
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhr-
gebiet (Ruhr-IHKs) haben die Ergebnisse ihrer Konjunktur-Umfrage veröf-
fentlicht. Die Zahlen des 115. Ruhrlageberichtes verdeutlichen, dass vor
allem die Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedin-
gungen bei den Unternehmen wächst – und das branchenübergreifend. An
der Umfrage der Ruhr-IHKs haben rund 750 Unternehmen mit über
85.000 Beschäftigten teilgenommen. Der Befragungszeitraum lag zwi-
schen dem 8. – 21. September 2025.
„Herbst der Reformen wird zum Winterschlaf“
Im Vergleich zum Vorjahr ist der IHK-Konjunkturklimaindex gesunken und
liegt bei 92,3 Punkten (Herbst 2024: 94 Punkte). Damit stagniert der In-
dex bereits zum fünften Mal in Folge auf niedrigem Niveau. Der Präsident
der federführenden IHK zu Essen Gerd Kleemeyer ordnet die Ergebnisse
ein: „Sowohl auf Bundes- als auf Landesebene stagniert die Wirtschafts-
leistung. Das Bruttoinlandsprodukt Nordrhein-Westfalens war im ersten
Halbjahr 2025 nach ersten Schätzungen preisbereinigt um 0,2 % niedriger
als in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres. Auf Bundes-
ebene ist das BIP im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2025
um 0,3 % gesunken. Die Zahlen machen deutlich: Der aus Berlin ange-
kündigte Herbst der Reformen wird zum unentspannten Winterschlaf.“
Führende Wirtschaftsinstitute rechnen auch für das Jahr 2025 nicht mit
einer nachhaltigen Erholung der deutschen Wirtschaft. In ihrer Gemein-
schaftsdiagnose Herbst 2025 gehen die Institute davon aus, dass das
Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 0,2 Prozent „kaum mehr als
stagnieren“ wird. „Dies spiegelt sich eindeutig in unserem Ruhrlagebericht
wider: Knapp ein Viertel unserer Betriebe blickt pessimistisch in die Zu-
kunft. Lediglich jedes fünfte Unternehmen sieht aktuell eine gute Ge-
schäftslage. Unserer Wirtschaft geht es schlecht“, resümiert Gerd
Kleemeyer.
Unzufriedenheit mit Politik wächst stark an
Branchenübergreifend steigt die Unzufriedenheit mit den wirtschaftspoliti-
schen Rahmenbedingungen im Ruhrgebiet. Mehr als die Hälfte der Unter-
nehmen sieht hier ein Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung.
Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Essen, betont: „In allen
drei Sektoren – Handel, Industrie und Dienstleistungen – stufen über 60
Prozent der Befragten die Politik als Risiko ein. Nach dem verhaltenen
Start der Bundesregierung im Mai ist dieser Wert keine Überraschung und
ein Warnsignal zugleich: Wir brauchen eine mutige und entschiedene
Wirtschaftspolitik! Nur so können wir dringend erforderliches Wachstum
ankurbeln.“ Zu den weiteren Risiken zählt die Ruhrwirtschaft steigende Ar-
beitskosten, den anhaltenden Fachkräftemangel sowie eine schwache In-
landsnachfrage.



„Zum Tanzen gehören immer zwei“
In ihrem Herbstgutachten schreiben die Wirtschaftsinstitute, dass die
deutsche Wirtschaft nach wie vor auf wackeligen Beinen stehe. Hierzu er-
gänzt die IHK-Hauptgeschäftsführerin: „Zum Tanzen gehören immer zwei:
Während unserer Wirtschaft wackelige Beine attestiert werden, hat die Po-
litik das Tanzparkett noch nicht mal betreten. Die stehen in der Ecke und
schauen zu. Daher erwarten wir schnellstmöglich einen klaren und lang-
fristig angelegten wirtschaftspolitischen Kurs.“
Bescheidene Geschäftserwartungen in allen Wirtschaftssektoren
Wie bereits im Vorjahr ist die Stimmung der Handelsunternehmen im
Branchenvergleich am schlechtesten. Lediglich elf Prozent sind mit der ak-
tuellen Geschäftslage zufrieden. Das entspricht einem Minus von sechs
Prozentpunkten im Vergleich zum Herbst 2024. Auch die Dienstleistungs-
branche war vor einem Jahr noch deutlich zufriedener. Bei den Geschäfts-
erwartungen ergibt sich ein ähnliches Bild: Lediglich 13 Prozent der be-
fragten Unternehmen gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung aus
(Herbst 2024: 16 Prozent). Der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dort-
mund Stefan Schreiber sieht politischen Handlungsbedarf: „Unsere Unter-
nehmen brauchen wieder mehr Vertrauen in die politischen Handlungsträ-
ger. Deshalb müssen nach diversen Ankündigungen auch Taten folgen:
eine Senkung der Lohnnebenkosten, schnellere Genehmigungsverfahren,
ein konsequenter Bürokratieabbau sowie eine angebotsorientierte Flä-
chenpolitik. Die Ruhrwirtschaft benötigt Planungssicherheit und Wachs-
tumsperspektiven. Nur so kommen wir aus dem Tal.“
Duale Ausbildung als Hebel gegen den Fachkräftemangel
Ein Schwerpunkt der Konjunkturumfrage lag auf dem Thema Fachkräfte-
mangel. Nahezu die Hälfte aller Unternehmen nennt diesen als wirtschaft-
liches Risiko für die eigene Entwicklung, wodurch vor allem mit steigenden
Arbeitskosten gerechnet wird. Daher fordert IHK-Präsident Gerd
Kleemeyer: „Der Kampf gegen den Fachkräftemangel beginnt mit guter
Bildung. Die Kommunen sind verantwortlich, gute Voraussetzungen dafür
zu schaffen.“ Umso entschiedener werben die Ruhr-IHKs für die duale
Ausbildung. „Wir werden mit gezielten Maßnahmen und Kampagnen zei-
gen, dass die duale Ausbildung für beide Seiten ein Gewinn ist – für junge
Leute ebenso wie für Betriebe. Darüber hinaus ist sie ein zentraler Hebel,
um dem Fachkräftemangel dauerhaft entgegenzutreten“, so IHK-Hauptge-
schäftsführerin Kerstin Groß.
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