„Wir Händler wurden noch nie gefragt“: Unterschriften gegen Taubenturm am Reallabor

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Tauben am Eselsbrunnen auf dem Alten Markt. /Foto RB

Als auf die Kritik der Cafébetreiberin die schnippische Antwort kam: „Wer war zuerst da? Die Tauben oder ihr? Machen Sie Ihr Café woanders auf.“

Da hatte Annett Kyncl, Inhaberin des Senfladens an der Massener Straße, genug gehört.

Ihr platzt der Kragen.

„Wir Händler wurden noch nie gefragt. Egal ob beim Stadtfest, bei der Wegnahme der Parkplätze für das Reallabor noch jetzt bei dem geplanten Taubenturm.“

Annett Kyncl im Senfladen auf der Massener Straße.

Die Senfspezialistin und mit ihr vielen Geschäftsleuten an der Massener Straße sind sehr aufgebracht über die neuesten Pläne für ihr Geschäftsviertel.

Voraussichtlich ab Samstag, kündigt Annett Kyncl an, werden Unterschriftenlisten in Ladenlokalen ausliegen, mit denen die dortige Kaufmannschaft um Unterstützung gegen einen Taubenturm auf dem ehemaligen Parkplatz an der Schulstraße bittet.

Reallabor, Asphaltfläche. Fotos M. Trillhose

„Nicht, weil wir grundsätzlich etwas gegen Tauben haben!“, betont die Senfladen-Betreiberin. „Aber es ist der absolut falsche Standort!“

Ein Taubenturm in der Unnaer Innenstadt wird bereits seit anderthalb Jahren diskutiert. Den Standort Reallabor Schulstraße (mit einem dort aufgestellten Bauwagen als Taubendomizil) brachte kürzlich überraschend die Stadtverwaltung auf.

Am Dienstagabend, 12. September, informierte der Tierschutzverein Unna vor Ort über die Notwendigkeit aktiven Stadttaubenschutzes.

Dieser Notwendigkeit schließen sich die Geschäftsfleute von der Massener Straße im Grundsatz absolut an.

Aber einen Taubenturm an dieser Stelle zu installieren, direkt neben dem Kinderspielplatz und dem Sandkasten und in der direkter Nachbarschaft zur Gartenterrasse des Café Moller?

„Das geht überhaupt nicht!“, schimpft Annett Kyncl. „Wieso hat man uns vorher nicht wenigstens mal gefragt? Die Tauben werden sich direkt auf der Terrasse versammeln und auf dem Kinderspielplatz den Sand vollkoten.

Gleichzeitig kommen dort mitten in der Innenstadt die Tiere doch nicht zur Ruhe. Aber auf dem Westfriedhof würden sie angeblich ,die Totenruhe stören‘, wurde allen Ernstes behauptet.

Sie fragt sich fassungslos: „Wer kommt auf solche Ideen?!“

Schon bei der Wegnahme der Parkplätze für das sogenannte Reallabor – den jetzigen Schulstraßenpark und seine angrenzende Asphaltfläche – seien die anliegenden Händler nicht einbezogen worden, kritisiert Kyncl.

Ebenso wenig wie jüngst beim Stadtfest, als eine neue DJ-Bühne mitten auf der Massener Straße diesen Teil der Fußgängerzone bis in die Nacht lautstark beschallte – so dass, kritisiert Annett Kyncl, ihre vorbereitete Außengastronomie praktisch nicht nutzbar war.

„So viele liebe Kunden, die sonst bei mir Stammgäste beim Stadtfest waren, sind diesmal zu mir gekommen und haben gesagt: Tut uns leid, dass wir diesmal woanders zum Essen hingehen, aber es ist uns hier einfach viel zu laut.“

Beim Stadtfest, hat die Senfladen-Inhaberin schon beschlossen, mache sie unter diesen Umständen künftig nicht mehr mit.

Einen Taubenturm an der Schulstraße werde die Händlerschaft zu verhindern suchen.

Aus der Politik schaltet sich jetzt die die SPD-Fraktion ein. Ihr Vorsitzender Sebastian Laaser schickte uns am Abend folgende Anfrage ans Rathaus zu:

Sehr geehrter Herr von der Heide,

lieber Markus!

Der Vorschlag der Verwaltung, ein Taubenhaus auf dem Platz des Reallabors an der Schulstraße einzurichten, führt zu kontroversen Debatten.

Davon konnte ich mich bei der Veranstaltung des Tierschutzvereins am 12.9.2023 selbst überzeugen.

Für eine sach- und fachgerechte Meinungsfindung der SPD-Fraktion frage ich daher an:

  • Welche weiteren Standorte für Taubenhäuser in der Innenstadt wurden durch den Arbeitskreis der Verwaltung geprüft? 
  • Aus welchen Gründen wurden die Standorte abschlägig beschieden und führten letztlich zum Vorschlag Schulstraße?

Ich bitte um eine schriftliche Antwort.“

Unna und die Stadttauben:

Zu viele Tauben in der Innenstadt. Verdreckung durch Taubenkot. Verletzungen, die die unerwünschten Vögel durch die Taubenabwehr-Stacheln an Innenstadtgebäuden erleiden.

Zum Wohl der Bürger und der Tiere besteht Handlungsbedarf, erklärte im April die Ratsfraktion Wir für Unna (WfU).

Sie erinnerte an ihren Antrag vom Mai 2022: Die Stadtverwaltung solle Standorte für einen Taubenturm prüfen: im Stadtgarten und auf der freien Fläche östlich der Ecke Südring / Wasserstraße.

„In eigens eingerichteten und betreuten Taubenschlägen können die Stadttauben gezielt angesiedelt, engmaschig kontrolliert und bestandsreguliert werden. 

Wenn Taubenschläge alle Idealvoraussetzungen erfüllen, ziehen die Stadttauben dorthin.

Die Gebäudeverschmutzung könne durch einen Taubenturm reduziert, der Taubenbestand in wenigen Jahren um bis zu einem Drittel reduziert werden.“

4 KOMMENTARE

  1. Die schnippische Antwort auf die Kritik von Annett Kynclij kommt mir bekannt vor ist sie offensichtlich der neue Tenor der Grünen und Schwarzen im Rat der Stadt Unna und zeigt einmal mehr deren Borniertheit, Abgehobenheit und Ferne von den Bürgern.

    Insofern wünsche ich Frau Kynclij, die als Vorzeige Startup der Stadt eigentlich zu sehen ist, viel Erfolg bei ihrer Unterschriftenliste auf das zahlreiche Bürger gegen diesen Unsinn protestieren.

    Zwischenzeitlich frage ich mich welche Gedanken und entscheidende Überlegungen verantwortliche Mitarbeiter der Verwaltung haben einen Unsinn wie, fern jeglicher Empfehlungen des Deutschen Tierschutz Verbandes, einen Bauwagen auf einem Platz innerhalb dichter Wohnbebauung, Geschäften mit Außengastronomie und einem neu angelegten Kinderspielplatz als idealen Taubenturm zu sehen.
    Und die Grünen, wie nicht anders zu erwarten, klatschen dann noch dazu damit ihr Reallabor eine Daseinsberechtigung hat.

    Wie lange beschäftigt nun dieses Thema der Verkotung der Innenstadt und der neu hergerichteten Massener Straße Verwaltung und Rat?

    Zwischenzeitlich hätte man Lösungen finden können, wie zu lesen, bundesweit in anderen Städten mit geringem finanziellen Aufwand Taubenhäuser an idealen Standorten errichtet wurden und, wenn etwas weiter weg, die Tauben zu diesen Häusern gelockt wurden.
    Unna hat u.a mit dem Westfriedhof passende Standorte im Bornekamp oder im Stadtpark.

    Aber Borniertheit wieder einmal über Vernunft und schnippische Antworten auf berechtigte Kritik werden die Bürger hoffentlich nicht länger dulden.
    Ich unterschreibe.

    • Sie haben vollkommen recht. Die Antwort : „Die Tauben waren vor uns da“, ist absoluter Blödsinn. DIE RATTEN WAREN AUCH VOR UNS DA!
      Ich unterschreibe auch.

  2. Der Bürger wird unserem Stadtrat immer öfter egal sein, hier geht es nur noch darum seine eigenen Interessen durchzusetzen, weil man es kann.
    Wenn dann eine blau-rote Partei einmal die Mehrheit bekommt, fangen alle an zu heulen und bemühen dann vielleicht mal ihr Hirn.
    Ich befürchte nur das es dann zu spät ist, dieses zu benutzen.
    Ein Stadtrat, der gar nichts macht ist immer noch besser, als einer der ständig gegen die Bürger arbeitet.
    Ich habe es hier schon oft erwähnt, es geht doch nur noch darum sich selber ein Denkmal zu setzen.
    Die Politik hier in Unna ist auch sehr widersprüchlich geworden, es werden alte Bäume geopfert um Zonen einzurichten an Schulen, die anderswo schon wieder abgeschafft werden.
    Es werden Parkplätze vernichtet, um Geschäftsleuten die letzten Kunden zu verprellen usw.
    Wenn sich Parteikollegen im Bund dann mit einer Firma vergleichen, welche jetzt auch richtig zuhaut, sträuben sich mir als Handwerksmeister die Nackenhaare.
    Würde ich so arbeiten, währe ich schon lange pleite, aber einige von denen wissen ja nicht was das ist.
    Noch nie sind wir so schnell auf einen Abgrund zugefahren, und der Anfang liegt meist in der Kommunalpolitik.
    Schade, uns ging es schon mal besser.

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