Die bundesweite Wirtschaftskrise hält auch in der Region der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund weiterhin an: Schlechte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, schwache Inlandsnachfrage, gestiegene Arbeitskosten, hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie der Fachkräftemangel belasten die Betriebe zunehmend, heißt es in einer Presseerklärung der IHK.
An der Umfrage zum Jahresbeginn haben über 130 Unternehmen mit mehr als 22.000 Beschäftigten teilgenommen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der IHK-Konjunkturklimaindex im Ruhrgebiet gesunken und liegt bei 93 Punkten (Jahresbeginn 2024: 94 Punkte). Schlechter war dieser bisher nur im Herbst 2022 mit 77 Punkten. IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann ordnet die Ergebnisse ein:
„Bundesweit schrillen die Alarmglocken der Wirtschaft. Das BIP ist in den vergangenen zwei Jahren gesunken.
Hinzu kommen Prognosen aller führenden Institute und Verbände, die klarmachen: Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Die deutsche Wirtschaft stagniert und dieser Zustand trifft auch für unsere Unternehmen im IHK-Bezirk zu. Wir verharren im Stimmungstief!“ Die Wirtschaftslage wird von jedem fünften Unternehmen (21 Prozent) als gut eingestuft, zum Vorjahreszeitraum waren es noch 25 Prozent. Gleichzeitig ist die Anzahl der Unternehmen, welche die Lage als schlecht einschätzen, im Vergleich zum Vorjahr um vier Punkte gestiegen und liegt bei 23 Prozent.
Schwache Inlandsnachfrage und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bedrohen das Wachstum der Unternehmen
Zu den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen gehören
- die schwache Inlandsnachfrage
- und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (jeweils 67 Prozent).
- Dazu zählen fehlende Planbarkeit,
- politischer Stillstand,
- überbordende Bürokratie,
- mangelnde Stabilität
- sowie unklare Rahmenbedingungen.
„Es muss ein echter, spürbarer Ruck mit sofortiger Umsetzung und Änderung der aktuellen Rahmenbedingungen erfolgen. Denn eins hat die Wirtschaft schon lange nicht mehr: Zeit zum Warten“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber.
Unterschiedliche Stimmungslage der Wirtschaftssektoren
Wie bereits im Vorjahr ist die Stimmung der Handelsunternehmen im Branchenvergleich am schlechtesten. Nur 50 Prozent der Betriebe schätzen die aktuelle Geschäftslage als befriedigend ein, jedes zweite Handelsunternehmen bewertet die Lage als schlecht.
Im Industriesektor stufen die Betriebe ihre Geschäftslage deutlich negativer ein als vor einem Jahr.
- So ordnen 19 Prozent der Unternehmen die aktuelle Situation als gut ein. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 33 Prozent.
- Die zukünftigen Erwartungen prognostiziert die Industrie mit einer besseren Geschäftslage (19 Prozent), vor einem Jahr waren es 16 Prozent.
- Im Branchenvergleich bewerten die Dienstleistungsunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage am positivsten. 29 Prozent der Unternehmen ordnen ihre Geschäftslage als gut ein. Allerdings erwarten nur 15 Prozent der Dienstleister in Zukunft eine bessere Geschäftslage.
Stefan Schreiber mahnt:
„Die hohen Energiepreise, die komplizierten Verfahren und die vielen Vorgaben rächen sich. Wir stecken in einer De-Industrialisierung.
Arbeitskräfte, Kaufkraft und Wertschöpfung gehen verloren, der Standort wird unattraktiv. Das können wir uns nicht leisten. Die Unternehmen brauchen eine klare Perspektive seitens der Politik. Und zwar sofort.“
„Unsere Wirtschaft steht im Stau“
Eine zusätzliche Belastung stellt die Verkehrsinfrastruktur in der Region dar. Seit vielen Jahren wurden Investitionen in die Straßeninfrastruktur vernachlässigt, was zu erheblichen Belastungen im Berufsverkehr führt. Hinzu kommen zahlreiche Ausfälle, Personalmangel und Verspätungen auf den Schienen.
„Viele Brücken und Straßen sind aus den 50er bis 60er Jahren und teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Der Bahnverkehr ist ebenfalls von zahlreichen Problemen gekennzeichnet. Unsere Wirtschaft steht wortwörtlich im Stau“, so Schreiber. Um langfristig attraktiv und konkurrenzfähig zu bleiben, braucht es daher eine enge Zusammenarbeit aller Akteure, um die Wettbewerbsfähigkeit der in Region zu erhalten.“
PM IHK zu Dortmund