„Ein besonderes Jahr für den Kinderrat: Gleich drei tolle Ideen wurden Wirklichkeit“, bejubelt die städtische Presseabteilung das zurückliegende Jahr für das jüngste Unnaer Gremium, in dem Kinder „lernen, was Demokratie bedeutet – und was ein Parlament alles bewirken kann“.
Dafür stehen den Kindern 1000 Euro zur Verfügung – pro Jahr.
Über diese eher bescheidene Summe und ihre Verwendungszwecke gab es in den vergangenen Jahren wiederholt kritische Diskussionen. Eine davon stieß unsere Redaktion an, als das Jahresbudget des Kinderrates dafür verwendet wurde, einen Schulweg sicherer zu machen, was originäre Pflichtaufgabe der Stadt ist und nicht aus einem mageren Kinderratsbudget bezahlt werden sollte. Dieser Redaktionsmeinung schlossen sich seinerzeit viele Leser und auch Lokalpolitiker an.
In der neuesten Mitteilung zum Thema Kinderrat fasst die Stadt die letzten umgesetzten Ideen der Kinder zusammen. (Wörtlich übernommen, Gendersternchen getilgt)
„Im Kinderrat der Kreisstadt Unna lernen Kinder, was Demokratie bedeutet – und was ein Parlament alles bewirken kann. Das war in diesem Jahr besonders viel, denn es wurden nicht nur eine, sondern gleich drei Ideen der Kinder in die Tat umgesetzt.
Darüber berichteten in der Kinderratssitzung am Donnerstag, 10. Oktober, die Vertreter der Unnaer Grundschulen gemeinsam mit Beate Frommeyer und Miguel Grosch vom Kinder- und Jugendbüro der Kreisstadt Unna, die die Arbeit des Gremiums organisieren und begleiten. Bürgermeister Dirk Wigant und Jugenddezernent Dr. Nicolas Apitzsch verfolgten die zweistündige Sitzung mit großem Interesse und waren sichtlich beeindruckt von dem großen Einsatz der Kinder für ihre Ideen und Projekte.
Spielgerätehaus, Tisch zum Kartentauschen und Freundschaftsbänke
In der ersten Kinderratssitzung dieses Jahres am 21. März waren die meisten Stimmen auf den Wunsch der Schule am Friedrichsborn nach einer Reparatur ihres Häuschens zur Aufbewahrung von Spielsachen entfallen. Die Klassensprecher Laura und Till hatten damals eine künstlerisch gestaltete und detailgetreue Nachbildung des Häuschens mitgebracht – inklusive eines Lochs im Boden, das ihrem Anliegen zugleich eine gewisse Dringlichkeit verlieh.
Für die zweite Sitzung brachten die Kinder nun neben einer neuen Nachbildung des nunmehr renovierten Häuschens auch ein selbst gedrehtes Video mit, in dem die Schüler über ihre Renovierungsarbeiten berichteten und das neue Spielgerätehaus vorstellten.
Weil aus dem vergangenen Jahr noch Budgetmittel übrig waren, konnte auch der Wunsch der Grundschule Hemmerde umgesetzt werden, der bei der Wahl im März den zweiten Platz belegt hatte. Die Kinder in Hemmerde freuen sich über einen Tisch und Bänke zum Tauschen von Pokémon-Karten und anderen Spielkarten auf ihrem Schulhof.
Die Idee zum dritten umgesetzten Projekt kam von der Nicolaischule, deren Vertreter sich in der März-Sitzung für Freundschaftsbänke ausgesprochen hatten. Damit sind Bänke gemeint, auf die Kinder sich setzen können, wenn sie sich traurig und allein fühlen und niemanden zum Spielen haben.
(Anm. d. Red.: Wir berichteten bereits über diese Freundschaftsbänke. In den beiden entsprechenden Pressemitteilungen war allerdings nicht vom Kinderrat die Rede, sondern von Spenden des Inner Wheel-Clubs Unna.)
Das Kinder- und Jugendbüro hatte daraufhin Kontakt zum Inner Wheel Club Unna aufgenommen. Die engagierten Frauen des Serviceclubs, die sich seit vielen Jahren für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Unna einsetzen, waren von der Idee auf Anhieb begeistert. „Das war das Beste, was uns passieren konnte“, sagte Heidi Deppe, die als Präsidentin des Inner Wheel Clubs zusammen mit Simone Kochtokrax Ehrengast dieser Kinderratssitzung war.
Inzwischen wurde an fast allen Grundschulen sowie an der Jakob-Muth-Förderschule in Unna eine solche Freundschaftsbank. Das Exemplar für das neue Grundschulzentrum am Hertinger Tor wurde zunächst eingelagert und wird dort nach der Eröffnung im Sommer 2025 aufgestellt.
Über den Kinderrat:
Der Kinderrat kommt seit 2017 in der Regel zweimal während einer Amtsperiode zusammen. Die Sitzung im Frühjahr dient vor allem der Diskussion und Entscheidungsfindung über die Themen, die die Kinder bewegen, während bei der Sitzung im Herbst die Reflektion ihrer Parlamentsarbeit sowie die Überprüfung der Umsetzung ihrer demokratisch getroffenen Entscheidungen im Vordergrund steht. Mitglieder des Kinderrates sind die Klassensprecher der dritten Schuljahre (Frühjahrssitzung) bzw. vierten Schuljahre (Herbstsitzung) aller Unnaer Grundschulen. Der Kinderrat hat pro Amtsperiode 1000 Euro für die Umsetzung der von ihm beschlossenen Maßnahmen zur Verfügung. Die Einrichtung des Kinderrates und die Höhe seines Budgets gehen zurück auf einen einstimmigen Beschluss des Rates der Kreisstadt Unna im Rahmen des Kinder- und Jugendförderplans.„
Der Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Stadt Unna