„Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl ist derzeit nicht geplant, aber wer gerne sein Wahlprofil grün schärfen möchte, dem stehen wir für Gespräche zur Verfügung.“
Augenzwinkernde Bemerkung der neuen Grünen-Spitzenfrau Claudia Keuchel zur Frage, ob die (zusammen mit der SPD) künftige größte Ratsfraktion für die Bürgermeisterstichwahl am 27. September eine offizielle Empfehlung aussprechen wird.
Zur Wahl stehen SPD-Bewerberin Katja Schuon und CDU-Kandidat Dirk Wigant. Schuon hatte bei der Wahl am vergangenen Sonntag, 13. 9., die Nase mit leichtem Vorsprung vorn und kann sich nun – aufgrund ihres ausgeprägt „grünen“ Wahlprogramms – auch ohne formale Wahlempfehlung vermutlich zahlreicher Stimmen aus dem Grünen-Lager sicher sein.
So skizziert Katja Schuon auf ihrer Bürgermeisterkandidatinnen-Homepage
„MEINE VISION FÜR UNNA – GRÜN, LEBENDIG UND RUHIG
… Im Sommer radele ich früh morgens vor der Arbeit durch die Stadt zum Fitnesstraining. Zu dieser Zeit herrscht einen tolle Stimmung. Es ist angenehm warm, die Luft ist gut, es ist noch ruhig, die Vögel singen. Im Laufe des Tages wird es dann hektisch und laut. Mein „Hier ist es richtig schön“-Gefühl verschwindet. Ich möchte aber genau davon mehr über den Tag retten. Ich wünsche mir Unna als eine Stadt mit kurzen Wegen, mit viel Grün, möglichst wenig Lärm und möglichst viel guter Luft…
Die FDP, für die Frank Ellerkmann als „Bürgermeisterkandidat der Herzen“ mit über 6 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis holte als seine Partei, hat es mit einer Wahlempfehlung ebenso leicht. „Die Vorsitzenden empfehlen die CDU“, teilte uns Benjamin Lehmkühler für die Liberalen am Abend kurz und bündig mit.
Hadernd mit beiden Kandidaten gibt sich hingegen die Freie Liste Unna (FLU), die mit ihrem konservativen Profil grundsätzlich der „Pro Wigant“-Fraktion zuzurechnen wäre, doch mit der CDU immer noch unterschwellig in einstigen Feindschaften verbandelt ist.
Ihr Bürgermeisterkandidat Frank Murmann war der, den die CDU nicht wollte, und in FLU-Reihen sammeln sich abtrünnige Christdemokraten.
Fraktionsvorsitzender Klaus Göldner stellte denn auch in seiner Wahlnachlese nach dem für die FLU enttäuschend geendendeten Wahlabend ernüchtert fest:
„Jetzt haben die Unnaer nur noch die prickelnde Wahl zwischen der roten und der schwarzen „Verwaltungsvariante“, die positive Veränderungen eher unwahrscheinlich werden lassen. Wir haben jedenfalls im Wahlkampf gut aufgepasst und werden den Gewinnenden an seine jeweiligen Versprechungen erinnern.“
Hingegen ist die andere, neue Wählergemeinschaft „Wir für Unna“ (WfU) mit der SPD in unerfreulicher Historie verbandelt. Drei der vier frisch gewählten WfU-Ratsvertreter/innen (Maggie Strathoff, Bärbel Risadelli, Ingrid Kroll) sind langjährige frühere Sozialdemokratinnen. Alle Trennungen erfolgten im Unfrieden, im Fall von Bärbel Risadelli von einem Erdbeben begleitet.
Zugleich tummeln sich in den Reihen von WfU zahlreiche Eishallenretter: Der Verein „UNNA.braucht.EIS“, der sich zuletzt in innigster Abneigung mit der SPD-Stadtspitze überwarf, stellte mehrere WfU-Kandidaten für die Kommunalwahl.
Doch auch die CDU wollte die Eishalle seinerzeit nicht erhalten. Eine Wahlempfehlung für einen CDU-Bürgermeister, dennoch…?
Bärbel Risadelli von Wir für Unna schrieb uns auf Anfrage, man werde das noch bereden.
Es bleibt also spannend, wer aus welchem Lager am 27. September (oder früher per Briefwahl) wen der beiden wählt, Schuon oder Wigant, oder wer erst gar nicht mehr wählt.