Die deutliche Erhöhung des Bürgergeldes um rund 12 Prozent zum 1. Januar 2024 (wir berichteten) sei für jeden Angestellten „ein Schlag ins Gesicht“:
Ein Hilferuf aus der Unnaer Gastronomie hat am Wochenende in den sozialen Medien eine kontroverse Diskussion um Personalmangel und Bürgergeld entfacht.
Ein Paar, das in der Unnaer Fußgängerzone eine Lokalität betreibt, wies am Samstag (14. 10.) in einem öffentlichen Facebookpost eindringlich auf seinen prekären Personalmangel hin.
Man gehe personell „auf dem Zahnfleisch“, sei ausgebucht in drei Schichten, könne die Arbeit aber kaum noch bewältigen, weil Servicekräfte fehlten.
„Dabei können wir mit einem fantastischem Team, tollen Gästen, besten Arbeitszeiten (8-16 Uhr, So- und Feiertags frei), fairer Bezahlung und Trinkgeldregelung punkten! Seit Monaten suchen wir. Seit Monaten haben wir gekürzte Öffnungszeiten, dabei wäre genug Arbeit da“, schildert das Paar seine Situation.
„Doch es bewerben sich ausschließlich Leute, die schwarz arbeiten wollen, um ihre staatliche Unterstützung nicht zu verlieren.
Ich weiß nicht, wie lange sich das System noch so halten kann, bevor es kollabiert. Bei uns jedenfalls nimmt es langsam existenzbedrohende Züge an.“
Noch öfter zu schließen sei nicht möglich, es müsse schließlich genug Umsatz erwirtschaftet werden, um die Kosten zu decken.
„Der Schrei nach höheren Löhnen ist doch Wahnsinn!“, so die harsche Kritik der Gastronomen. „Bei uns arbeiten alle Angestellten für mehr als den Mindestlohn, eine Selbstverständlichkeit bei guten Mitarbeitern!
40 Prozent unseres Umsatzes investieren wir bereits in Personal. Mehr können wir nicht!“
Es müssten dringend die Lohnnebenkosten runter, damit das Geld auch bei den Leuten ankomme, so eine Forderung.
Und:
„Die Erhöhung des Bürgergeldes ist doch für jeden Angestellten ein Schlag ins Gesicht! Ich habe genug „Bewerber“, die mir vorrechnen, wieviel sie – ohne etwas zu tun – vom Staat (also von uns allen) bekommen!
Ein kleiner Nebenjob, wo es das Geld „auf die Hand“ gibt, und es wird schnell 400, 500 € und mehr verdient als jemand, der von Mo-Fr arbeiten geht!“
Als Unternehmen, das ausschließlich mit angemeldeten Kräften arbeiten, könnten sie nicht mehr mithalten.
„Es muss sich etwas ändern! Sonst stehen wir bald … vor den Ruinen eines gut laufenden Ladens! Und mit uns Tausende weitere Unternehmen, denen es so geht wie uns.“
Gebe es wohl noch jemand, der die Ehre und den Ehrgeiz habe, „sich am Sozialsystem zu beteiligen statt es auszunutzen“?
Das Statement stößt vorwiegend auf großen Zuspruch. Eine Kommentatorin aus der Beautybranche bestätigt als eine von vielen:
„Genau so geht es uns auch. Wir hätten 6 Stellen zu vergeben, es bewirbt sich nicht einmal jemand.
Ich weiß nicht, ob die Wirtschaft noch zwei Jahre durchhält, bis die Regierung wechselt. Ich habe das Gefühl, es muss vorher was passieren.“
Allerdings melden sich auch Kritiker: Hier würden Schwache gegeneinander aufgesetzt, schimpfen einige unter dem Posting, ein Kommentator unterstellt AfD-Nähe:
„Finde es gut, dass hier mal wieder nur gegen Arbeitslose geschossen wird. Ich würde mir auch überlegen, in der Gastro anzufangen, welche ziemlich stressig ist, für 50 € Netto mehr am Ende..
Verrückt, wie falsch kalkulierende Unternehmer die Schuld dem Staat und den Arbeitslosen geben.
Was hier geschieht, ist mal wieder eine schöne Spaltung der Gesellschaft à la AfD. Schön nach unten treten…“
Dass die „Erhöhung des Bürgergeldes noch unterhalb der Armutsgrenze für jeden Arbeitenden einen Schlag ins Gesicht“ sei, weisen auch andere Foristen empört zurück:
Das Geld bekämen nicht nur Arbeitsfähige. Es sei Richtwert für andere Sozialgelder und erpresse Arbeitende unterer Gehaltsschichten mit den Argument, dass „unter der Armutsgrenze“ die Alternative sei und „so verdienst du etwas mehr als unter der Armutsgrenze“ akzeptabel sei.
„Alleine um Lohndumping zu unattraktiver zu machen, gehört das Bürgergeld dringend rauf!“, fordert dieser Kritiker.
Ein anderer stößt sich an den Aussagen bezüglich der Bewerber:
„Für die „Ehre plus a bissl“ würdet ihr doch auch nirgends buckeln, oder?
8 bis 16 Uhr für „Bürgergeld plus 400 €“ klingt nicht wirklich sexy. Zumal man sich unter Bürgergeld immerhin nicht um die horrend steigenden Mieten kümmern muss. Arm, aber nicht obdachlos.“
Einig ist man sich bei Gegenrede und Zuspruch bei den Lohnnebenkosten. So führt ein Kommentator aus:
„Kapitalerträge auf Spitzensteuersatz von Arbeitslohn versteuern, Versicherungen als Bürgerversicherung ohne Deckelung nach oben und ohne sich damit Geld in Privatversicherungen rauskaufen zu können – und typische Arbeitnehmer hätten keine überproportionalen Lohnnebenkosten.
Leider ist das Wissen dazu nicht neu und die Umsetzung steht in den nächsten 14 Tagen nicht unbedingt im Raum…
Ansonsten, aus der Marktwirtschaft: Wenn euer Angebot bezüglich des Gehalts keinen Abnehmer findet, scheint dieses zu niedrig zu sein.“
Gewerkschaft schlägt Küchen-Alarm im Kreis Unna:
Die Küche bleibt kalt – und das immer öfter: Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten – in der Gastronomie im Kreis Unna gehören „neue Öffnungszeiten“ zum Alltag.
„Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen rausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt“, rät Torsten Gebehart von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt.
„Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends deutlich früher.
Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, sagt Gebehart.
Der Geschäftsführer der NGG Dortmund schlägt „Küchen-Alarm“ für die Gastro-Szene. Der Grund liege auf der Hand: „Zu wenig Personal. Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés, Caterings … – fast alle suchen händeringend Unterstützung“, so Torsten Gebehart.
„Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: Laut Arbeitsagentur warten 48 unbesetzte Jobs im Kreis Unna auf Köchinnen und Köche. Aber auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: Für die Azubi-Suche läuft der Countdown. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein“, sagt NGG-Geschäftsführer Gebehart.
In der Gastro-Branche müsse sich einiges ändern: „Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal“, macht Torsten Gebehart klar. Konkret peilt er dabei für die Zukunft einen „Gastro-Start-Lohn“ von 3.000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten.
„Das muss die Branche hinbekommen. Denn wer seine Ausbildung in der Küche, im Service oder im Hotel abgeschlossen hat, braucht eine klare Perspektive. Egal, wo eine Köchin, ein Kellner oder eine Hotelfachfrau hingeht – egal, an welcher Hotelbar, an welcher Rezeption, bei welchem Caterer oder in welchem Biergarten es einen neuen Job gibt: Der faire Einstiegslohn liegt bei mindestens 3.000 Euro.“
Von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: „Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen im Kreis Unna ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von 12 Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahlt noch immer keinen Tariflohn. Das ist ein Unding, wenn man gute Leute sucht“, so Torsten Gebehart.
Forderungen dass angelernte Arbeits- und Aushilfskräfte so viel verdienen wie Facharbeiter sind doch absurd.
Es sollte einleuchtend sein dass ungelernte nicht das verdienen können was Mitarbeiter mit anspruchsvoller Berufsausbildung oder einem langjährigen Studium erhalten.
Dabei ist unser Niedrig- bzw. Mindestlohn nicht deutlich untern dem Lohnniveau in Nachbarländern.
Die Niederländer haben etwas mehr (Ca. 2%) Durchschnittslohn, die Österreicher dagegen weniger.
Erklärbar da Löhne, sonstige Ausgaben und Einnahmen eines Unternehmens im Verhältnis stehen müssen.
In Deutschland allerdings belohnt der Staat diejenigen die nicht mehr arbeiten, stattdessen dann lieber Bürgergeld kassieren, bei Mieten und Heizung abgesichert sind und wie in dem Bericht deutlich dargestellt „schwarz“ gerne etwas hinzuverdienen.
Man muss schon ziemlich blöd sein dieses Angebot des Staates nicht anzunehmen.
Wirtschaftsexperte Werner Sinn hat kürzlich eine Lösung aufgezeichnet.
Da der Staat ohnehin das Geld ausgibt sollte er den Mindestlohn entsprechend anheben, und wie in der Vergangenheit bei Hartz4 (und auch im Ausland üblich) bei denjenigen die weder Arbeit noch Weiterbildung akzeptieren, Zahlungen kürzen.
Spätestens nach 12 Monaten in die Sozialhilfe.
„Mehr Beschäftigung gleich mehr Steuereinnahmen und damit die Möglichkeit Steuern zu senken statt sie noch weiter zu erhöhen.“
Menschen die vom Staat abhängig sind wählen für die Regierung und mucken nicht auf. Von daher ist das schon gewollt – dass dabei die Wirtschaft drauf geht, ist eher noch willkommener Nebeneffekt. Das ist schließlich das Ziel vieler aktueller Regierungen.