„Sie machen vor nichts halt!“ Unnaer beklagt „Umweltschutz zu Lasten der Anwohner“

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„Umweltschutz zu Lasten der Anwohner!“, schimpft unser Leser Mikesch aus dem Unnaer Osten. Es geht um Disteln.

„In Siddinghausen gibt es ein 12,5 Hektar großes Grundstück im Eigentum des Kreises“, berichtet der Unnaer.

„Dieses wird als Ausgleichsfläche zum Vogelschutz genutzt und dementsprechend nicht bewirtschaftet.

So weit, so schön und auch gut!

Leider ist inzwischen das ganze Gelände mit Disteln übersät.

Diese verstreuen momentan ihre Samen, wie auf dem Bild zu erahnen, über alle angrenzenden und auch nicht angrenzenden Grundstücke, Gebäude, Gärten, Teiche, Wohnungen und Häuser- kurz: Sie machen vor nichts halt!

Lässt man beispielsweise auch nur kurz die Garage offen stehen, so findet man bei Rückkehr einen weißen flauschigen Flugsamenteppich auf dem gesamten Garagenboden vor…

Und der Kreis Unna lehnt sich zurück und antwortet bei Anruf nur: Da können wir auch nichts machen, oder: Nicht unser Problem!

Es sei die Frage erlaubt, was in umgekehrtem Falle schon alles geschehen wäre…“

Wir haben Anfrage an den Kreis Unna gestellt. Pressesprecher Volker Meier erläutert die Sachlage aus Sicht der Kreisverwaltung wie folgt:

„Die bezeichnete Fläche wurde für den Vogelschutz erworben und soll langfristig als Tauschfläche in einen prioritären Maßnahmenraum des Vogelschutzgebiets Hellwegbörde hinein dienen.

Bis eine geeignete Tauschfläche gefunden wird, ist diese Fläche an einem Landwirt verpachtet, der sich verpflichtet hat, diese zum Zwecke des Feldvogelschutzes brach zu legen (Anlage einer Schwarzbrache).

Die Hälfte der Fläche soll spätestens Ende März eines Jahres vegetationsfrei sein (beispielsweise durch Pflügen und Grubbern) und anschließend sich selbst überlassen werden.

Im Folgejahr werden dann die anderen 50 Prozent der Fläche bearbeitet. Dies erfolgt aktuell streifenförmig.

Zur Sachlage:

Die Fläche unterliegt einer landwirtschaftlichen Nutzung und wird bewirtschaftet (siehe oben). Das Erzeugen einer Brache zur Ansiedlung von ein- bis zweijährigen Pflanzen fällt unter diese Nutzung und dient wiederum der Ansiedlung von Vogelarten, die diese Pflanzen benötigen.

Zum Verlauf der Telefonate und die Wortwahl, die in der Anfrage behauptet wird, kann ich mich nicht äußern, weil keine weiteren Anhaltspunkte genannt werden, die eine Überprüfung möglich machen.

Zur Frage, was „im umgekehrten Falle schon alles geschehen wäre …“ stelle ich fest: Nichts.

Der Kreis Unna ist vielfach selbst Nachbar landwirtschaftlich genutzter Flächen und sich deshalb der Privilegien dieser Nachbarschaft und der möglichen Nachteile bewusst.

Er nimmt auch als Nachbar keinen Einfluss auf die landwirtschaftliche Nutzung, wie etwa die Fruchtfolge oder die Nutzung als Brache.“

1 KOMMENTAR

  1. Ernsthaft jetzt?
    Ich bin in den Dörfern dort groß geworden. In jedem Jahr gab und gibt es Blütenstaub oder Pollen in großen Mengen.

    Und dafür bin ich mittlerweile Dankbar.
    Es zeigt, dass wir noch unversiegelte Natur haben.

    Was kommt als nächster Schritt?
    Der Feldgeruch nach dem Düngen einiger Felder?
    Oder ein in der Ferne krähender Hahn?
    Ach ja, ich habe auch schon eine Kuh gesehen, die mal „Muh“ gemacht haben soll.
    In den Städten gibt es sogar Zeiten, da färben die Bäume Autos gelb.
    Und meine Eltern haben auch eine Wiese, die weitestgehend sich selbst überlassen ist.
    Seit dreißig Jahren ist der Kreis Unna noch nicht auf die Idee gekommen, bei uns vorstellig zu werden. Und seltsamerweise macht das auch keiner unserer Nachbarn.

    Ich glaube das nennt man Natur. Und wir leben hier recht ländlich. Da gehört so etwas dazu.
    Wer sich mal die Zeit nimmt, der sieht den Unterschied zwischen dem „englischen Rasen“ und der kreiseigenen Wiese. Und der zeigt sich in der Vielfalt.

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