Immer öfter Leiharbeiter, dringend nötiger Anbau nicht finanziert: Lebenszentrum Königsborn „kämpft um jede Rechnung“

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Landrat Mario Löhr und Geschäftsführer Michael Radix vor dem Gebäudekomplex des Lebenszentrums Königsborn. Foto: Alexander Heine - Kreis Unna

„Wir kämpfen um jede Rechnung“, sagt der Leiter des Lebenszentrums Königsborn. Und immer öfter muss die Einrichtung auf Leiharbeiter zurückgreifen, um den prekären Fachkräftemangel aufzufangen.

Im Lebenszentrum Königsborn steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Rahmenbedingungen aber werden zwischen Fachkräftemangel, Finanzsituation und Verwaltungsaufwand zunehmend schwieriger.

Diese sorgenvolle Erkenntnis nahm Landrat Mario Löhr vorige Woche von einem Besuch des Lebenszentrums mit, das sich seit Gründung des gemeinnützigen Vereins im Jahre 1880 bis heute in unterschiedlichen Einrichtungen um die Betreuung und Versorgung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen kümmert.

Die bunte Fassade des markanten Gebäudes an der Friedrich-Ebert-Straße in Unna-Königsborn sagt wenig aus über die Dimensionen dahinter.

  • 500 Mitarbeiter.
  • 40 Betten in der Fachklinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie.
  • 7500 Fälle im Sozialpädiatrischen Zentrum.
  • 100 Familien im Autismus-Therapie-Zentrum.
  • 200 Kinder in Kindertageseinrichtungen.
  • 60 Plätze für schwer mehrfach behinderte Kinder und junge Erwachsene im Alter von wenigen Monaten bis 25 Jahren in der Lebensarche.
  • 54 Plätze für erwachsene Wachkomapatienten im Haus Königsborn.

Der Bedarf insbesondere für Plätze in Arche und Haus Königsborn ist ungleich größer, die Wartzeiten sind lang. Es gibt deshalb bereits Pläne zur Erweiterung des Gebäudekomplexes, zumal es in den Bestandsimmobilien teilweise nicht mal Platz für Personalräume gibt.

Allein: die Finanzierung eines Anbaus steht noch nicht.

Außerordentlich wichtig sei gewesen, dass das Lebenszentrum als Fachkrankenhaus im Krankenhausbedarfsplan Berücksichtigung gefunden habe, so Geschäftsführer Michael Radix im Gespräch mit Landrat Mario Löhr.

„Die Leute, die hier arbeiten, geben ihr letztes Hemd für die Menschen“,

sagte er. Der Fachkräftemangel jedoch werde zunehmend ein Problem, immer häufiger müsse man auf ungleich teurere Leiharbeiter zurückgreifen. Die Folge: Insbesondere die Lebensarche arbeitet defizitär, braucht Quersubventionen innerhalb des Lebenszentrums. Auch die Abrechnung mit Kostenträgern würde zunehmend schwieriger.

„Wir kämpfen um jede Rechnung“, so Radix. Auch gehe es um die Anerkennung von Plätzen.

„Die Einrichtung ist es wert, dass man darum kämpft“, zeigte Landrat Mario Löhr sich beeindruckt insbesondere von dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit Menschen mit teils schwerstmehrfacher Behinderung zu arbeiten sei sicher auch emotional herausfordernd:

„Ich habe riesigen Respekt davor. Wir reden viel zu häufig nur über Geld, Wirtschaft und Wohlstand und viel zu selten um die wirklich wichtigen Themen.

Hier geht es um Themen, die viel wichtiger sind – nämlich um Menschen und ihre Bedürfnisse.“

Löhr sagte Michael Radix seine uneingeschränkte Unterstützung zu. Insbesondere mit Blick auf die geplante Erweiterung des Lebenszentrums Königsborn. Zumal die Kombination der Einrichtungen dort in dieser Form einzigartig ist in Nordrhein-Westfalen – und insofern wichtig ist für die gesamte Region. PK | PKU

PM und Fotos: Kreis Unna

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