Materialmangel und stark gestiegene Rohstoffpreise bremsen trotz voller Auftragsbücher Bau- und Ausbauhandwerke aus. Darüber sorgt sich der heimische Handwerkskammerbezirk.
„Zu wenig Arbeit haben die Bau- und Ausbauhandwerke ganz sicher nicht. Trotz Corona. Doch jetzt werden sie wegen
Baustoffmangels und stark gestiegener Rohstoffpreise ausgebremst“, warnt der Dortmunder Kammer-Präsident Berthold Schröder.
„Immer mehr Betrieben geht schlichtweg das Material aus. Holz, Dämmstoffe, Stahl – alles ist absolute Mangelware. Und obendrein deutlich teurer. Eine wachsende Zahl von Aufträgen kann deshalb nicht abgearbeitet werden. Das habe ich in den 35 Jahren als Handwerksunternehmer noch nicht erlebt.“
Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauhandwerke sind laut Schröder voll, aber die Unternehmen können teilweise nur eingeschränkt arbeiten.
So haben sich in nur wenigen Wochen die Holzpreise oder auch die anderer Baumaterialien nahezu verdoppelt. „Es gibt eine starke Verknappung der Sortimente“, sagt der 60-jährige Zimmerermeister, Inhaber der Georg Schröder Schreinerei und Holzbau GmbH in Hamm.
Verträge, die man im vorigen Jahr geschlossen habe, könnten jetzt möglicherweise nicht fristgerecht eingehalten werden, weil es plötzlich massive Lieferengpässe gebe. Eine Entwicklung, die man so nicht habe vorhersehen können.
„Man bekommt immer öfter zu hören, dass Materialien erst im Herbst wieder lieferbar sind. Das macht die Situation natürlich sehr schwierig.“ Bauverzögerungen und hohe Kosten seien die unmittelbare Folge – leider auch zum Leidwesen der
Kunden.
Schröder: „In dieser Situation finde ich es ganz wichtig, einen fairen Interessensausgleich zu finden. Die Auftraggeber, kleine
wie große, sollten frühzeitig über die Situation informiert werden, damit man tragfähige Kompromisse finden kann.“
Zu dieser angespannten Lage haben laut Kammer-Präsident mehrere Faktoren geführt.
Im Inland habe die überaus rege Bautätigkeit seit dem ersten Lockdown, gerade auch im Privatsektor, zur gestiegenen
Nachfrage geführt.
Parallel dazu ein deutlich gestiegenes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, also etwa das verstärkte Bauen mit Holz.
Mit Blick aufs Ausland sei es einerseits die enorme Nachfrage in den USA nach Holz, das infolge von Handelsstreitigkeiten aus der Trump-Ära nicht mehr aus Kanada komme, zum anderen die aus China.
Zudem würden wegen der Pandemie nicht alle Lieferketten wie gewohnt funktionieren.
Wann sich die Situation entspanne, sei derzeit nicht absehbar, so Schröder. „Das wird vermutlich noch eine Weile so weitergehen, denke ich.“
Deshalb appelliert er an das Verständnis bei den Kunden der Bau- und Ausbauhandwerke für etwaige Preissteigerungen oder
Verzögerungen bei der Abarbeitung von Aufträgen. „Die Märkte sind durch Corona aus den Fugen geraten. Das Handwerk und seine Kunden, gewerbliche wie private, müssen nun sehen, wie sie damit umgehen.“
Zum Kammerbezirk Dortmund gehören Handwerksbetriebe aus
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