Es war das wohl strittigste Neubauprojekt der Stadt Unna seit mindestens 10 Jahren.
Nach hitzigen Diskussionen noch im damaligen Rat, einem mit knapper rotgrüner Mehrheit (plus Werner Kolters Bürgermeisterstimme) gefasstem Baubeschluss und nachfolgender dreijähriger Bauzeit wurde am Donnerstagmittag (9. 2. 23) an der Kamener Straße 120 das neue „Städtische Übergangswohnheim“ offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Es ist zugleich schon nahezu voll belegt. Seit Dezember 2022 werden die 13 Kleinwohnungen sukzessive bezogen, am Eröffnungstag waren lediglich 3 noch frei.
Unter den Erstbewohnern sind ukrainische Familien ebenso wie Einzelpersonen aus Guinea oder Afghanistan oder eine junge Mutter mit zwei Kindern aus Ghana, sagte der Betriebsleiter der städtischen Unterkünfte, Thorsten Heidrich, unserer Redaktion am Rande der Eröffnung.
Familien werden in dem Neubau stets separat in einer der 50 qm-Wohnungen untergebracht. Bei Einzelpersonen „versuchen wir es so zu koordinieren, dass die Leute vom Alter und der Kultur zusammenpassen“, erläutert Thorsten Heidrich. So sind in einer Etage der neuen Unterkunft sind ausschließlich Ältere einquartiert worden.
Vertreter der Politik und der Presse folgten am Donnerstagmittag der Einladung der Stadtverwaltung, sich ein Bild von dem Neubau zu machen, das nicht als Asylheim, sondern als „städtische Unterkunft“ firmiert.
Bürgermeister Dirk Wigant legte bei seiner Eröffnungsansprache denn auch viel Wert darauf, zu betonen, dass der mehrteilige Neubau „zur dezentralen Unterbringung von Geflüchteten und von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen“ genutzt werden soll.
Ganz formal komplettiert die Stadt mit diesem Gebäude 100 Meter von der Kamener Stadtgrenze entfernt ihr „kommunales Versorgungskonzept für Geflüchtete, Aussiedler und weitere hilfsbedürftige Einzelpersonen und Familien im Rahmen der Wohnungsnotfallhilfe“.
Till Knoche, Leiter des Bereichs Soziales, Wohnen, und Demografie, erläuterte weitergehend, dass die qualitative Bauweise im Standard des öffentlich geförderten Wohnungsbaus erfolgt ist. Dadurch können die Kleinwohnungen „bei veränderten Bedarfen“ im Anschluss auch als öffentlich geförderter Wohnraum genutzt werden. Sprich, wenn sie nicht mehr für Geflüchtete und Asylbewerber benötigt werden, kann die Stadt sie als Sozialwohnungen ausweisen.
Der mit dem Bau betraute Lünener Architekt Björn Schreiter (schreiter architekten) legte gleichwohl den Focus in seiner Rede auf die Flüchtlingsunterbringung. Er verglich den Neubau an der Königsborner Peripherie mit Notbehelfen anderer Städte.
So habe er es seinerzeit, als sein Architekturbüro den Auftrag für diese Unterkunft in Unna bekam, als wohltuende Ausnahme empfunden, dass hier nicht – wie in vielen anderen Städten – eine Zeltstadt oder ein Containerdorf errichtet werden sollte. Sondern, so hob der Architekt hervor:
„Hier sind richtige Wohnungen entstanden. Die Menschen sollen hier ein Zuhause haben, ein Zuhause auf Zeit. Sie sollen sich wohl fühlen und nicht einfach irgendwie untergebracht werden.“
CDU-Ratsfrau Gabriele Meyer appellierte als Vorsitzende des Sozialausschusses ebenfalls dafür, nicht mehr auf den politischen Streit von damals zu blicken (auch die CDU-Fraktion hatte dem Neubau im SPD-dominierten Vorgängerrat nicht zugestimmt), sondern den Fokus nunmehr positiv darauf zu richten, was Unna hier Menschen in Not zur Verfügung stelle.
Diese Wohnungen könnten von ganzen Familien bezogen werden, Familien, „die ihre Heimat durch diesen furchtbaren Krieg verloren haben. Lassen Sie uns heute die positiven und erfreulichen Aspekte betrachten.“
Das barrierefreie und energieeffiziente Gebäude ist übrigens durch eine Werkstatt sowie ein Lagergebäude ergänzt worden, welches von den Hausmeistern aller städtischen Unterkünfte genutzt wird. Daher sei tagsüber stets jemand vor Ort, sagte Betriebsleiter Heidrich. Eine Security gibt es für die Unterkunft nicht.
Zum Hintergrund erläuterte die Stadtverwaltung bei der Eröffnung auch:
„Die Aufnahme zugewiesener Flüchtlingen ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Bereits anerkannte Flüchtlinge und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen muss die jeweilige Stadt unterbringen. Wenn zu diesem Zeitpunkt keine geeignete Wohnung zur Verfügung steht, werden diese Menschen in sogenannten Übergangswohnheimen wie das jetzt neu gebaute an der Kamener Straße untergebracht.“
Dies erklärtermaßen nur so lange, bis sie anderweitig eine Wohnung finden. Asylbewerber bzw. anerkannte Asylanten müssen dabei ihre Wohnsitzauflage beachten. Nicht hingegen Schutzsuchende aus der Ukraine, die vom Tag ihrer Meldung in Deutschland Bürgergeld beziehen und arbeiten dürfen. Sie können ihren Wohnort bundesweit frei wählen.
Die neue städtische Unterkunft auf einen Blick:
- 13 Kleinwohnungen mit je 50 qm
- Januar 2020 Bauantrag
- Baufertigstellung am 30.09.2022
- Erstbezug Dezember 2022
- Gesamtkosten 3 Mio. Euro
[…] und Geflüchtete kommen nach Deutschland. Die Stadt Unna eröffnete erst vorige Woche eine für 3 Mio. Euro errichtete neue Übergangsunterkunft, die schon am Eröffnungstag fast voll belegt war. In Selm werden die Kapazitäten der dort […]