Als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern noch eine Ausbildung zur Pflegefachkraft machen – und das zusätzlich zur Arbeit in der ambulanten Pflege: „Hey, das geht. Kommt hierher“, sagt Fatma Sezer (38).
Sie ist eine von 50 Schülerinnen und Schülern in der staatlichen anerkannten Pflegeschule der Werkstatt im Kreis Unna.
Im Oktober startet der neue Kurs mit 25 Teilnehmer in der „generalistischen“ Pflegeausbildung. Nach der dreijährigen Ausbildung können sie bei der Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Versorgungsbereichen aktiv werden: in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und in der ambulanten Pflege.
In all diesen Bereichen werden dringend Fachkräfte gesucht. Und die Pflegeschule der Werkstatt bildet diese erfolgreich seit 2015 aus:
„Unser Angebot richtet sich an alle Arbeit suchenden, mindestens 16jährigen Frauen und Männer der Region, gerade auch an Menschen, die schon länger arbeitslos sind“,
erklärt Doro Rengers, Abteilungsleiterin der Werkstatt.
Die Ausbildung besteht aus dem theoretischen Teil, der in der Pflegeschule der Werkstatt an der Oberen Husemannstraße in Unna, absolviert wird. Die praktische Ausbildung übernimmt federführend eine der zahlreichen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser der Region, die mit der Werkstatt partnerschaftlich zusammenarbeiten.
Mit dieser Einrichtung schließen die Pflegeschüler den Ausbildungsvertrag ab, erklärt Jürgen Schilling, stellvertretender Schulleiter der Pflegeschule. 100 Altenpflege-Fachkräfte, die in den vergangenen acht Jahren die Ausbildung absolvierten, hatten sofort einen Arbeitsplatz – häufig in ihrer Praxisstelle.
Darauf setzt auch Fatma Sezer, die im Oktober die Abschlussprüfung absolvieren wird. „Ich wollte schon immer Krankenschwester werden.“ Gleiche Kunde von Sandra Szczerbal (44), ebenfalls Mutter von drei Kindern, die nach zehn Jahren als Pflegeassistentin in der Altenpflege jetzt auch Pflegefachkraft werden will.
Was sie an der Pflegeschule der Werkstatt schätzt: Nicht nur kleine Lerngruppen und erfahrene Lehrkräfte, sondern auch Rücksicht auf die Anforderungen von Müttern und Vätern:
„Wir haben jetzt noch ein vierjähriges Kind, da kommt manchmal schon was dazwischen.“
Gegen Studium oder die Ausbildung zum Notfallsanitäter hat sich auch Miguel Bremkes (21) entschieden. Auch er absolviert jetzt die Ausbildung zur Pflegefachkraft.
Die Arbeit als Aushilfe am Wochenende in einem Wickeder Seniorenzentrum gab den Schub: „Ich möchte mit und für Menschen arbeiten.“ Noch ein Jahr Ausbildung liegt vor ihm – und danach? Aus der Altenpflege vermutlich als Fachkraft in ein Krankenhaus will der 21jährige wechseln. Alle drei eint die Meinung: Mehr Kräfte sollten in allen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eingestellt und finanziert werden.
Die Räume der früheren Katharinenschule an der Unnaer Husemannstraße sind gerade frisch renoviert. Smartboards in den Klassenräumen und Laptops gehören dazu, ein grüner Außenbereich wird bald zur Entspannung einladen. Und die Berufsperspektiven seien sicher, sagen Doro Rengers und Jürgen Schilling. Erst jüngst gratulierten sie einem früheren Schüler, der nach der Flucht aus Bosnien in der Pflegeschule durchgestartet war. Er ist jetzt Pflegedienstleiter einer großen Einrichtung in Ostwestfalen.
Weitere Informationen in der Pflegeschule unter Tel. 02303-98190-38 oder unter www.werkstatt-im-kreis-unna.de.
Hintergrund Werkstatt im Kreis Unna:
Unter dem Dach der Werkstatt arbeiten insgesamt sieben Tochterunternehmen für Ausbildung, Beschäftigung und sozialpädagogische Betreuung für benachteiligte Menschen. Rund 1450 Teilnehmer nutzen jährlich die Angebote, 500 Beschäftigte arbeiten in den Bildungs- und Betreuungsangeboten. Neben der Berufsvorbereitung und Berufsorientierung in der Schule engagiert sich die Werkstatt für die Ausbildung und Berufseinmündung nach der Schule. Sie kümmert sich auch mit Umschulungs- und Beschäftigungsangeboten um Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt bisher keine Chance hatten. Eine weitere wichtige Zielgruppe sind geflüchtete Jugendliche und Erwachsene, für die die Werkstatt neben Beratungsstellen u. a. auch Wohngruppen und Jugendhilfe-Angebote eingerichtet hat. Am eigenen Werkstatt-Berufskolleg unterrichten 40 Lehrkräfte aktuell rund 600 Schülerinnen und Schüler.