„Liebes Rundblick Unna Team. Ich muss mir mal Luft machen.“
So beginnen viele Zuschriften, die unsere Redaktion von Leserinnen und Lesern bekommt. In einem aktuellen Fall möchte sich eine junge Mutter aus Unna mal „Luft machen zum Thema ,Elterntaxi´“.
Wie berichtet, besucht die Kreispolizei Unna seit Beginn des neuen Schuljahrs reihum verschiedene Schulen im Kreis Unna, um mit den Eltern Gespräche über die Gefahren durch den hohen Bring- und Abholverkehr an den Schulgebäuden zu führen. Die Verkehrspolizisten versuchen die Mütter und Väter davon zu überzeugen, ihre Kinder zu Fuß zur Schule gehen oder radeln zu lassen statt sie im „Elterntaxi unmittelbar bis vors Schultor zu fahren.
Vielfach antworten Eltern darauf: „Das ist mir für mein Kind zu unsicher.“
Nachvollziehen kann das Dani B. aus Unna, deren Tochter in der vorigen Woche eingeschult wurde.
Die Familie wohnt unweit der Grundschule, und nach einer gewissen Eingewöhnung soll die Erstklässlerin den Schulweg auch alleine mit ihrer Freundin bestreiten, berichtet die Mutter.
„Aktuell bringe ich die beiden (zu Fuß!!) zur Schule.
Auf dem Weg (Falkstraße) ist mir am Freitag ein offensichtlich obdachloser Mann aufgefallen, der unweit der Schule und mehrerer Kitas unter der Unterführung an der Falkstraße nächtigt.“
Dani B. rief die Polizei an und bat darum, den Mann zu wecken und den Schulweg zu sichern.
„Es ist ja nicht so, dass die Polizei 300 Meter weiter an der Schule steht und darauf achtet, dass die Kinder sicher über die Straße kommen.
Da wurde mir tatsächlich gesagt, dass die Polizei nichts unternehmen würde, solange nichts passiert und die Person nicht aggressiv oder handgreiflich wird.
Da kann ich doch nur den Kopf schütteln. Müssen unsere Kinder erst angegriffen werden??“
Tatsächlich bekam Dani B. von dem betreffenden Polizeibeamten die völlig korrekte Antwort. Wenn sich ein Mensch friedlich im öffentlichen Raum aufhält und wie in diesem Fall unter einer Unterführung im Freien schläft, besteht zunächst einmal kein Anlass und auch keine rechtliche Handhabe, ihm das zu verwehren oder gar polizeilich einzuschreiten.
Dies ist erst dann der Fall, wenn von der Person eine „Eigen- oder Fremdgefährdung“ ausgeht (oder beides). Konkret wäre das etwa dann der Fall, wenn der Betreffende Passanten bedrohen oder sogar angreifen würde und/oder wenn er seine eigene Gesundheit schädigt, indem er auch bei Kälte und strömendem Regen draußen im Freien ausharrt. Oder wenn er krank/verletzt ist und Hilfe verweigert.
In aller Regel, berichtete uns die Kreispolizei schon häufig in solchen Fällen, schauen die Streifenbeamten regelmäßig bei den „bekannten“ Schlafstellen von Obdachlosen vorbei und haben ein Auge auf sie.
So war es auch bei dem Obdachlosen, der monatelang im Bushaltehäuschen auf dem Unnaer Rathausplatz nächtigte. Oder bei der obdachlosen Frau vom Westfriedhof, die vor zwei Jahren dort über Monate hinweg „campierte“. Auch unsere Redaktion sprach damals mit der Frau, die freundlich, aber entschieden deutlich machte, dass es ihr Wunsch sei, hier draußen im Freien zu „wohnen“. Weil sie schließlich ernsthaft erkrankte, wurde sie damals ins Krankenhaus gebracht.
Dani B. kann mit Blick auf den Obdachlosen am Schulweg zur Falkschule gleichwohl „jede Mutter und jeden Vater verstehen, die ihr Kind am Liebsten bis ins Klassenzimmer bringen möchten.“
Es ist bedauerlich, dass eine Mutter davon ausgeht, dass ein Obdachloser eine Gefahr für ihr Kind darstellt. Anstatt dem Mann zu helfen oder ihn einfach dort schlafen zu lassen, wird er als Bedrohung wahrgenommen. Dabei ist die Gefahr durch Elterntaxis um ein Vielfaches höher als durch einen Obdachlosen. Dies scheint jedoch von vielen Eltern nicht erkannt zu werden. Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass alles, was nicht in die heile Welt passt, als Gefahr angesehen wird.
Hallo Tobi,
ich stimme Ihnen zu, dass von einer schlafenden Person keine direkte Gefahr ausgeht. Das sehe ich ähnlich, und ich teile auch Ihre Bedenken bezüglich des Verkehrschaos durch „Eltern-Taxis“.
Allerdings kann die Anwesenheit von Obdachlosen bei manchen Menschen Unbehagen auslösen, insbesondere wenn sie nicht daran gewöhnt sind oder bereits negative Erfahrungen gemacht haben.
Das Problem ist aber maßgeblich, dass Fußgänger auf die Straße ausweichen müssen, um den Mann, der den Gehweg nutzt, nicht zu stören (siehe hierzu auch das Foto).
Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, vorher nach links und rechts zu schauen, wäre es nicht nötig, wenn die obdachlose Person nicht flächendeckend auf dem Weg läge.
Ich kann da schon durchaus nachvollziehen, warum das auf Unmut stößt.
Welche Lösung sehen Sie, die sowohl der obdachlosen Person als auch der Mutter und den Schulkindern hilft? Im besten Fall auch allen anderen Menschen, die zu Fuß unterwegs sind?
Gibt es Möglichkeiten, die Situation so zu gestalten, dass sowohl ein Schlafplatz als auch ein gefahrloses Passieren gewährleistet sind?
Ich finde es toll das Herr B. Seine Kinder zu Fuß zur Schule bringt und sich nicht der Masse anschließt und sie mit dem Auto hin bringt. So können die Kinder gemeinsam mit ihm den Schulweg kennen lernen und auch die Situationen die einem dort begegnen können. So auch den Obdachlosen der friedlich auf dem Gehweg, geschützt vor Wind und Wetter unter der Brücke. Wo soll er hin? Warum ist er dort? Was kann ich tun? Das sind Möglichkeiten auch in der Familie darüber zu sprechen? Nicht jeder lebt freiwillig auf der Straße. Meistens wird weggeschaut- oder im mindesten Fall den Menschen( und das sind sie) angepöbelt oder im schlimmsten Fall ( schon passiert) überfallen, verprügelt oder angezündet werden.
Deshalb finde ich es gut es auf diesem Weg zu lernen auch mit solchen Situationen umzugehen. Gefährlicher sind die Autos ob nun Elterntaxis oder andere Autofahrer. Und schauen wir mal in die Vergangenheit- wie toll war es sich auf dem Schulweg mit Klassenkameraden zutreffen und den Weg in der Gruppe zu laufen und dabei die ein oder andere Hausaufgabe abzuschreiben😉.