Für Großsanierung des Kamener Gymnasiums wird Schulgarten gerodet: 25 Bäume fallen – Samstag Pflanzen zum Mitnehmen

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Der Schulgarten des Kamener Gymnasiums. (Foto Stadt Kamen)

Sanierung des Gymnasiums Kamen: Stadt bereitet Baufeld vor – Baumfällungen in den Herbstferien:

Die umfangreiche Sanierung des städtischen Gymnasiums Kamen kündigt sich jetzt mit ersten sichtbaren Maßnahmen an.

Um das Baufeld für das geplante neue Schulgebäude sowie die Sanierung des bestehenden Gebäudekomplexes einzurichten, müssen während der Herbstferien 25 Bäume und mehrere Großsträucher entfernt werden, teilt die Stadt mit.

Bäume und Sträucher stehen überwiegend im westlichen Teil des Schulgrundstücks, wo sich auch der Schulgarten befindet. Um diesen Schulgarten hatte es im Vorfeld heftige Diskussionen gegeben. Wir erinnern unten im Artikel daran.

Für die Bäume werden Ersatzpflanzungen vorgenommen, so die Stadt.

Die Baumfällungen finden weit vor dem eigentlichen Baubeginn im Sommer kommenden Jahres statt. Dies hat damit zu tun, dass Nist- und Brutstätten von Tieren nicht gefährdet werden dürfen – entsprechend sind die Fällungen möglichst in der Zeit zwischen Anfang Oktober und Ende Februar durchzuführen.

Um einen reibungslosen Unterricht zu ermöglichen, entschieden sich die Beteiligten auf die nun anstehenden Herbstferien. Eine Umsetzung in den Weihnachtsferien ist aufgrund der vielen Feiertage nicht möglich. Die Fällungen seien vorab beantragt und genehmigt worden.

Den Fällungen voraus ging der Umzug schutzwürdiger Pflanzen. Diese wurden unter Anleitung des Biologen Klaus-Jürgen Conze an den neuen provisorischen Standort zwischen Everplay-Feld und alter Sporthalle umgesiedelt.

Hier hatten Conze und seine Mitarbeiter im Vorfeld Beete angelegt, die durch ihre Lage die unterschiedlichen Lichtverhältnisse berücksichtigen und den Pflanzen so geeignete Standortbedingungen bieten.

Die Schule wird hier während der Zeit des Umbaus ein „grünes Klassenzimmer“ errichten. Sitzgelegenheiten werden aus den Baumstämmen geschaffen, die bei den Fällungen anfallen. „Wir werden die Fläche so aufbereiten, dass wir sie gut für den Unterricht nutzen können“, sagt der stellvertretende Schulleiter Rasmus Treinies.

Nach Abschluss der Sanierung soll der Schulgarten einen endgültigen Standort mit idealen Rahmenbedingungen für den Unterricht finden.

Damit die Pflanzen aus dem alten Schulgarten erhalten bleiben und weiter gedeihen können, lädt die Schule derweil am kommenden Samstag, 11. Oktober, von 10 bis 13 Uhr zu einem ‚Tag der offenen Pforte‘ ein. Interessierte können sich dort verbliebene Pflanzen mitnehmen – auf dem Gelände sind noch eine Reihe von Hochstauden (zum Beispiel Phlox, verschiedene Disteln, Wasserdost etc.), Gemüsepflanzen (unter anderem Meerrettich, Kohlsorten) sowie Kräuter (Salbei, Thymian) vorhanden.

Auch Farne können ausgegraben werden, teilweise lassen sich auch die Samen sammeln. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Stecklinge von Sträuchern zu schneiden (Wildrose und weitere Arten).

Schulgarten des Städtischen Gymnasiums Kamen. (Foto Stadt Kamen)

Die Aktion wird von Klaus-Jürgen Conze begleitet, der auch für Fragen zur Verfügung stehen wird. Die Schule bittet Interessenten, den Parkplatz an der Ängelholmer Straße zu nutzen.

Was die weiteren Schritte betrifft, befindet sich die Stadt noch in der Planungsphase mit den beauftragten Architekten und Fachplanern. Bereits fest steht, dass in den Sommerferien 2026 die außenstehende Fluchtwegtreppe abgerissen wird. Hier soll der Neubau zukünftig an das Bestandsgebäude angebunden werden.

Das Modernisierungsprojekt ist eines der größten der vergangenen Jahrzehnte in Kamen: In den kommenden Jahren werden die bestehenden Gebäude grundlegend saniert und durch einen neuen Verbindungsbau („Ringschluss“) miteinander verbunden. Dabei entstehen zeitgemäße Lern- und Aufenthaltsbereiche, moderne Fachräume, barrierefreie Zugänge sowie eine deutlich effizientere Energieversorgung.

„Ziel ist es, den Schulstandort fit für die Zukunft zu machen – pädagogisch, technisch und ökologisch“,

unterstreicht die Stadt.

„Neue Fenster, Dämmungen und Haustechnik verbessern die Energie- und Klimabilanz erheblich, während Brandschutz und Digitalisierung auf den neuesten Stand gebracht werden. Mit dieser Sanierung investieren wir in die Bildung und Zukunft unserer Kinder“, betont Bürgermeisterin Elke Kappen.

„Das Gymnasium Kamen wird nach Abschluss der Arbeiten eine Schule sein, die modernes Lernen ermöglicht und zugleich ein Ort des Wohlfühlens und der Begegnung ist.“

PM Stadt Kamen

Rückblick: Ende 2022 berichtete unsere Redaktion über den Kampf um den Schulgarten-Erhalt.

Ein Schulanbau soll in Kamen mit dem Aus des Schulgartens einhergehen: Um diese Frage gibt es in Kamen einen immer heftigeren Streit. Einige 100 Unterschriften wurden für den Erhalt des Schulgartens schon gesammelt.

Jetzt soll ein Gutachten die Frage klären, unter welchen Optionen das „einzigartige Biotop“ erhalten werden kann.

Das teilte am Freitag, 23. 12. 22, die Stadt Kamen mit.

„Im Zuge der vorgesehenen Sanierung und Erweiterung des Gymnasiums wird die Stadt Kamen für den weiteren Planungsprozess ein unabhängiges Artenschutzgutachten erstellen lassen.

Das Gutachten soll Auskunft darüber geben, welche Optionen es im Umgang mit dem Schulgarten gibt, der als ein in der Region einzigartiges Biotop gilt – und unter welchen Voraussetzungen dieses eventuell auch erhalten werden kann.

Die bislang entwickelten Planungen sehen einen Erweiterungsbau zwischen dem Hauptgebäude und dem Westanbau vor.

„Wir haben uns gemeinsam angeschaut: Was benötigt die Schule? Und diese Variante war für alle Beteiligten die sinnvollste Lösung“, sagt Bürgermeisterin und Schuldezernentin Elke Kappen.

Das Gymnasium priorisiert den vorliegenden Entwurf mit dem Verbindungsbau, da er vielfältige Aspekte wie vorgeschriebene Raumgrößen, sinnvolle Zoneneinteilungen sowie Laufwege ebenso berücksichtigt wie die Anforderungen an moderne Unterrichtsformen.

„Diese Variante deckt im Vergleich zu den anderen Optionen unsere Bedürfnisse am weitgehendsten ab“, sagt Schulleiter Lars Wollny. Gymnasium und Stadt stimmen sich in allen Phasen des Prozesses eng miteinander ab.

Allerdings: Auf dem betroffenen Areal befindet sich aktuell ein Großteil des Schulgartens.

Das Gymnasium hat sich aus diesem Grund bereits frühzeitig damit befasst, wie an einer anderen Stelle ein für den Unterricht nutzbarer Schulgarten angelegt werden kann – dies auch ganz bewusst mit einer pädagogischen Konzeption, die sich deutlich von der heutigen Nutzung des Biotops unterscheidet.

So sehen die Überlegungen der Schule eine stärkere Einbindung des Schulgartens in den Biologieunterricht sowie eine breitere Nutzung durch die Schülerinnen und Schüler mit vor. Dies ist mit dem aktuell bestehenden Schulgarten nicht möglich.

Auf der anderen Seite ist den Beteiligten die ökologische und allgemeine Bedeutung des Biotops sehr wichtig.

„Es ist in den vergangenen Wochen sehr deutlich geworden, wie vielen Menschen der Schulgarten aus den unterschiedlichsten Gründen am Herzen liegt“, schildert Kappen. Dies sei vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen in Sachen Klima- und Artenschutz auch nachvollziehbar – und während des bisherigen Entscheidungsprozesses durchaus auch berücksichtigt worden.

Schule und Stadt wollen nun in diesen Abwägungsprozess die Ergebnisse, Optionen und Möglichkeiten einfließen lassen, zu denen das Gutachten kommen wird. Kappen:

„Sollte sich herausstellen, dass die Bebauung des geplanten Bereiches aus ökologischen Gründen nicht vertretbar ist, werden wir dies bei den weiteren Planungsschritten berücksichtigen.“

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