Seit 2 Jahren gesperrt: Ganzke (SPD) erwartet Ende 2024 Klarheit über Trasse UN-Fröndenberg – Bahn: Keine Stilllegung

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Die Bahnstrecke RB 54 an der Bahnbrücke in Frömern. Foto: Rinke


„Ende des Jahres erwarten wir Klarheit von der DB über die Situation der Bahnstrecke Unna-Fröndenberg.“ 

Das betont der Massener SPD-Landtagspolitiker Hartmut Ganzke.

Am vergangenen Mittwoch nutzte der heimische Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag die Gelegenheit, sich erneut persönlich beim Konzernbevollmächtigten Werner Lübberink von der DB über den aktuellen Sachstand der seit fast zwei Jahren gesperrten Bahntrasse Unna-Fröndenberg zu informieren.

Hintergrund des Gesprächs sind Überlegungen, die beschädigten Dammabschnitte durch das Verfüllen mit Flüssigbeton erheblich schneller wieder in Betrieb nehmen zu können, als es bislang landläufig berichtet wird.

Wie Ganzke in Gesprächen mit dem NWL und der DB erfuhr, wurden Dachsschäden bspw. bereits auf der Oberen Ruhrtalbahn im Abschnitt Scherfede – Warburg erfolgreich verfüllt, musste aber trotzdem mittelfristig danach noch einmal gründlich saniert werden.

Schuld daran ist das zusätzliche Gewicht, welches der Flüssigbeton mit sich bringt und es dadurch je nach Beschaffenheit des Untergrunds und des Damms selbst zu Setzbewegungen führen könnten.

Bahnsprechstunde, Foto Ganzke

Wie Ganzke am Mittwoch erfuhr, liegt der DB das entsprechende Bodengutachten nun vor und die Ausschreibung für die Sanierungsplanung laufen aktuell.

Ende des Jahres soll nun entschieden werden, welche Abschnitte am Damm nach welchem Verfahren wieder hergestellt werden können. „Dann haben wir hoffentlich Klarheit über den Zeitraum der Sanierung und können vor Ort weitere Szenarien abwägen“, so Hartmut Ganzke. 

„Die Bahn gibt klares Signal zum Erhalt der Strecke“, gibt währenddessen Fröndenbergs Bürgermeisterin bekannt.
Am verabredeten Jour Fixe traf sie am 27. August 2024 Oliver Kaczmarek MdB, Werner J. Lübbering, Bahnbevollmächtigter NRW, und Tobias Hauschild, Leiter Betrieb Netz Hagen der DB InfraGO.

Walsch, DB, sowie NWL-Geschäftsführer Joachim Künzel in einem gemeinsamen virtuellen Termin.

Bürgermeisterin Müller
gab zu bedenken, dass es bereits Befürchtungen gibt, dass die Bahnstrecke nie wiedereröffnet werde. Eine lange Planungs-, Genehmigungs- und Sanierungsphase über viele Jahre sei das falsche Signal.

Vor einigen Monaten hatte Bürgermeisterin Sabina Müller die zuständigen Landes- und Bundesministerien um Unterstützung angeschrieben. Eine Antwort steht immer noch aus.

Tobias Hauschild stellte jedoch jetzt klar:

„Wir betrachten die gesamte Strecke der RB 54 im Ganzen. Die Bodengutachten liegen vor. Darin wird der Schadensbefall bestätigt.

Eine Sanierung mittels Quellbeton kommt aufgrund der verschiedenen Bodenbeschaffenheiten nur punktuell in Betracht. Die Umweltgutachten wurden zum zweiten Mal ausgeschrieben. Die Planungsleistung wird ebenfalls ausgeschrieben.

Bis Ende 2024 erwarten wir das Sanierungskonzept, das festschreibt, welcher Abschnitt in welcher Reihenfolge saniert wird.

Eine Stilllegung der Strecke wird es nicht geben!“

Quelle Stadt Fröndenberg


Bereits seit Sommer 2022 pendeln auf der  Bahnstrecke RB 54 zwischen Unna und Fröndenberg Busse statt Bahnen. Die Ursache sind mehrere Dutzend Dachsbauten an der Strecke.

Vor 6 Wochen bekam das Rathaus Fröndenberg wie berichtet eine weitere Hiobsbotschaft. Demnach rechnet die Bahn damit, dass die Strecke noch jahrelang mit Schienenersatzverkehr bedient werden muss, da allein das Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Sanierung der Bahnlinie mehrere Jahre dauern werde. 

Für die Fröndenberger Stadtverwaltung ist dies inakzeptabel.

Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) teilte das am 10. 11. vorigen Jahres wie berichtet in aller Deutlichkeit DB-Verantwortlichen mit. In ihrem Schreiben an die Bahn fordert die Bürgermeisterin eine unverzügliche Priorisierung der Instandsetzung der Bahnstrecke.

Fachleute hatten entlang der Bahnlinie RB 54 fast 40 Dachseingänge entdeckt. Es sei ein knapp 300 Meter langes weit verzweigtes Tunnelsystem entstanden, etwa 5 Meter unterhalb der Gleise. Aufgrund dieser Hohlräume sei die Stabilität der Schienen nicht gewährleistet, so die Bahn.

Daher müsse nun erst ein Teil des Bahndamms gerodet werden, dann werde das Gelände mit Netzen gegen Dachse gesichert. Die Strecke ist inzwischen schon malerisch zugewuchert.

Die Kosten für die Sanierung veranschlagt die DB mit  rund 6 Millionen Euro, exakt die Summe, für die vor vielen Jahren der Fröndenberger Bahnhof erneuert wurde.

Bürgermeisterin Müller: Busfahrt 7 Minuten länger – das geht, kann aber keine Dauerlösung sein

In einem gemeinsamen virtuellen Termin mit Werner J. Lübberink, Konzernbevollmächtigter des Landes NRW der Deutschen Bahn AG, Tobias Hauschild, Leiter Betrieb Netz Hagen der DB Netz AG, sowie Oliver Kaczmarek MdB, der den Kontakt hergestellt hatte, informierte sich Bürgermeisterin Sabina Müller über den aktuellen Stand. Dabei schilderten die Experten
der DB im Detail, wo die Probleme bei der Sanierung dieses Streckenabschnitts liegen.

So erschwert z. B. der Verlauf der Strecke durch ein Vogel-, Landschafts- und Naturschutzgebiet die Planung, Genehmigung und Sanierung.

Es seien umfangreiche Vor- und Genehmigungsplanungen notwendig. Zudem werde geprüft, ob die Trassierung geändert, ggfls. Brücken ersetzt werden müssen, so dass ein
Planfeststellungsverfahren erforderlich sein wird.

Müller betonte die Bedeutung dieser Bahnverbindung und setzte sich dafür ein, dass sie sobald wie möglich wieder in Betrieb geht.

„Einerseits ist sie die zentrale Verbindung für Fröndenberger in die Kreisstadt Unna. Schüler pendeln zu berufsbildenden oder weiterführenden Schulen nach Unna, ebenso benötigen Berufspendler und alle, die einen Behördengang zum Kreis Unna machen, eine gute Verbindung. Andererseits nutzen nicht nur im Winter viele Fahrgäste diese touristische Anbindung ins Sauerland. Die gastronomischen Betriebe, aber auch Hotellerie und Anbieter von touristischen Angeboten verlassen sich auf die schnelle und fahrgastfreundliche Verbindung in diese beliebte Naherholungsregion.“

Es sei zwar gut, dass die DB einen Schienenersatzverkehr mit Bussen beauftragt habe.

„Dieser benötigt 23 Minuten, 7 Minuten länger als die Züge. Allerdings kann das im Hinblick auf die Verkehrswende und die Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) keinesfalls eine Dauerlösung sein.“

In diesem Termin bestand Einigkeit darin, dass die Bahnverbindung so kurz, wie es bei dem Umfang der Maßnahmen möglich ist, gesperrt wird und die DB alles dafür tut, um das Verfahren voran zu treiben. Außerdem verabredeten sich die Beteiligten, sich in Zukunft kontinuierlich bei einem Jour fixe auf dem
Laufenden zu halten.

Man bekommt ihn selten zu Gesicht – hier ein leider zum Verkehrsopfer gewordener Dachs an einer Bundesstraße zwischen Fröndenberg und Menden. (Foto AaH)

Stellungnahme des Naturschutzbundes NABU: „Wie ein Loriot-Sketch“

Der NABU-Kreisverband hält die offenbar langfristig dauernde Sperrung der Strecke Unna-Fröndenberg wegen Schäden, die der Dachs verursacht haben soll, für wenig stichhaltig und vorgeschoben.

„Das hört sich an wie ein Loriot-Sketch“, so Adrian Mork, Vorsitzender des NABU im Kreis Unna und erinnert daran, dass die Bahn vor geraumer Zeit Probleme mit der Pünktlichkeit ihrer Züge hatte, wegen Laubfall im Herbst.

Adrian Mork: “Seit die Eisenbahn Schienen auf Bahndämmen verlegt, gibt es Pflanzen und Tiere, die diese Lebensräume zu besiedeln versuchen! Das ist nichts Neues!” Ein regelmäßiger Unterhalt der Bahndämme sei auch nichts Neues.“

Aber offensichtlich ist die Baukörperkontrolle seit einigen Jahren nicht oder nur oberflächlich erfolgt. Und jetzt soll der Dachs schuld sein?”, wundert sich der NABU-Kreisvorsitzende.

Die Naturschützer vom NABU gehen davon aus, dass die Dachsbauten über viele Jahrzehnte entstanden sind, und weisen darauf hin, dass diese Baue meist seit Generationen genutzt werden. Viele der nunmehr festgestellten Eingänge könnten zudem von Bauen stammen, die gar nicht mehr bewohnt seien.

“Über diese Dachsbaue sind über viele Jahre Züge hinweg gefahren, ohne dass es ein Problem gegeben hat. Sollte jetzt an einer Stelle ein Schaden aufgetreten sein, der eine Reparatur notwendig macht, sollte dies auch umgehend an genau dieser Stelle passieren, ohne gleich die gesamte Strecke zu sperren,” so Adrian Mork in einer Presseerklärung.

Dachse leben überall, sind in ganz Europa verbreitet. Wenn nur das Vorhandensein von Dachsbauten zur Sperrung einer wichtigen Bahnstrecke führe, müssten vermutlich etliche weitere Bahnstrecken in Deutschland gesperrt werden.

Es sei nicht hinnehmbar, dass der Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) viel Geld in den Ausbau des Bahnhof Frömern investiert habe, nun aber von Seiten der Bahn die Strecke über Jahre außer Betrieb genommen werden soll. Dies sei ein klarer Verstoß gegen die verkündete Verkehrswende und die Ankündigungen, die Bahn wieder flott zu machen.

Der NABU fordert daher die Bahn auf, sich nicht länger hinter dem Dachs zu verstecken, sondern ihrer Streckenunterhaltung im gebührenden Umfang schnell nachzukommen und die Bahnstrecke Unna-Fröndenberg umgehend wieder zu öffnen.

Info: Der NABU-Kreisverband Unna ist mit rund 1.200 Mitgliedern der größte Naturschutzverband im Kreis Unna. Der NABU nimmt als anerkannter Naturschutzverband Stellung zu naturschutzrelevanten Planungen. Seine Mitglieder leisten in den Kommunen des Kreises wichtige praktischen Naturschutz- und Öffentlichkeitsarbeit.

PM NABU Kreis Unna

1 KOMMENTAR

  1. Das sind Akkord-Dachse, die haben sich diese Dachsburgen in zwei Jahren unter Volltarnung geplant, genehmigt und gegraben.
    Den Aushub haben sie weit entfernt in die Ruhr gekippt und die Eingänge mit Ästen getarnt, sobald ein Kontroletti am Horizont zu erkennen war.

    Ich denke, da hat man sich das Geld für die Kontrollen auch noch auf die Tasche getan, respektive: gespart gehabt.
    Oder die Kontrollen wurden von Praktikanten oder Quotenpersonal ausgeführt, welche die große Menge Löcher für sinnvolle Dammbelüftungen gehalten haben.

    Als jemand, der in den 60/70ern aufgewachsen ist, hoffe ich, daß ich eines Tages plötzlich wieder aufwache. In den 80ern, zum Beispiel…

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