Sollte die Kreisstadt tatsächlich noch einmal einen Neustart für ein Schwimmbad machen, so müsste sie dafür tief in die Haushaltskasse greifen.
Eine Art kleines „Freizeitbad 2.0“ müsste sich die Stadt Unna mindestens 20 Mio. Euro Baukosten und anschließend jährlich rund 1,5 Millionen Euro Zuschuss kosten lassen.
Die sparsamste Variante für den zweitgrößten Stadtteil Massen – ein neues Lehrschwimmbecken- schlüge hingegen mit unter einer halben Millionen Euro Zuschuss im Jahr und um die 6-7 Mio. Euro Baukosten zu Buche.
Dies sind zwei von mehreren Szenarien, die die Unternehmensberatung Prova GmbH Hamm am Donnerstag, 12. 12., in der letzten Ratssitzung dieses Jahres als Möglichkeiten eines neuen Schwimmbad-Angebotes in Unna-Massen vorstellte.
Varianten mit und ohne Freibadfläche, im Ganzjahres- oder Halbjahresbetrieb wurden vom Prova-Verantwortlichen Dieter Vatheuer skizziert und finanziell unterfüttert.
Für einen Nachfolger des vor über 10 Jahren geschlossenen Freizeitbades, so Vatheuer, fehle es inzwischen an der Nachfrage. Das lasse sich aus einer Bedarfsprüfung für Freizeitbäder im Umkreis von 15 bis 30 Minuten Fahrzeit schließen. „Da ist in den letzten Jahren richtig viel passiert.“
Der Unternehmensberater zählte die Bäderangebote in Hamm, Werne, Werl, Soest, Hagen oder demnächst die beiden neuen Bäder in Kamen und Bergkamen auf, für die die Gemeinschaftsstadtwerke GSW zusammen rund 65 Millionen Euro investieren.
„Da würde es in Unna keine neuen Bädegäste geben“, machte Vatheuer den Traum von einem „Massener Freizeitbad 2.0.“ zunichte.
„Wir haben mittlerweile ein dichtes Angebot am Markt – ein Überangebot.“ Um ein Freizeitbad halbwegs wirtschaftlich zu betreiben, müsse es schon 300.000 bis 400.000 Badegäste jährlich haben.
Als Pflichtaufgabe müsse eine Stadt lediglich Lehrschwimmbecken fürs Schulschwimmen zur Verfügung stellen. Also einen Ersatz für das seit über einem Jahr geschlossene Hellwegbad in Massen. „Zwei Lehrschwimmbecken reicheh für die Stadt Unna definitiv aus“, so der Unternehmensberater.
Schon die Möglichkeit, Vereinsschwimmen zu gewährleisten, seine eine „freiwillige Pflicht“.
- Als Grobkosten für ein reines Lehrschwimmbecken von 10 mal 16 Metern, 1,80 bis 2 Meter tief, nannte Dieter Vatheuer („immer plus-minus 30 Prozent“) rund 6,5 Mio. Euro Baukosten und jährliche Betriebskosten von rund 340.000 Euro.
- Die Variante „Lehrschwimmbecken plus Aktivbecken“ wäre ein Doppelbecken, jedes 10 mal 16 Meter groß, mindestens eins bis 2 Meter tief, von denen das „Aktivbecken“ „von morgens bis abends für Aqua-Fitness, Rehakurse und ähnliches“ genutzt werden könnte.
„Es gäbe dort kein Öffentlichkeitsschwimmen. Aber eben Kurse.“
Bei einem fast kompletten digitalen Betrieb entstünden kaum Personalkosten, der Bau schlüge mit rund 8 Mio. Euro zu Buche, die jährlichen Betriebskosten mit rund 410.000 Euro. „So ein Doppel-Lehrschwimmbecken fände ich persönlich schon toll“, begeisterte sich Dieter Vatheuer selbst für dieses durchaus noch finanziell darstellbare Szenario.
- Denn völlig andere Kostendimensionen erreichen die Varianten mit Außenbecken, etwa einem 25 Meter-Beckens entweder im reinen Sommer- oder im Ganzjahresbetrieb. Hier müsste die Stadt – was man auch aktuell an den Bäderneubauten in Kamen und Bergkamen sehen kann – von mindestens (!) 20 Millionen Euro ausgehen und anschließend von einem jährlichen Zuschussbedarf von mindestens 1,5 Millionen Euro.
Dieter Vatheuers Fazit zu den vorgestellten Szenarien rang den Fraktionsvertretern schlussendlich ein bitteres Lachen ab:
„Wenn man sich als Kommune ein Außenbecken leisten kann, ist es schon schön.“
Die vorgestellten Szenarien gehen jetzt in die Beratungen.
Das neue Bäderdoppel für den Nordkreis Unna: GSW investieren rund 65 Mio. Euro
Oben:Visualisierung des künftigen Bergkamener Ganzjahresbades am Standort des früheren Wellenbades. Es wird zum heftigen Bedauern vieler Nutzer keine Freibadfläche mehr geben. Die findet sich ebenfalls ab 2025 im knapp 6 km entfernten Kamen. (Quelle GSW)
Zwei nagelneue Kombibäder für zusammen rund 65 Millionen Euro planen und bauen die Stadtwerke des Nordkreises Unna in den Nachbarstädten Kamen und Bergkamen.
Mitte September 2023 wurde der Grundstein für das Häupenbad in Bergkamen gelegt. Im Jahr zuvor Jahr lud dort noch das Wellenbad zur hochsommerlichen Erfrischung ein.
Den Abriss des beliebten Bades bedauern viele Bergkamener heftig, vor allem auch, weil der aktuell auf rund 35 Millionen Euro geschätzte Neubau keine Freibadfläche mehr bieten wird. Das Häupenbad wird komplett als Hallenbad konzipiert, während das Sesekebad in der Nachbarstadt Kamen auch Freibadfans ins nasse Vergnügen locken wird.
Als Eröffnungstermin fürs Häupenbad peilen Stadt Bergkamen und GSW die Jahresmitte 2025 an. Ebenfalls im kommenden Jahr soll nur wenige Kilometer entfernt das neue Sesekebad in Kamen eröffnen.
Rückblick: Zwei Millionenbäder in unmittelbarer Nachbarschaft
Die Nachbarstädte Kamen und Bergkamen bekommen wie berichtet jeweils ein neues Ganzjahresbad –
Kamen das 30 Millionen Euro teure Sesekebad (Bericht HIER),
Bergkamen das 35 Millionen Euro teure Häupenbad (Bericht HIER).
Die alten Bäder mussten dafür weichen. Beide Bäder bauen die GSW (Gemeinschaftsstadtwerke).
Häupenbad: „Nachhaltiger und energetischer Neubau“
Das neue Ganzjahresbad als Nachfolger des Wellenbades in Bergkamen wird nachhaltig und energetisch als Energieeffizienzgebäude errichtet. Die Energieerzeugung mithilfe der Sonne wird zudem deutlich ausgebaut. Denn – anders als zunächst angedacht – wird nahezu die gesamte Dachfläche mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Aus der ursprünglich vorgesehenen Fläche von 284 Quadratmetern wird stattdessen eine Fläche von 1600 Quadratmetern für PV-Module genutzt.
Somit lassen sich rund 260.000 Kilowattstunden Strom jährlich produzieren. Mithilfe der Sonnenenergie und des eigenen Blockheizkraftwerks der GSW kann die Hälfte des Strom-Bedarfes für das Bad selbst erzeugt werden. Im künftigen Häupenbad werden zudem nachhaltige Materialen wie etwa Edelstahlbecken installiert. Zudem erhält die neue Rutschenanlage eine Wärmedämmung.
Das neue Ganzjahresbad leistet aber nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, sondern auch für eine attraktive Freizeitmöglichkeit in Bergkamen, unterstreichen Stadt und GSW.
„Zudem ist es wichtig für unser Schulschwimmen. Vor allem mit Blick auf die vielen Kinder, die nicht schwimmen können, gibt es einen großen Bedarf, langfristig Möglichkeiten zum Schwimmen zu schaffen“,
sagte Bürgermeister Bernd Schäfer.
Sesekebad: „Ein hochmodernes und nachhaltiges Bad, das keine Wünsche offen lässt“
Mitte Mai 2023 wurde auf der Baustelle Am Schwimmbad 8 in Kamen der Grundstein für das neue Kombibad gelegt, dessen Kosten von ursprünglich knapp 24 Millionen Euro inzwischen bei über 31 Mio. Euro liegen.
Der Hauptgrund: Das Bad soll wesentlich ökologischer gebaut werden als ursprünglich vorgesehen. Eröffnung geplant: im Jahr 2025.
Bis dahin soll ein „hochmodernes und nachhaltiges Bad entstehen, das keine Wünsche offen lässt“.
„Das Thema Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig“, so Elke Kappen, „hier wurden viele Maßnahmen auf den Weg gebracht“. Dazu gehören u. A.:
- Dachbegrünung (teilweise, ca. 1.300 qm)
- Installation einer Photovoltaikanlage
- Energieeinsparungsmaßnahmen in der Technik (z. B. Sekundärerwärmung)
- Solarabsorberanlage für die Beheizung der Freibadbecken
- Zusätzliche Dämmung (kfw-Förderprogramm E55 E)
- Einsatz von nachhaltigen und langlebigen Materialien, u. A. Edelstahlbecken anstatt Fliesen
- Einrichtung von E-Ladesäulen auf Kunden- und Mitarbeiterparkplätzen
- Platz für Lastenfahrräder
Im Außenbereich wurde die erste Entwurfsplanung noch einmal überarbeitet. So gibt es jetzt am Haupteingang ein Vordach, das Kunden vor schlechter Witterung schützen wird.
Auf der Westseite wurde ein zusätzlicher Kundenparkplatz mit 116 Stellflächen eingeplant. Direkt vor dem Bad soll es 18 Parkplätze geben, davon 3 für Menschen mit Behinderungen. Rund um die Becken im Freibadbereich befinden sich nun Liegenischen, die die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhen.
Im Innenbereich können die Kleinen zukünftig auf dem „Kömschen Kahn“ in See stechen, wo ihnen natürlich auch der Kömsche Bleier begegnen wird.
Die räumliche Nähe zur Seseke war auch ein ausschlaggebender Punkt für die Namensgebung des Bades. „Für uns war relativ schnell klar, welchen Namen das Bad tragen muss“ blickt Jochen Baudrexl auf die Anfänge der Planungen zurück. „Die Seseke, der Kömsche Bleier als ein Wahrzeichen der Stadt: damit können sich die Kamener identifizieren und das Thema Wasser wird natürlich auch wunderbar aufgegriffen.“
Das „Sesekebad“ wird Teil der „GSW Wasserwelt“, einer neu entwickelten Dachmarke, unter der künftig alle drei Bäder (Kamen, Bönen und Bergkamen) betrieben werden.
Quelle GSW Freizeit
Interessantes Gutachten, oder auch „wie bestellt so geliefert.“
Welche Kosten standen damals nochmal im Raum für die Sanierung des Massener Freibades? Was hat der Abriss gekostet? Habe ich gerade nicht zur Hand. Würde ich gerne mit den 20 Mio. für einen Neubau vergleichen, auch wenn das Thema für die Politik vom Tisch ist.
Mal sehen was sich da wieder rumtreibt. Gehen dann Einheimische eh nicht hin. War ja vorher schon so Wenn die arbeitende Bevölkerung dann auch mal Zeit findet, tief in die Familien Tasche greift, dann möchte man nicht frechen, glotzernden, pöbelnden Deutschland Gästen begegnen.