Unnas Wahrzeichen oder Kirchensache? 100.000 Euro für Stadtkirche mit Widerstand bewilligt

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Eingerüsteter Stadtkirchenturm - Foto Rinke

Ist die Unnaer Stadtkirche als Unnas steinernes Wahrzeichen die Sache aller Bürger? Oder ist sie, weil sie nun mal eine Kirche ist, Sache der Evangelischen Kirche?

Darüber herrscht in der Unnaer Lokalpolitik weiterhin Uneinigkeit.

Für den Sanierungsbedarf des denkmalgeschützten Bauwerks bekommt die Ev. Kirchengemeinde Unna zwar ihre beantragten 100.000 Euro aus der Stadtkasse (Bericht HIER). Doch die Bewilligung durch den Stadtrat erfolgte am Donnerstag (23. September) nicht ohne Gegenwehr.

Nur eine knappe Mehrheit der Politiker, 24 von 41, entschied sich in geheimer Abstimmung für „Ja“.

Das Votum zur Geheimsache zu machen, das hatte in der Woche zuvor im Bauausschuss zunächst die CDU beantragt. Dort endete die Abstimmung mit 12 Ja- und 6 Neinstimmen. Nach geharnischter öffentlicher Kritik an dieser doch etwas feige wirkenden Geheimniskrämerei ruderte Fraktionschef Rudolf Fröhlich in der Ratssitzung zurück, behauptete plötzlich, die CDU habe kein Problem, öffentlich zu diesem Punkt abzustimmen.

Dafür beantragte jetzt auf einmal Klaus Koppenberg von den Grünen geheimes Votum und bekam dafür exakt die erforderliche Mehrheit, nachdem zuvor vor allem noch einmal die Massener SPD-Ratsfrau Renate Nick und Grünen-Ratsherr Sandro Wiggerich mit konträren Meinungen aufeinander geprallt waren:

Renate Nick hielt ein flammendes Plädoyer für die Stadtkirche. Mit Inbrunst erklärte sie:

„Ich würde mir wünschen, namentlich abzustimmen und unsere Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen für unser stadtbildprägendes Gebäude. Diese Kirche trägt Unna.“ Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger hätten diese ihre Verbundenheit mit der Ev. Stadkirche seit den schlimmen Sturmschäden im Januar 2018 durch Spenden zum Ausdruck gebracht.

Nick unterstrich:

„Es geht hier nicht um die Kirche als Institution, sondern um ein prägendes Gebäude.“

Gänzlich anderer Meinung war Sandro Wiggerich von den Grünen, der in ungewöhnlich scharfem Ton der Kirche als Eigentümerin des Bauwerks vorwarf, möglicherweise notwendige Instandhaltungen über Jahre und Jahrzehnte verschleppt zu haben.

Für die Sanierung des sturmgeschädigten Turms und der Fassade, rechnete Wiggerich vor, habe die Kirchengemeinde bereits 1,5 Millionen Euro Steuergeld bekommen: 1,14 Mio. Euro Zuschuss vom Land NRW, 400.000 Euro vom Bund.

„Ob dann jetzt noch diese 100.000 Euro von der Stadt Unna zusätzlich sein müssen, wage ich zu bezweifeln“, kritisierte Wiggerich. Das Vermögen der Ev. Kirche von Westfalen belaufe sich auf 140 Mio. Euro. „Das ist ein stattliches Vermögen.

Man müsse sich vielleicht einmal fragen, wie viele der jetzt offenbar gewordenen Schäden durch unterlassene Instandhaltung entstanden seien? „Und was ist mit den Geldern passiert, die verantwortungsbewusst wirtschaftende Betriebe für solche Fälle zurücklegen?“

Zuschüsse aus der Stadtkasse seien das letzte Mittel, schloss Wiggerich.

„Ich sehe hier nicht alle anderen Mittel ausgeschöpft. Ich werde schweren Herzens dagegen stimmen.“

Dies taten zusammen mit ihm noch 16 weitere Ratsmitglieder, nachdem die LINKE.plus zuvor noch mit dem Kompromissvorschlag gescheitert war, der Kirchengemeinde 50.000 statt 100.000 Euro zu gewähren.

Sie bekommt nun also 100.000 Euro – bewilligt von 24 Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern bei 17 Neinstimmen.

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