Bürgermeisterstichwahl in Unna: Mehrere Parteien sprechen sich klar für einen der beiden Kandidaten aus

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Unna-Esel mit Blick aufs Rathaus - Foto RB

Nach der Wahl ist vor der Wahl in sieben Städten und Gemeinden im Kreis Unna, so auch in der Kreisstadt selbst, wo die Wähler am Sonntag, 28. September, dazu aufgerufen sind, sich zwischen Amtsinhaber Dirk Wigant (CDU) und seinem SPD-Herausforderer Hartmut Ganzke zu entscheiden.

Wigant landete am Wahlsonntag lediglich 3 Prozentpunkte vor Ganzke, konnte damit kaum von einem „Amtsbonus“ profitieren. Dies könnte allerdings auch der hohen Zahl an Kandidaten geschuldet sein, es waren insgesamt sechs.

Gleichwohl gehen alle anderen amtierenden Bürgermeister im Kreis, die noch einmal in die Stichwahl müssen, mit einem deutlicheren Vorsprung zu ihrem jeweiligen Konkurrenten ins Rennen – mit einer Ausnahme: In Fröndenberg, wo immerhin 4 Bewerber antraten, unterlag Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) unerwartet deutlich mit nur 25,5 Prozent ihrem CDU-Herausforderer Dirk Weise, der 44,4 Prozent abräumte und als klarer Favorit in die Stichwahl geht.

In Unna gibt es keinen klaren Favoriten. Hier kommt es aufgrund der Vielzahl der Kandidaten im ersten Wahlgang nun nicht nur darauf an, wie sehr SPD und CDU ihre jeweilige eigene Parteiklientel zum erneuten Urnengang mobilisieren können, sondern vor allem auch auf die Frage:

Für welchen der beiden Kandidaten entscheiden sich die Anhänger der anderen Parteien und Wählergruppen? Gehen sie überhaupt noch einmal zur Urne?

Ein Fingerzeig dafür könnten öffentliche Wahlempfehlungen sein, nach denen wir alle 9 bei der Wahl angetretenen Parteien und die beiden Wählergemeinschaften gefragt haben. Eine dieser beiden, die Freie Liste Unna (FLU), verpasste den Wiedereinzug in den Rat und bat uns auf unsere Anfrage nach einer Bewertung des Ergebnisses und einer Bürgermeisterwahlempfehlung noch um einige Tage Zeit.

Die Grünen haben die Anfrage unserer Redaktion trotz einer erneuten Erinnerungsmail unbeantwortet gelassen.

Hier die Antworten der Linken, Volt, FDP, WfU und AfD. Wie schon bei unserer Befragung zu fünf Themen vor der Kommunalwahl antworteten auch auf unsere zweite Anfrage Volt und die Linke am schnellsten.

Die Europapartei Volt (mit Bürgermeisterkandidatin Lea Emler, 2. v. re.) zieht mit Thomas Franta (re.) erstmals in den Unnaer Rat ein. (Foto RB)

Für Volt erklärt Lea Emler, die als Bürgermeisterin kandidierte und auf dem letzten Platz landete, dass sie und ihre Parteifreunde „mit Dankbarkeit und Zuversicht“ auf die Kommunalwahl zurückblicken.

„Enttäuschung über das Ergebnis der Bürgermeisterwahl verspüren wir nicht – im Gegenteil: Das Ergebnis zeigt, dass es auch in Zeiten, in denen es zukunftsorientierte und wissenschaftsbasierte Politik schwer hat, Menschen gibt, die Hoffnung und Orientierung bewahren.

Bei meine Kandidatur als Bürgermeisterkandidatin ging es mir vor allem darum, Volt in Unna sichtbarer zu machen und wichtige Themen auf den Tisch zu bringen, wie etwa die prekäre Situation des Frauenhauses. Diese Ziele haben wir erreicht.

Mit einem Sitz im Stadtrat Unna (Thomas Franta) und einem Sitz im Kreistag Unna (Nancy Meyer) sind wir künftig vertreten. Damit ist klar: Wir sind sichtbar. Wir sind angekommen und bereit unser Bestes zu geben.

Für die anstehende Stichwahl um das Bürgermeisteramt sprechen wir uns für Herrn Ganzke (SPD) aus.“

Mit neuem Team trat die Linke in Unna an und freut sich über zwei Mandate. Wählern. (Foto RB)

Linken-Ratsvertreterin Hestia van Roest, die zusammen mit Jonas Menn in den neuen Rat gewählt wurde, zeigt sich für ihre Partei ebenfalls sehr zufrieden.

„Wir als Partei Die Linke freuen uns über den Ausgang der Kommunalwahl für uns. Wir konnten unser Ergebnis von 2020 verbessern, ein Trend, der sich im gesamten Kreis und auch in ganz NRW zeigt.

Uns als neues Team motiviert dies sehr. Viele Menschen möchten eine starke linke Stimme in der Politik und wir sind bereit diese zu sein. Dass eine durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei, gegen deren Mitglieder teilweise sogar der Staatsschutz ermittelt, im Rat vertreten ist, macht unsere Aufgabe nur um so wichtiger. Wir bleiben stark gegen Rechts! 

Nach dem Ausscheiden von Lea Emler (Volt) aus dem Rennen der Kandidaten, deren Kandidatur wir unterstützten, werden wir uns hinter den Kandidaten Hartmut Ganzke der SPD stellen.

Herr Ganzke ist sozial orientiert und somit ein Partner, mit dem wir uns eine Zusammenarbeit vorstellen können. Er ist im Vergleich nah bei den Bürgern, wo er als Vertretung dieser auch sein sollte. Wir hoffen generell auf ein starkes Bündnis gegen Rechts, auch mit der SPD und Herrn Ganzke.“

Wir für Unna (WfU) büßt einen der bisher 4 Ratssitze ein. Das neue Dreierteam bilden Maggie Strathoff, Sven Arnt (vorn, v. li.) und Martina Tsatsoulis (hinten). (Foto RB)

Die Wählergemeinschaft „Wir für Unna“ (WfU) verlor bei der Kommunalwahl einen ihrer 4 Sitze und erzielte mit Sven Arnt den vierten Platz bei der Bürgermeisterwahl. Margarethe Strathoff, Platz 1 auf der Reserveliste, wird mit Arnt und Martina Tsatoulis aus Unna-Massen künftig die verkleinerte WfU-Fraktion bilden.

Bei der Bürgermeisterstichwahl vor 5 Jahren hatte WfU den damals neu kandidierenden Dirk Wigant unterstützt, der gegen SPD-Bewerberin Katja Schuon ins Rennen ging und in der Stichwahl haarscharf gewann.

Nach der Wahl am Sonntag bedankte sich Margarethe Strathoff bei den WfU-Unterstützern für ihr Vertrauen.

„Wir für Unna hat bei der Kommunalwahl 2025 5,08 % der Stimmen erhalten. Das bedeutet für uns künftig drei Sitze im Rat der Stadt Unna – einen Sitz weniger als bisher, den dritten Sitz verdanken wir einem Überhangmandat.

Wir sagen von Herzen Danke: – an alle Wählerinnen und Wähler für ihr Vertrauen, – an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die uns im Wahlkampf begleitet haben, – und an unser kleines, hoch engagiertes Team, das in den letzten Wochen und Monaten Großes geleistet hat.

Das Ergebnis ist für uns Ansporn und Auftrag zugleich: Wir werden auch weiterhin konstruktiv, sachorientiert und nah an den Bürgerinnen und Bürgern für Unna arbeiten. Demokratie lebt vom Mitmachen – und wir sind dankbar, ein Teil davon zu sein.“

Für die Bürgermeisterstichwahl will WfU diesmal keine Empfehlung aussprechen. „Wir halten uns neutral.“

Der Wahlkampf der FDP war in Unna komplett auf das Thema Verkehr und Autofahrer fokussiert. Benjamin Lehmkühler (li.) zieht dennoch als einziger Liberaler in den Rat ein. (Foto RB)

Für die FDP fasste ihr einziger künftiger Ratsvertreter Benjamin Lehmkühler die Stimmung und Ausrichtung der Liberalen wie folgt zusammen:

„Die FDP Unna zeigt sich nach der Kommunalwahl tief enttäuscht über das Ergebnis. Mit nur noch einem Sitz im Rat der Stadt Unna haben wir unser Ziel, stärker vertreten zu sein, deutlich verfehlt.

Trotz der Fokussierung auf die richtigen Themen konnten wir uns nicht von den bundespolitischen Entwicklungen der FDP frei machen. Am Ende hat für viele Wählerinnen und Wähler offenbar weniger das kommunale Programm als vielmehr das Parteibuch den Ausschlag gegeben.

Möglicherweise war auch nicht allen bewusst, dass es bei der Kommunalwahl keine Fünf-Prozent-Hürde gibt – sodass manche ihre Stimme nicht bei uns lassen wollten, aus Sorge, sie könne „verloren“ sein.

Wir danken allen, die uns dennoch ihr Vertrauen geschenkt haben, und versprechen, diesen einen Sitz mit ganzer Kraft zu nutzen, um liberale Themen im Rat der Stadt Unna weiterhin einzubringen.

Wir werden Dirk Wigant unterstützen. 

Aufgrund seines Aufgreifens unserer Forderung nach kostenlosen Kitas können wir ihn unterstützen. 

Wenn ein Herr Ganzke öffentlich davon schwärmt,  wie toll er unterschiedliche Positionen zusammenbringen kann, Brücken baut und in den Dialog geht, sich aber noch nicht einmal mit uns unterhalten hat, dann empfinden wir dies als unglaubwürdig und halten ihn nicht geeignet für das Bürgermeisteramt.“

Als Neuling hoffte die AfD in den Unnaer Rat einzuziehen und sicherte sich auf Anhieb 8 Mandate. Zwei der neuen Ratsvertreter sind Jan Bienas (li.) und Andreas Lauber. (Foto RB)

Für die AfD schließlich, die auf Anhieb mit 8 Mandaten im neuen Unnaer Rat vertreten sein wird, bewertet Spitzenkandidat Jan Bienas dieses Ergebnis wie folgt:

„Wir freuen uns außerordentlich über das starke Ergebnis, das wir aus dem Stand in Unna erzielen konnten.
Dieses Vertrauen ist für uns alles andere als selbstverständlich – daher gilt unser besonderer Dank allen Wählerinnen und Wählern, die uns ihre Stimme und ihr Vertrauen geschenkt haben.

Dieses Wahlergebnis ist für uns nicht nur ein Erfolg, sondern vor allem ein klarer Auftrag.

Wir nehmen ihn mit großer Entschlossenheit und voller Verantwortung an. Mit frischer Energie, neuen Ideen und einem offenen Ohr für die Menschen in unserer Stadt wollen wir uns konstruktiv und lösungsorientiert in die Arbeit des Stadtrates einbringen.

Unser Ziel ist es, die Zukunft Unnas aktiv mitzugestalten – transparent, nachhaltig und im engen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Dabei setzen wir auf Zusammenarbeit statt Konfrontation, auf Fortschritt statt Stillstand, und auf eine Politik, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt.

Nochmals: Danke für Ihr Vertrauen. Jetzt geht die Arbeit erst richtig los – und wir freuen uns darauf.

Zur Stichwahl des Bürgermeisters geben wir keine Wahlempfehlung ab.“

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