Dachdeckerbetriebe beklagen massiv mehr Fehltage durch telefonische Krankschreibung

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Symbolbild / Quelle Pixabay

Handwerksunternehmen sehen in telefonischem Arztkontakt zu leichten Weg für eine Krankschreibung / 85 Prozent sprechen sich für die Abschaffung aus:

Um aktuelle Diskussionen um die telefonische Krankschreibung mit Fakten zu unterlegen, hat der Innungsverband des Dachdeckerhandwerks Westfalen mit Sitz in Dortmund Ende Oktober seine 1100 Mitgliedsbetriebe zu ihren Erfahrungen mit dem Krankenstand im abgelaufenen Jahr befragt.

Danach stellen 70 Prozent der Dachdeckerbetriebe für 2024 einen erhöhten Krankenstand fest und bestätigen damit die von der DAK-Gesundheit und dem AOK-Bundesverband festgestellte außergewöhnlich hohe Zahl an Krankschreibungen.

Bei der Suche nach den Ursachen sind 75 Prozent der befragten Unternehmer der Ansicht, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeiten und der Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung besteht.

Ärztliche Kontrolle fehlt

„Niemand will seinen Beschäftigten absichtlichen Missbrauch der telefonischen Krankschreibung unterstellen, aber offensichtlich sinkt durch den leichten Weg des telefonischen Arztkontaktes die Hemmschwelle, sich krankschreiben zu lassen“,

so Karl-Heinz Ester, Vorsitzender des Innungsverbandes.

„Die Krankenkassen stellen mehr psychische Erkrankungen und mehr Atemwegserkrankungen fest. Das ist für unsere Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels alarmierend.

Auf der Suche nach den Ursachen vermissen wir als Arbeitgeber allerdings die notwendige ärztliche Kontrolle.“

Unter den Dachdeckerbetrieben herrscht deshalb berechtigte Skepsis. Drei Viertel der Innungsbetriebe (75 Prozent) sieht nach der Umfrage die telefonische Krankschreibung als Ursache für die deutliche Steigerung der Fehltage.

Rund ein Drittel (32 Prozent) von ihnen schätzt dabei sogar eine Steigerung von bis zu 30 Prozent.

Erleichterung für Ärzte, Belastung für Betriebe

Angesichts dieser Entwicklung sprechen sich 85 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe für eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung aus. Nur 5 Prozent plädieren für die Beibehaltung.

„Die Pandemie ist vorbei und es ist an der Zeit, die Aktualität der damals sicher sinnvollen Instrumente zu überprüfen“, plädiert Karl-Heinz Ester.

„Bei allem Verständnis für die Überlastung der Ärzte und zu volle Praxen kann es nicht sein, dass man die Entscheidung über eine Krankschreibung letztendlich dem Anrufer selbst überlässt.

Das öffnet Tür und Tor für einen leichten Missbrauch und stellt letztendlich diejenigen in ein schlechtes Licht, die wirklich erkrankt sind.

Wir brauchen hier eine tragbare politische Entscheidung und sprechen uns nachdrücklich für eine Überprüfung des Instruments durch die Bundesregierung aus.

Die derzeitige Regelung erleichtert zwar die Arbeit der Ärzte, sie erschwert sie aber jeden Tag für uns im Handwerk.“

PM: Innungsverband des Dachdeckerhandwerks Westfalen

2 KOMMENTARE

  1. Die Frage ist, warum die Politik die Gesellschaft in so ein kritisches wirtschaftliches Fahrwasser führt?

    Die einzige rationale Erklärung dafür :
    Eine eingeschränkte Arbeitsbereitschaft der Arbeitnehmer ist als weiterer Baustein dem „grüne schrumpfen“ der Wirtschaft zum erreichen der angekündigten „Klimaneutralität“ dienlich.
    Das liest sich auf den ersten Blick etwas verrückt. Allerdings wird uns nun schon seit Jahren täglich von der Politik offiziell genau dies erklärt.

    Hier spricht Frau Ulrike Hermann, eine der einflußreichsten Vordenkerinnen der Klimaagenda, auf interne Veranstaltungen Klartext:

    https://www.youtube.com/watch?v=AFiXZlCG4dM

    https://youtu.be/8gUGBRTGz-Y?t=167

    (CDU Ministerpräsident Wüst hat direkt nach seinem Amtsantritt erklärt, das er NRW zum Vorreiter der „GRÜNEN“ Transformation machen will. Also schneller und wirkungsvoller als alle anderen.)

    Während der Coronamaßnahmezeit wurden Krankenscheine an Gesunde verteilt wie Bonbons beim Straßenkarneval. Viele haben ich in der Zeit daran gewöhnt. Dazu kommt noch die telefonische Krankschreibung ohne Überprüfung durch einen Arzt.

    Nach meinen Erfahrungen haben sich besonders im Öffentlichen Dienst inzwischen die Mitarbeiter routinemäßig an regelmäßige Krankenscheine gewöhnt. Dort werden die mit Steuergeld finanzierten Gehälter unabhängig von der Leistung ausgezahlt. Eine Behörde kann einfach eine Zeit lang schließen und ihre Leistungen einstellen. Die Gehälter werden trotzdem unabhängig davon überwiesen. Ob man dort arbeitet oder nicht ist für das mit Steuergeldern gesicherte Einkommen unwesentlich. Wer das ganze Jahr dort ohne Krankenschein durcharbeitet fällt bei den Kollegen inzwischen schon negativ auf.

    In der echten Marktwirtschaft muß sich ein Unternehmen auf dem Markt wirtschaftlich durchsetzen und behaupten sonst geht es finanziell unter. Schwierig wird es dort bei Fachkräftemangel wenn man keine Auswahl bei den Arbeitnehmern hat. Für einen Dachdeckerbetrieb eine schwierige Situation. Ein wesentlicher destruktiver Effekt ensteht dabei auch durch das eingeführte bedingungslose Bürgergeldeinkommen.

    „Vielen Menschen fehlt die Phantasie für die Realität“ (Johann Wolfgang von Goethe)

  2. Mmmh, in unserem Betrieb ist der Krankenstand auch gestiegen, also die Anzahl der krankheitsbedingten Fehltage.
    Allerdings sind da, soweit ich das übersehen kann, kaum telefonische Krankschreibungen bei und wenn, dann waren die Kollegen schon die Tage davor durch Erkältungssymptome auffällig gewesen. Ein persönlicher Arztbesuch hätte also nichts geändert. Das mag jetzt im Dachdeckergewerbe anders sein.

    Ich sehe da eine ganz andere Ursache stark vertreten: Früher (als nicht alles besser, aber vieles noch gut war), ging man zu seinem Hausarzt und wenn der nicht weiter wußte, überwies dieser einen an einen Facharzt, zB einen Orthopäden.
    Bei diesem wurde man dann i.d.R. am nächsten Tag vorstellig.
    Man mußte warten, ja. Kam aber fast immer am selben Tag dran.
    Ein CT oder MRT wurde nötig? Der Medizinmann telefonierte kurz und drückte einem einen Zettel in die Hand: Morgen, Übermorgen oder Ende der Woche um soundsoviel Uhr da und dort, anschließend wieder zum Orthopäden.
    Das ging alles in relativ kurzer Zeit, in Tagen.
    So kenne ich das zumindest von früher.
    Heute bekommt man das früheste MRT in 2-4 Wochen, den Termin beim Orthopäden in 1-2 Monaten. Akutpatienten am gleichen Tag? Selten. Für nötige Anwendungen dann wieder wochenlange Wartezeit.
    Möchte der Facharzt noch eine Messung vom Neurologen, sitzt man stundenlang am Telefon und freut sich über rund zwei Monate Wartezeit.
    Schlaflabor? Ein Jahr Wartezeit! Da kann es aber sein, daß man im Laufe der Zeit auf sechs Monate nach vorne rutscht. Juchhu!
    Und so wird aus einem Ausfall von eigentlich wenigen Tagen oder Wochen eine Geschichte von Monaten.
    Und wenn ich mir die AU-Gründe meiner Kollegen und auch mir ansehe, waren genau das die Gründe für die hohen Krankentage.
    In einem Fall bei mir satte drei Monate Wartezeit für eine 10 minütige Messung durch die Sprechstundenhilfe bei einem Neurologen. Rumtelefoniert hatte ich in einem Umkreis von fast 100km.
    Mit Dringlichkeitscode verkürzte die Kassenärztliche Vereinigung dann um eine Woche (Laolawelle).
    Ohja, bei allen dieser antelefonierten Neurologen hätte ich mir aber fast täglich ab Mittags ohne Termin eine sogenannte Impfung holen können. Durch den Arzt persönlich.
    Mein damaliges Problem hätte ohne Behandlung auch nur zu starken dauerhaften Schmerzen, völlig gefühllosen Fingern und damit Arbeitsunfähigkeit geführt. Der Orthopäde riet zur Eile…
    Interessierte keine Sau.
    Von daher denke ich mir: Ist anscheinend gewollt, muß der Medizinmann mich halt bis zum Termin AU schreiben. Was soll der Arbeitnehmer auch sonst machen.

    BTW, Zitat:
    „„Die Pandemie ist vorbei und es ist an der Zeit, die Aktualität der damals sicher sinnvollen Instrumente zu überprüfen“, plädiert Karl-Heinz Ester.“
    Wie „sicher sinnvoll“ diese Instrumente waren, hat man den dankenswerterweise vom Magazin „Multipolar“ freigeklagten sog. „RKI-Files“ entnehmen können.
    Ich hätte eher die Formulierung: „Politisch gewünscht“ verwendet.

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