzeitige Qualität des regionalen Bahnverkehrs.
Er fügt hinzu: Werde das Aus der Busverbindung tatsächlich beschlossen, habe die Stadt Unna immer noch die Option, sie als Kommunalverkehr auf eigene Rechnung fortzuführen. Dann müsse das für die Haushaltsplanberatungen 2026 mit auf den Tisch.
„Zunächst aber hoffen wir, dass die vielen Unterschriften dazu führen, die Entscheidung über die Linie C45 noch einmal zu beraten und nach Lösungen abseits der geplanten reinen Aufgabe der Linie im neuen Nahverkehrsplan zu suchen.“
Auch die Ratsfraktion Wir für Unna (WfU) forderte bereits im November Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) auf, beim Kreis zu intervenieren.
„Mit der Änderung des Nahverkehrsplan ist die WfU-Fraktion davon ausgegangen, dass das Angebot sich im Sinne der immer wieder geforderten Mobilitätswende verbessert würde“, unterstrich die Fraktion in einer Stellungnahme.
„Der Entwurf aus Juni 2024 stellt eine ,Verschlimmbesserung´ dar. Die Ostdörfer werden abgenabelt. Die Linie C54 soll nur noch bis nach Lünern fahren.“
Der Weiterbetrieb der Buslinie C 54 von Unna nach Hemmerde über Uelzen, Mühlhausen und Lünern sei für die Mobilität der dortigen Bevölkerung zwingend notwendig, betont WfU. „Dies ist auch im Mobilitätskonzept der Kreisstadt Unna festgelegt!“
Die Begründung der geplanten Kappung, dass zwischen Lünern und Hemmerde ja die Bahn fahre, lässt die WfU-Fraktion nicht gelten. „Damit werden die Randbezirke ab Lünern Nordlünern, Stockum, Westhemmerde, Sidinghausen und Dreihausen abgeschnitten.“
Die Planung sei ein absolutes Unding, schimpft WfU.
„Wenn eine Mobilitätswende wirklich gewollt wird, dann muss der Erschließungsgrad (gerade im Osten) erhöht werden. Zum Beispiel ist die Distanz zum Bahnhof Hemmerde zum Teil sehr groß- bis zu knapp 2 Kilometer. Auf diesen Missstand hat die WfU-Fraktion bereits im Juli 2024 hingewiesen, und die Stadtverwaltung hat die Anmerkung mit in die Verwaltungsvorlage für den Kreis aufgenommen.“
Besonders aufgrund der allgemeinen bekannten Probleme bei der Bundesbahn geht der die Vorgabe, doch statt Bussen die Bahn zu nutzen, aus WfU-Sicht vollkommen in die Irrel. „Vielmehr ist diese Buslinie für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger östlich von Lünern zwingend erforderlich, da diese ansonsten ausschließloch auf private Pkw-Nutzung angewiesen wären.“
Die WfU-Fraktion hat am 19. November 2024 deshalb beim Bürgermeister beantragt, sich noch einmal für den Erhalt der Buslinie C54 einzusetzen. Die Stadtspitze solle im Rahmen intensiver Gespräche und Verhandlungen mit dem Kreis Unna/VKU die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten einer Beibehaltung der Buslinie ruieren sowie die entsprechenden Konditionen vereinbaren.
„Nicht auch wenn, sondern gerade, weil im neuen Verkehrskonzept der VKU diese Buslinie aus Rentabilitätsgründen eingestellt werden soll“, macht WfU die Dringlichkeit klar. „Trotz der Einwände und Begründungen für einen Weiterbetrieb seitens der Stadt Unna ist der Kreis Unna/VKU bei seiner ablehnenden Meinung geblieben, da ja statt dessen die parallel verlaufende Bahnlinie genutzt werden könne.“