„Wir alle können Corona nicht mehr hören.“
So eröffnete Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Mittwochabend, 10. Februar, seine Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Coronapandemie. Indes:
„Es ist nicht die Zeit für große Öffnungen.“ Der Shutdown geht also erneut in die Verlängerung – doch es gilt die Devise: „Schulen und Kitas zuerst“.
Die Kernbeschlüsse, die Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer ab 20.20 Uhr verkündeten, lauten:
- Der Shutdown wird bis vorerst zum 7. März verlängert.
- Die einzigen Ausnahmen bilden Friseure und Podologen (Fußpflege). Diese dürfen am 1. März wieder öffnen.
- Alle weiteren Öffnungen beginnen unter einer Wocheninzidenz von 35.
- Am 3. März wird erneut beraten.
Schulen:
- Am 22. Februar öffnen mit jeweiligen Wechselmodellen die Grundschulen und die Förderschulen des Primarbereichs.
- Ebenso kehren ab diesem Tag die Abschlussklassen des laufenden Schuljahres in Wechselpräsenz an die Schulen zurück.
- Das Wechselmodell soll auf dem Grundsatz „nicht länger als 5 Tage in Folge Distanzunterricht“ basieren.
- Für alle übrigen Jahrgangsstufen und Schulen beginnt der Präsenzunterricht ab einer Indidenz unter 50. Die heutige landesweite Inzidenz liegt mit 67 auf dem niedrigsten Wert seit dem 20. Oktober, erklärte der Ministerpräsident.
Armin Laschet erklärte vor der Presse, es sei heute einmal mehr ein schwieriger Abwägungsprozess gewesen. Er wisse von Selbstständigen, die um ihre Existenz bangen, von Familien, die gleichzeitig im Homeoffice arbeiten und ihre Kinder im Homeschooling betreuen, „mich erreichen gleichzeitig Briefe älterer Menschen, die vor Angst nicht mehr aus dem Haus gehen.“
Die Infektionszahlen in NRW hätten sich binnen eines Monats, seit dem 10. Januar, mehr als halbiert, unterstrich Laschet, von Inzidenz 150,1 auf 67.
„Das ist der niedrigste Stand seit dem 20. Oktober. Es zeigt: Die Menschen im Land haben sich angestrengt, haben sich an die Regeln gehalten.“
Acht Kreise und kreisfreie Städte hätten eine Inzidenz unter 50 erreicht, Münster, Bielefeld und Coesfeld lägen sogar unter 35, lobte Laschet.
Auch auf den Intensivstationen entspanne sich die Lage. „Aber die Lage ist nicht ungetrübt“, spielte der Ministerpräsident auf die Virusmutante aus Großbritannien an, die in NRW inzwischen mit 6 bis 7 Prozent verbreitet sei. „Es herrscht große Sorge, dass dieses mutierte Virus das andere Virus ablösen könnte.“. Im Nachbarland Belgien sei das bereits zu 60 Prozent geschehen.
Im Kreis Unna sind bisher wie berichtet 7 Fälle der Mutante B.1.1.7. nachgewiesen worden, wir berichteten.
Zugleich hob Armin Laschet die Erfolge beim Impfen hervor.
„Mit dem heutigen Tag haben wir weit über 900.000 Impfungen in NRW, bei 73.000 Menschen schon die zweite Impfung. Mit pro Woche 70.000 Impfungen werden wir gut voran kommen.“ In dieser Woche, erinnerte der Landeschef, starteten die Impfzentren mit den Impfungen der über 80-Jährigen. „Über 690.000 Menschen haben inzwischen 1,38 Millionen Termine vereinbart.“
Im Ergebnis seien die Länder mit der Kanzlerin heute zu folgenden gemeinsamen Beschlüssen gekommen:
„Die Beschränkungen müssen bis zum 7. 3. verlängert werden. Am 3. 3. werden wir zusammenkommen, um auf dem Hintergrund der neuen Zahlen über das weitere Vorgehen zu beraten.“
Zwei Bereiche öffnen früher:
der Bildungsbereich (Laschet: „Wir wissen inzwischen, welche Schäden bei Kindern entstehen können, wenn sie über zwei Monate nicht in die Schule gehen“) –
hier will NRW mit seinen Nachbarländern Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gemeinsam vorgehen. Schnelltests an Kitas und Schulen sollen für die jeweiligen dort Beschäftigten forciert werden, zudem möchten die Länder die Impfreihenfolge überprüft haben: Erzieher und Lehrkräfte sollen möglichst in die zweite Stufe hochgestuft werden, sie wären dann im Mai/Juni an der Reihe.
Die zweite Ausnahme vom Shutdown bis zum 7. März gilt für körpernahe Dienstleistungen – aber nicht alle, verdeutlichte Armin Laschet auf Nachhaken von Pressevertretern, sondern nur für Friseure und die Fußpflege (Podologie).
Friseure wie Podologen dürfen ab dem 1. März unter Auflagen wieder öfnen – mit Terminreservierungen und der Pflicht von medizinischen Masken.
Warum gerade Friseure und Fußpfleger? Nun, erklärte Armin Laschet:
„Mich erreichen sehr, sehr viele Rückmeldungen auch von älteren Menschen. Es betrifft fast ihre körperliche Gesundheit, wie ihr Körper gepflegt wird.“
Handel, Kultur, Gastronomie, Sport, Vereine, kurz alle noch bis zum 7. März geschlossenen Branchen erhalten „mit dem heutigen Beschluss eine Perspektive – regional kann geöffnet werden ab einer Inzidenz von 35″, erklärte der Ministerpräsident.
Schulministerin Yvonne Gebauer erklärte sich in ihrem kurzen Statement als „sehr, sehr dankbar“, denn „der heutige Beschluss öffnet Perspektiven für die Schulen. Wir werden unseren neuen Spielraum verantwortungsvoll nutzen“, versicherte sie.
Um Schulen und Eltern ausreichend Zeit für die Organisation zu geben, starten am Montag, 22. Februar, zunächst die Grundschulen ins Wechselmodell, ebenso Förderschulen der Primarstufe und die Prüfungsjahrgänge des Schuljahres 2021. Als Faustregel gilt: Nie länger als 5 Schultage in Folge Distanzunterricht.
Sinkt die wöchentliche Indzidenz unter 50 (ob das regional gelten soll oder NRW-weit, sagte Gebauer in ihrem kurzen abendlichen Statement noch nicht), beginnt der Präsenzunterricht für alle anderen Schulformen und Jahrgangsstufen. Die Lehrkräfte sollen pro Schultag zwei FFP2-Masken bekommen.
Über die genaue Ausgestaltung des Wechselunterrichts werden die Schulen laut Gebauer morgen (am 11. Februar) umfassend informiert.
[…] In der umfangreichen Schulmail bleibt offen, ab wann die weiterführenden Schulen wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren können/sollen. Anders als am Vorabend in der Pressekonferenz, als Ministerpräsident Laschet und Schulministerin Gebauer noch dezidiert eine Wocheninzidenz unter 50 für NRW als Start des Präsenzunterrichtes nannten. […]