Im Kurpark blühen jetzt im Herbst Kastanien – das ist ein Hilferuf

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Eine im Herbst blühende Rosskastanie sendet ein trauriges Zeichen aus. (Foto Papenberg)

Im Kurpark blühen jetzt im Herbst Kastanien. Besonders ein Baum an der Einfahrt von der Friedrich-Ebert-Straße in den Park erstaunt aktuell durch seine Blütenpracht. Was wunderschön aussieht, hat jedoch einen traurigen Hintergrund, weiß Helmut Papenberg, der uns die Fotos der blühenden Kastanien schickte.

„Unseren Bäumen und besonders denen an Straßen geht es nicht gut. Wir sollten sorgsamer mit ihnen umgehen.“

Viele Artikel im Netz beschäftigen sich mit der Kastanienblüte im Herbst. So lässt das Onlinemagazin „kraut und rüben“ einen Fachmann des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) zu Wort kommen. Martin Hänsel, Diplom-Forstwirt, erklärt die blühenden Bäume mit zwei möglichen Ursachen: der Trockenheit und der Miniermotte.

„Den Kastanien geht der Saft aus. Mit dem herbstlichen Blattaustrieb und der Blüte versuchen sie, ein Defizit in der Stoffproduktion aus dem Frühjahr und Sommer auszugleichen. Knospen, die eigentlich erst im nächsten Frühjahr austreiben sollten, werden nun aktiviert. Für die Bäume bringt diese Reaktion allerdings kaum Besserung: Die austreibenden Knospen fehlen im kommenden Frühjahr. Die jetzt gebildeten Triebe können in der Regel nicht mehr verholzen und sterben bei Frost ab.“

Als Ursachen nennt der Fachmann folgende Möglichkeiten: Durch den Fraß der Kastanienminiermotte in den Blättern konnten die Bäume nicht genug Photosynthese zur Stoffproduktion betreiben. Die Raupen des ursprünglich aus Südost-Europa stammenden Kleinschmetterlings fressen die Blätter von innen heraus auf, so dass diese oft schon im späten Frühjahr trocken und braun am Baum hängen.

 Auch die Trockenheit der vergangenen Sommer könne Ursache für die momentane Blüte sein. Bedingt durch den Wassermangel stockt bei vielen Baumarten die Photosynthese.

Noch einen weiteren möglichen Grund nennt der Forstwirt: Massive Schäden im Bereich des Feinwurzelsystems können noch Jahre später zum Absterben der Bäume führen.

Schließlich kann laut einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung (SZ, Printausgabe) noch ein ursprünglich aus Indien stammendes Bakterium der Kastanie sehr gefährlich werden, erkennbar ist es an aufgeplatzter, „blutender“ Rinde. Durch die offenen Stellen wird der ohnehin durch die Trockenheit geschwächte Baum noch angreifbarer. Der Fachartikel in der SZ schließt mit der Feststellung, dass man anfangen müsse, gerade in den Innenstädten auf andere, bisher nicht in Deutschland beheimatete Baumarten umzusteigen, die mit den sich geänderten Bedingungen besser klarkämen. Denn was nütze ein Festhalten an einer einheimischen Art, wenn diese es bei uns nicht mehr aushalte?

BUND-Fachmann Martin Hänsel schließt mit einem dringenden Rat:

„Damit wir uns auch in Zukunft noch an großen gesunden Bäumen freuen können, müssen wir unsere Bäume schon heute bestmöglich schützen und erhalten. Speziell in der Stadt sollte kein alter Baum leichtfertig gefällt werden. Noch nie waren hier die Wuchsbedingungen für Bäume so schwierig wie heute.“

Der Stadtrat Unna hat allerdings erst vor 5 Tagen, mit den Stimmen der Grünen, den Bau des neuen Grundschul- und Kitastandortes am Hertinger Tor beschlossen – einschließlich der dafür notwendigen Fällung mehrerer großer Linden für einen Kreisverkehr.

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