Gesundheitssystem „nicht fit“: Ärztemangel, Apothekenschließungen, gefährdete Kliniken

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Gruppenfoto, Büro Hüppe

Die Diagnose ist beunruhigend: Ärztemangel, Apothekenschließungen und gefährdete Krankenhäuser.

„Die Menschen im Alter haben natürlich die Befürchtung: Wie sieht es mit den Krankenhäusern aus? Gibt es überhaupt noch Hausärzte?“

Mit diesen drängenden Fragen eröffnete der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe am Montagabend eine gut besuchte Diskussionsveranstaltung der Senioren Union Kreis Unna im Holzwickeder Rathaus. Hüppe, der auch im Gesundheitsausschuss des Bundestages sitzt, hatte zusammen mit der Senioren Union Experten aus dem Gesundheitswesen eingeladen.

„Nicht krank, aber auch nicht fit“

Dr. Georg Kippels, Obmann der CDU/CSU im Gesundheitsausschuss des Bundestages, zeichnete
in seinem Impulsvortrag ein differenziertes Bild: „Krank würde ich unser System nicht nennen,
aber es ist momentan nicht richtig fit.“ Der Jurist aus dem Rhein-Erft-Kreis verwies auf die solide
finanzielle Basis – die gesetzliche Krankenversicherung gibt täglich über eine Milliarde Euro aus.
Dennoch sieht er erhebliche Probleme bei der Terminvergabe, der Arzneimittelversorgung und
besonders im Krankenhaussektor.

Dramatische Lage der Apotheken

Besonders alarmierend ist die Situation der Apotheken. „Täglich schließen bundesweit zwei
Apotheken für immer“, berichtete Apotheker Dr. Till Ossenkop. Als Hauptgrund nannte er die
seit zehn Jahren unveränderte Vergütung von 8,35 Euro pro Packung – bei gleichzeitig stark
gestiegenen Betriebskosten. Statt einer dringend benötigten Honorarerhöhung habe
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Vergütung sogar gekürzt. Der wachsende
Online-Versandhandel verschärfe die Situation zusätzlich.

Hausärztemangel spitzt sich zu

Dr. Katja Sielhorst, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Süd, warnte vor einem sich
verschärfenden Ärztemangel. „Die Ärztekammer signalisiert, dass in den nächsten zehn Jahren
kaum Nachwuchs zu erwarten ist.“ Als Gegenmaßnahme setze man verstärkt auf die
Qualifizierung medizinischer Fachangestellter, die nach entsprechender Fortbildung Ärzte bei
bestimmten Untersuchungen entlasten können.

Kritisch sieht Sielhorst den Trend zu Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). An einem
konkreten Beispiel schilderte sie die Folgen: „Nach dem Verkauf einer Praxis an ein MVZ hieß es
plötzlich, zehn Minuten pro Patient müssen reichen. Das schaffen die anderen in anderen
Städten auch.“

Krankenhausreform in der Kritik

Thorsten Roy, Geschäftsführer des Christlichen Klinikums Unna, warnte eindringlich vor den
Folgen der vom Bundesgesundheitsminister geplanten Krankenhausreform: „Im Moment leiden
alle Häuser. Es wird nicht nach Qualität, sondern nach Finanzkraft gesiebt.“ Die Reform könne
nur funktionieren, wenn hunderte Krankenhäuser schließen müssten – eine Tatsache, die in der
öffentlichen Debatte oft unterschlagen werde.

Klare Position der Union

Dr. Georg Kippels bezog für die CDU klar Position: „Wir wollen die Apotheke in Stadt und Land
als Offizinapotheke erhalten, nicht nur den Versandhandel. Wir wollen den niedergelassenen
Arzt, bei dem Patient und Arzt sich kennen. Und wir wollen eine flächendeckende
Krankenhausversorgung mit funktionierenden Notaufnahmen in erreichbarer Nähe.“
Der CDU-Politiker warnte zudem vor einer „Verstaatlichung“ des Gesundheitswesens nach
britischem Vorbild, wo beispielsweise Menschen über 75 Jahren bestimmte Behandlungen
verwehrt würden. Deutschland solle stattdessen an seinem System der Selbstverwaltung
festhalten.

Lebhafte Bürgerdiskussion

In der anschließenden Diskussion forderten die Bürger eine ehrliche Debatte darüber, welche
Leistungen das Gesundheitssystem künftig noch finanzieren könne.
Auch die zunehmende
Bürokratie für Ärzte und lange Wartezeiten auf Facharzttermine wurden kritisch thematisiert.
Gastgeber Hubert Hüppe zog ein positives Fazit: Die Veranstaltung habe wichtige Einblicke in
die alltäglichen Probleme sowohl der Patienten als auch der Leistungserbringer gegeben. Für die
Politik sei es essentiell, die „Berliner Glocke“ zu verlassen und die konkreten Sorgen der Bürger
vor Ort zu hören.

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