„Paukenschlag für Unna“ längst verhallt – Rat heute vor Grundsatzbeschluss zu Gradierwerken im Kurpark

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Foto c/o Rinke

Als „Paukenschlag für ganz Unna“ feierte im Mai 2021, also vor viereinhalb Jahren, der 2017 aufgelöste Kurparkverein seine Wiedergründung und kündigte eine diesmal entschlossene Realisierung von zwei Gradierwerken im ehemaligen Kurbad an.

Der damalige Paukenschlag ist längst verhallt. Die Diskussion über die Frage „Wer soll das am Ende bezahlen?“ begleitete den Kurparkverein und die Politik durch die vergangene Ratsperiode und flackerte zuletzt vor ziemlich genau einem Jahr noch einmal auf, als der Rat kurz vor Weihnachten mehrheitlich mit gleich 21 Enthaltungen den Grundsatzbeschluss fasste: Gradierwerke gern – aber ohne Steuergelder.

Der Kurparkverein allein sollte sich laut diesem Beschluss allein mit Manpower und Spenden- sowie Fördergeldern um das Projekt kümmern. Mit der Aufgabe, diese Planung weiter zu verfolgen, verabschiedete sich der Rat am 14. Dezember 2024 in die Winterpause – um jetzt heute, am 18. Dezember 2025, erneut eine Entscheidung treffen zu müssen.

Denn der Verein sieht sich nicht in der Lage, ein ambitioniertes Projekt wie dieses ausschließlich mit ehrenamtlicher Manpower längerfristig zu stemmen.

In der Ratssitzung am heutigen Abend steht das Thema „Gradierwerke“ ganz am Ende einer 9 Punkte umfassenden Tagesordnung. Im Kern geht es darum, zu entscheiden, ob die Stadt den Kurparkverein bei der Realisierung und langfristigen Betreuung zweier Gradierwerke unterstützen wird – personell wie auch finanziell.

Denn dies dauerhaft allein zu bewerkstelligen kann der Verein nicht garantieren.

In der Beschlussvorlage für die Ratssitzung wird der Politik daher Folgendes mitgeteilt und vorgeschlagen:

Seitens der Verwaltung wurden auftragsgemäß Gespräche mit dem Vorstand des Vereins geführt. Diese haben in einer sehr wertschätzenden und konstruktiven Atmosphäre stattgefunden.

Hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements wurde von beiden Seiten betont, dass die Errichtung von Gradierwerken zu einer weiteren Aufwertung des Kurparks bzw. der gesamten Stadt führen könne. Der Vorstand unterstrich, dass sich im Verein Menschen engagierten, die auch über die Errichtung hinaus ehrenamtlich tätig sein wollten; dabei kämen Arbeiten wie Laubkontrolle bzw. Prüfung auf Schmutz in der Solewanne sowie auch Wegereinigung, Pumpenwartung sowie Überwachung und ggf. Entfernung von Vandalismusschäden in Betracht.

Allerdings müsse man von einer Planungs- und Bauzeit von mindestens drei Jahren ab einem definitiven Beginn ausgehen. Angesichts dieses Realisierungszeitraums sei es für den Verein schwierig, eine verbindliche Erklärung abzugeben.

Mit dem „Startschuss“ werde es möglich, weitere Menschen durch praktisches Tun für das Vorhaben zu begeistern, auch durch die bereits geknüpften Beziehungen zur Grundschule am Friedrichsborn.

Insofern könne der Verein keine Garantie abgeben; er sei aber bereit, eine vertragliche Regelung mit einem gestuften Pflichtenprogramm aufzunehmen.

Eine solche Regelung könnte sinngemäß wie folgt lauten:

  1. Der Verein wird beste Anstrengungen unternehmen, den laufenden Personalaufwand für den Betrieb der Gradierwerke durch ehrenamtliche Arbeit zu decken.
  2. Sollte dies nicht gelingen, wird der Verein beste Anstrengungen unternehmen, durch finanzielle Beiträge (eingeworbene Spenden etc.) zum Unterhalt der Gradierwerke beizutragen.

Soweit sich der Betrieb der Gradierwerke weder durch ehrenamtliche Arbeit noch durch finanzielle Beiträge finanzieren lässt, steht die Kreisstadt Unna für die Differenz ein.

Hinsichtlich der Standortfrage wies der Vorstand darauf hin, dass die Errichtung eines Gradierwerks am historischen Standort (bzw. auf einem Teilstück davon) nahe der Friedrich-Ebert-Straße für die Einwerbung der in Aussicht genommenen Fördermittel wichtig sei. Die Beschränkung auf die historische Anschauung greife jedoch zu kurz.

Das Gesamtkonzept des Vereins habe ein Leuchtturmprojekt zum Gegenstand, das über die Stadt hinaus als Anziehungspunkt wirken solle. Dies erfordere die Einbettung eines zweiten Gradierwerks mit gesundheitsförderlichem Wert in den Kurpark.

Der Baukörper an der Straße repräsentiere die ursprüngliche Struktur; hier sei aber wegen der Verkehrsbelastung nicht von einer Gesundheitsförderung auszugehen. Es würde für den Gesamteindruck Wesentliches fehlen, wenn man das Gradierwerk nur betrachten könne, ohne seine Wirkung zu erleben.

    Weiteres Vorgehen

    Trotz der positiven Grundhaltung beider Seiten zu dem Vorhaben ist festzustellen, dass die erarbeitete Kompromissformulierung dem Verhandlungsauftrag des Rates, eine dauerhafte verbindliche Regelung über die Leistung von ehrenamtlichen Arbeitsstunden aufzunehmen, nicht völlig genügt. Nach den Ausführungen zur Standortfrage ist auch weiterhin von einem Aufwand für den Unterhalt von zwei Gradierwerken auszugehen.

    Diese Vorlage soll dem Rat Gelegenheit zur Meinungsbildung und zur Erörterung des weiteren Vorgehens geben.

    Sollte der Rat beschließen, unter den dargestellten Bedingungen den Bau zweier Gradierwerke weiterzuverfolgen, sind in der mittelfristigen Finanzplanung aus Gründen der haushalterischen Vorsicht entsprechende Eigenmittel einzuplanen.


    Rückblick auf unsere Berichterstattung vom 14. Mai 2021

    Mit einem Paukenschlag warf Unnas Kurparkverein am Gründonnerstag 2017 der Stadtverwaltung Knall auf Fall die Brocken vor die Füße – mit einem Paukenschlag meldet er sich heute, vier Jahre später am Tag nach Himmelfahrt, zurück und verkündet sein Revival.

    Das grüne Kleinod des früheren Salzbades Königsborn hat nach einem hauptamtlichen „Kümmerer“ nun auch wieder einen Verein, der sich kümmert. Mit kurpark-erfahrenen Köpfen in der vordersten Reihe, die die Wiedergründung, genau gesagt: die Neugründung des „Fördervereins Kurpark Unna-Königsborn“ verkünden.

    Den Überraschungscoup gab der frisch formierte „Rumpfvorstand“ am heutigen Vormittag, 14. Mai, bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Pumpenwerk Friedrichsborn bekannt.

    Zum Pressetermin eingeladen hatte weniger als 24 Stunden vorher der der frühere Kurparkvereinsvorsitzende Thomas Horschler, der auch dem wiedergegründeten Verein mit Erfahrung und fachlichem Know-How als Vorsitzender vorsteht.

    Thomas Horschler ist der alte und neue Vorsitzende des wiedergegründeten Kurparkvereins Unna. (Foto RB)

    Als ebenfalls erfahrener Kopf ist Unnas früherer Ordnungsamtsleiter Wolfgang Rickert mit von der Partie, er führt die Kasse und die Geschäfte. Als stellvertretende Vorsitzende wirken Maik Luhmann (SPD) und CDU-Ratsfrau Gaby Meyer im Rumpf-Vorstand mit.

    Sie alle hoffen jetzt optimitisch auf einen neuen Schub und ganz neue Strahlkraft für den Kurpark, zu dessen Leuchtturmprojekt ein Gradierwerk werden soll. Eine Expertise dazu erstellte Kreisheimatpfleger Dr. Peter Kracht, der dem Unterfangen seine vollste ehrenamtliche Unterstützung zusichert.

    Pläne für ein solches Bauwerk, das wie kein anderes die reiche Salz- und Sole-Vergangenheit von Bad Königsborn wieder wachrufen und lebendig erhalten kann, waren vor der Auflösung des „ersten“ Kurparkvereins schon weit gediehen.

    Wolfgang Rickert erinnert daran, dass Probebohrungen damals ein eindeutiges und reichhaltiges Solevorkommen auf dem Kurparkgelände bewiesen und dass im Prinzip damals schon alles startklar dafür gewesen war, auch in Unna (ähnlich wie in Hamm und Werl) ein Gradierwerk zu errichten.

    Dass diese ambitionierten Pläne dann aber wie ein Luftballon platzten, lag – das wurde hinreichend und schonungslos nicht zuletzt vom Verein selbst publiziert – an der zuletzt gänzlich fehlenden Unterstützung der damaligen Stadtverwaltung. Thomas Horschler möchte in der unerfreulichen Vergangenheit nicht wieder neu herumstochern, beließ es beim heutigen Pressetermin mit der Bemerkung:

    „Ich hatte mir vorgenommen, nie wieder einen Finger für den Kurpark krumm zu machen.“

    So ändern sich indes die Zeiten, denn mit dem neuen Rat und der neuen Stadtspitze sahen sich Horschler und seine früheren Mitstreiter „überrascht von der Entwicklung“, die letztlich zu ihrem Entschluss führte: Gut – lasst es uns auf ein Neues probieren!

    Bemerkenswert, führt Horschler die ausschlaggebenden Gründe für das Vereins-Revival aus, war für ihn persönlich zunächst, dass der neue Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) seinen Wahlkampfankündigungen sofort Taten folgen ließ und sofort einen hauptamtlichen Kurpark-Kümmerer einsetzte.

    „Und siehe da, es wurden sofort Pflegemaßnahmen ergriffen“, nennt Horschler das zweite für ihn wichtige Signal.

    Das dritte kam von den drei großen Ratsfraktionen Grüne, SPD und CDU, die direkt die ersten fünfstelligen Summen für Akutmaßnahmen und einen Kurpark-Workshop in den Haushalt einstellten.

    Und schließlich, führt der alte und neue oberste Kurparkförderer aus, kamen zunehmend drängende Bitten von den Bürgern, denen die zunehmende Verwahrlosung des einstigen Kurbad-Kleinods unerträglich war.

    Die Initialzündung fand dann vor drei Wochen in der Landeshauptstadt Düsseldorf statt, auf Betreiben des Massener Landtagsabgeordneten Hartmut Ganzke, der an seinen Parteifreund Horschler mit der offenherzigen Bemerkung herangetreten war:

    „Mit dem Gradierwerk, das ist doch damals richtig Mist gewesen.“

    Dem war nicht zu widersprechen, und so traf die Wiedergründungsrunde gemeinsam mit Bürgermeister Wigant in Düsseldorf mit CDU-Heimatministerin Ina Scharrenbach aus Kamen und Experten der NRW-Stiftung zusammen.

    Und in dieser Runde, erinnert sich Thomas Horschler, sei dann der für ihn denkwürdige Satz gefallen:

    „Ihr wisst gar nicht, welche Schätze ihr in eurer Stadt habt.“

    Das, sagt Horschler, blieb ihm nachhaltig im Gedächtnis hängen. Und wirkte.

    Friedrichsborn und Pumpenwärterhäuschen, Sitz des Westfälischen Literaturbüros. (Foto RB)

    Nunmehr möchten die Gründungsmitglieder des neuen Vereins also die Schätze heben, die der Kurpark birgt, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dazu planen sie folgende Schritte:

    • In den kommenden Wochen soll intensiv fürs bürgerschaftliche Engagement für den Kurpark geworben werden. Ob Privatpersonen, Vereine, Initiativen, so viele wie möglich sollen sich einbringen, appelliert Gaby Meyer. Es gilt im ersten Schritt, (wieder) Begeisterung zu wecken für das, was in dem Kurpark an Potenzialen schlummert.
    • Nach den Sommerferien hofft der Vorstand eine größere Mitgliederversammlung durchführen zu können, was aufgrund der Coronamaßnahmen derzeit noch ausgebremst ist.
    • Möglichst im Herbst soll ein Workshop stattfinden, für den 30.000 Euro im Haushalt bereit stehen. In diesem sollen Ideen für die zukünftige Gestaltung des Kurparks gesammelt und möglichst konkret festgezurrt werden. Neben einer Steigerung der Aufenthaltsqualität – nicht zuletzt brauche es dringend wieder eine Park-Gastronomie, wünscht sich Gaby Meyer – soll dabei auch die ökologische Aufwertung des Parks bewusst für den Neuanfang des Kurpark-Engagements stehen.
    Früheres Gradierwerk hinter dem Friedrichsborn. Eins zog sich parallel zur Friedrich-Ebert-Straße entlang.
    • Das ehrgeizige Unterfangen „Gradierwerk“ ruft der neue Verein zum „Leuchtturmprojekt“ aus. Es war damals mit 800.000 Euro veranschlagt, „wir rechnen heute mit 1,2 Millionen“, schätzt Thomas Horschler realistisch. Damit der Bau förderungsfähig wird, muss das Werk weitgehend dort errichtet werden, wo auch das Ursprungsgradierwerk (1941 aufgegeben) seinen Standort hatte. Dort stehen heute Wohnhäuser, daher wird das neue Gradierwerk zweigeteilt auf der großen Wiese hinter der Bebauung geplant.

    Generell, schließt Thomas Horschler diesen ersten Aufschlag zur Wiedergründung des Kurparkvereins ab, soll diesmal nicht wieder Stückwerk erfolgen. „Wir wollen es umfassend und gründlich machen.“

    Und das Ensemble mit dem Friedrichsborn und dem historischen Pumpenwärterhäuschen schräg dem Lebenszentrum gegenüber könnte bei den Plänen auch gastronomisch eine Glanzrolle spielen . in Form eines Inklusionscafés, verraten die Kurparkförderer.

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