Vor der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule im Schwerte soll ein Unbekannter in dieser und voriger Woche Kinder angesprochen haben, einem Jungen bot er aus einem Pkw heraus Schokoriegel an. Wir berichteten.
Aus aktuellem Anlass warnt die Kreispolizeibehörde Unna dringend davor, Fotos oder Videos in angeblichem Zusammenhang mit den Vorfällen im Internet zu veröffentlichen oder weiterzuverbreiten.
Pressechef Bernd Pentrop erläutert die Problematik wie folgt:
„In den letzten Tagen sind vermehrt Bilder von Personen in Umlauf geraten, die im Verdacht stehen, Straftaten begangen zu haben.
Wir möchten betonen, dass die Verbreitung solcher Bilder eine Straftat darstellen kann.
Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass die veröffentlichten Bilder nicht zwangsläufig tatsächliche Straftäter darstellen. In einem rechtsstaatlichen System gilt die Unschuldsvermutung, bis die Schuld einer Person in einem ordnungsgemäßen Gerichtsverfahren bewiesen ist.
Die unüberlegte Verbreitung von Bildern von vermeintlichen Straftätern kann schwerwiegende Konsequenzen für die Privatsphäre und das Leben unschuldiger Menschen haben.
Wir appellieren daher an die Vernunft und Verantwortung jedes Einzelnen, sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein, bevor Bilder von Personen in sozialen Medien geteilt werden.
Als Polizei sind wir stets bestrebt, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und Straftaten zu verfolgen. Dies umfasst jedoch auch die Einhaltung der Rechte und Freiheiten jedes Einzelnen, einschließlich des Schutzes ihrer Privatsphäre.
Wir möchten Sie ermutigen, verdächtige Aktivitäten oder Informationen den zuständigen Behörden zu melden, anstatt eigenmächtig Bilder von Personen zu verbreiten.
Dies trägt dazu bei, die Integrität des Rechtssystems zu wahren, und gewährleistet, dass Ermittlungen und Strafverfolgung auf rechtsstaatliche Weise erfolgen.“
Erst Anfang September war in einem ähnlichen Fall ein unschuldiger Mann aus dem Märkischen Kreis brutal verprügelt worden:
Am Abend des 8. September veröffentlichte die Kreispolizei MK einen dringenden Appell.
„Auf Instagram und in diversen WhatsApp-Gruppen im Märkischen Kreis – speziell im Raum Lüdenscheid – werden aktuell Hinweise geteilt, die vor einem pädophilen Mann warnen, der in Lüdenscheid versucht haben soll, ein Kind zu entführen. Zudem wird auch das Kennzeichen des PKWs des Mannes verbreitet, der hierin involviert sein soll.
Hierbei handelt es sich um eine Falschmeldung!
Der zugrunde liegende Sachverhalt ist der Polizei bekannt.“
Demnach war es nachmittags an einer Straße in Lüdenscheid offenbar zu dem folgenschweren Missverständnis gekommen, als der besagte Mann mit seinem Auto dort unterwegs war und ein weinendes zehnjähriges Kind bemerkte, das auf dem Gehweg saß.
Er hielt an, erkundigte sich nach seinem Befinden und bot an, es ein Stück mit zu seiner Wohnanschrift zu nehmen. Das Kind willigte ein und stieg freiwillig und selbstständig ein.
Sekunden später hielt ein PKW vor dem Mann. Ein Lüdenscheider (35) stieg aus, beleidigte den Fahrer unmittelbar als „pädophile Sau“, spuckte ihm ins Gesicht und trat massiv gegen eine Tür des Fahrzeugs.
Das Kind war zwischenzeitlich ausgestiegen. Aus Angst vor weiteren Angriffen fuhr der Mann zügig davon. Die Personen, die ihn angegriffen hatten, verständigten parallel die Polizei.
Der Angegriffene selbst suchte unmittelbar nach dem Vorfall die Polizeiwache Lüdenscheid auf, um zu berichten, was ihm passiert war und Strafanzeige wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und Körperverletzung zu erstatten.
„Es haben sich nach eingehender Prüfung der Polizei keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des hilfsbereiten Mannes ergeben“, betonte die MK-Polizei.
„Der Sachverhalt wird von diversen Personen in den sozialen Medien und über Messenger-Dienste falsch dargestellt.“
Da mit der Falschmeldung auch persönliche Daten in Form von Kennzeichen und Fahrzeugdaten des Mannes verbreitet werden, hat die Polizei Strafverfahren gegen die mutmaßlichen Verbreiter der Falschmeldungen eingeleitet.
Informationen zum sog. „verdächtigen Ansprechen von Kindern“ sowie Verhaltensempfehlungen zu solchen Meldungen in den sozialen Medien finden Interessierte HIER.