Diese Dreistigkeit verschlug selbst den hartgeprüften Tierschützer/innen der Dortmunder Arche 90 die Sprache. „Hätten Sie einen jungen Schäferhund für mich?“
Dies fragte ein Dortmunder, während die Tierhilfe gerade in seiner Wohnung drei Kater und eine Katze von ihm übernahm – alle vier Tiere waren erschreckend verwahrlost. Der Halter hatte selbst um Übernahme durch die Arche gebeten.
Tierschützerin Gabi Bayer schildert den Einsatz der Arche 90 wie folgt:
„Vor Kurzem erhielten wir eine E-Mail von einem Dortmunder mit der Bitte, 3 Kater und eine Katze zu übernehmen. Da stand außerdem drin, wir hätten ja schon einmal 8 Katzen von ihm übernommen.
Da wir häufig mit Menschen zu tun haben, die mehr Tiere halten, als sie versorgen können, kam ihr die E-Mail gleich komisch vor. Also fuhr sie bei dem Mann mittleren Alters vorbei, um nach dem Rechten zu schauen.
„Er ließ mich aber gar nicht erst in die Wohnung. Er wollte die Katzen nur schnell in Boxen packen und sie mir dann im Hausflur übergeben.“
Die Tierschützerin war sofort alarmiert. Zu oft hat sie erlebt, dass sich hinter den verschlossenen Wohnungstüren Müllberge stapeln und die Tiere in völlig verwahrlosten Zuständen leben. Auch in diesem Fall konnte sich Gabi Bayer auf ihren Instinkt verlassen.
Nach längerer Diskussion ließ der Mann sie endlich in die Wohnung – aber nur in den Flur.
„Das hat aber schon gereicht“, so die Tierschützerin. Ihr schlug ein unerträglicher Gestank entgegen, der Flur war voller Müll und Dreck.
„Die Kater und die Katze waren in einem erbärmlichen Zustand. Der Besitzer hatte sogar noch die Dreistigkeit zu fragen, ob wir einen jungen Schäferhund für ihn hätten.“
Entsetzt und fassungslos machte sie sich die Tierschützerin mit den verwahrlosten Katern und der Katze auf den Weg zum Tierarzt. Das Ergebnis der Untersuchung war keine Überraschung:
Die Tiere litten unter eingewachsenen Krallen, verfilztem Fell, Ohrmilben und Untergewicht (sie wogen nur 1,2 bis 3 Kilo). Besonders schlimm: Aufgrund einer Missbildung hatte einer der Kater keine offenen Nasenlöcher, musste also lebenslang durch das Maul atmen. Eine Operation soll dem kleinen Kerl nun Linderung bringen.
Die Vierbeiner bleiben also eine Weile beim Tierarzt, bevor sie zu den Pflegestellen der Arche 90 kommen. Die ihnen dann, schließt Tierschützerin Gabi Bayer „mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit zukommen lassen als ihr ehemaliger Besitzer.“