Was lange währte, wurde gestern Abend enthüllt.
Die bisher namenlose Gasse zwischen dem Ev. Gemeindehaus Mitte und der Stadtmauer am Ulrichswall heißt nun Friedrich-Seidenstücker-Gasse. Die Benennung erfolgte auf einstimmigen Beschluss nach einem Antrag der Fraktion „Wir für Unna“ (WfU) im Stadtrat.
Am Dienstagabend, 9. April, wurde die neue Beschilderung enthüllt.
Friedrich Seidenstücker (1882-1966) war ein in Unna geborener Fotograf, der am Krummfuß 9 aufwuchs – und damit in einem Haus, das in unmittelbarer Nähe zu der nun nach ihm benannten Gasse steht.
Seidenstücker gilt als der bekannteste Fotograf der 1920er- und 1930er-Jahre, der alltägliche Straßenszenen in den Mittelpunkt stellte. Seine Aufnahmen wurden seinerzeit in deutschen, europäischen, asiatischen und nordamerikanischen Zeitschriften publiziert. Nach seinem Tod wurden Seidenstückers Fotografien in vielen Ausstellungen als beispielhaft für die Straßenfotografie gezeigt – unter anderem im Unnaer Hellweg-Museum, aber auch in Bonn, Hamburg, München, Tokio, Paris, London oder Washington D.C.
Stadtheimatpfleger Wolfgang Patzkowsky erinnerte in seiner Rede anlässlich der Enthüllung des Straßenschildes an das Leben und Wirken Seidenstückers, der lange in Berlin gelebt und gearbeitet hatte. „Er zählt zu den bedeutendsten Chronisten des Alltagslebens in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik“, sagte Patzkowsky.
Nach der Machtergreifung der Nazis zog sich Seidenstücker ins Privatleben zurück.
Er half einen jüdischen Mitbürger zu verstecken, der ihn wiederum aus Dankbarkeit nach seiner Emigration in die USA bis zu seinem Lebensende 1966 finanziell unterstützte.
Seidenstücker genießt in Berlin und in der internationalen Fotografie-Szene gewiss einen höheren Bekanntheitsgrad als in Unna. Die nunmehr nach ihm benannte Gasse unweit seines Geburtshauses soll helfen, Friedrich Seidenstücker auch in seiner Heimatstadt wieder mehr Menschen in Erinnerung zu rufen.
PM Stadt Unna