Hellweg-Museum erzählt mit Originalobjekten die Geschichte der jüdischen Familie Brandenstein

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Museumsleiterin Dr. Beate Olmer, Bürgermeister Dirk Wigant und die Rabbinerin der jüdischen Gemeinde „haKochaw“, Natalia Verzhbovska (von links), im neuen Ausstellungsbereich des Hellweg-Museums Unna. (Foto Stadt Unna)

Das Hellweg-Museum Unna hat seine Dauerausstellung erweitert: Erstmals wird in dem neuen Ausstellungsbereich „Spuren jüdischen Lebens“ die Geschichte einer jüdischen Familie in Unna anhand von Originalobjekten erzählt.

„Wir eröffnen heute einen Ausstellungsbereich des Museums, der jüdisches Leben in Unna anhand der Geschichte einer Familie sichtbar und begreifbar macht“, sagte Bürgermeister Dirk Wigant bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 30. April.

Möglich geworden ist dies durch die großzügige Schenkung der Nachfahren der Familie Brandenstein, die bis November 1938 an der Bahnhofstraße 25 lebte.

Mit der Eröffnung des neuen Präsentationsbereichs schließt sich ein weiter Kreis, der vor 17 Jahren mit einem Sederteller und der Suche nach seiner Herkunft begann.

Sederteller werden am Sederabend, dem Auftakt zum Pessach-Fest, verwendet. Das mehrtägige Fest gehört zu den wichtigsten jüdischen Festen und erinnert an die Befreiung der Israeliten aus Ägypten durch Mose.
Im Jahr 2006 erwarb das Hellweg-Museum Unna einen Sederteller, der aus einer Haushaltsauflösung in der Bahnhofstraße 25 stammte. Bis 1938 war diese Immobilie Eigentum der Familie Brandenstein.

Julius Brandenstein, ein jüdischer Kaufmann, betrieb dort ein Textil- und Konfektionsgeschäft. Zusammen mit seiner Familie und seinen Schwiegereltern, dem Ehepaar Rosenmeyer, lebte er im gleichen Haus. Vermutlich war der Sederteller in dem Wohn- und Geschäftshaus geblieben, als die Familie im November 1938 aus Unna fortzog.

Langwierige Suche nach den Nachfahren
Obwohl bekannt war, dass die Kinder der Familie Brandenstein, Kurt und Lotte, in die USA hatten emigrieren können, führte der Versuch von Museumsleiterin Dr. Beate Olmer, Angehörige der Familie Brandenstein/Rosenmeyer ausfindig zu machen, erst Anfang 2020 zum Erfolg. Joel Kaufmann, der Sohn von Lotte Kaufmann (geb. Brandenstein), und Dennis Branden, der Sohn von Kurt Brandenstein, konnten in den USA aufgespürt werden.

Die sogenannte Provenienzforschung, also die Prüfung der Herkunft von Museumsobjekte, und die sogenannte Restitution – die Rückgabe – unrechtmäßig entzogenen Kulturguts gehören zu den zentralen Aufgaben von Museen.

Bürgermeister Dirk Wigant und die Rabbinerin der jüdischen Gemeinde „haKochaw“, Natalia Verzhbovska (von links), im neuen Ausstellungsbereich des Hellweg-Museums Unna. (Foto Stadt Unna)

„Wir haben den Sederteller im Dezember 2020 formell an Dennis Branden und Joel Kaufmann zurückgegeben. Damit hätte sich der Kreis schließen können“, so Bürgermeister Dirk Wigant, „doch Dennis Branden und Joel Kaufmann entschieden sich nicht nur dafür, den Sederteller dem Hellweg-Museum als Schenkung zu überlassen; Joel Kaufmann schenkte dem Museum weitere Objekte aus dem Nachlass seiner Mutter. Ich danke den Familien Branden und Kaufmann ausdrücklich für das große Vertrauen, das sie mit ihrer Schenkung an die Stadt Unna in uns setzen. Mit dieser Ausstellung möchten wir dieses Vertrauen würdigen und ihren Vorfahren eine bleibende Erinnerung setzen.“

Fotos erzählen Familiengeschichte
Durch den Kontakt zu den Nachfahren der Familie Brandenstein wurden viele Details der Familiengeschichte bekannt, die – um eigene Recherchen des Museums ergänzt – für die Neupräsentation aufbereitet worden sind. Erstmals können Fotos der Familie Brandenstein und des Ehepaars Rosenmeyer gezeigt werden.

Ausdrücklich dankt der Bürgermeister Museumsleiterin Dr. Beate Olmer für ihr hohes Engagement und den großen persönlichen Einsatz, mit dem sie den Kontakt zu Joel Kaufmann und Dennis Branden aufgebaut hat.

Die Geschichte der Familie Brandenstein, die im Zentrum der neuen Abteilung steht, wird ergänzt durch die Neupräsentation der bisher gezeigten jüdischen Objekte aus der Museumssammlung. Bürgermeister Wigant appelliert an alle Besucher:

„Wir haben nun die Chance, die Spuren jüdischen Lebens in unserer Stadt anschaulich und anhand sehr persönlicher Objekte nachvollziehen zu können. Wir sollten diese Chance nutzen – und insbesondere unseren Kindern und Jugendlichen die Geschichte der Familie Brandenstein erzählen.“

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