„Fantastische Aufwertung der Unnaer Innenstadt“ – Einkaufszentrum „Neue Mühle“ und neues Parkdeck eröffnet

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"Neue Mühle" heißt das Einkaufszentrum in Erinnerung an die Industriegebäude der Mühle Bremme, die dem modernen Neubau zwischen Post und Rathaus weichen mussten. Am 7. Juli 2022 eröffneten die ersten drei Mieter sowie das Parkdeck für über 300 Pkw und 150 Fahrräder. (Foto: Silvia Rinke)

Vom eher gemäßigten „Alles ist besser als der vorherige Zustand“ über freudige Erwartung („Damit erfährt die Innenstadt eine Aufwertung“) bis hin zu Begeisterungsausbrüchen wie der des Bürgermeisters:

„Ein fantastisches Projekt, mit dem unsere sehr attraktive Innenstadt noch attraktiver wird“ –

… die öffentlichen Bekundungen zum Start des Unnaer Einkaufszentrums „Neue Mühle“ auf dem ehemaligen Mühle Bremme-Gelände neben der Post waren am Vormittag dieses 7. Juli 2022 von durchweg positiven Erwartungen durchtränkt.

Foto S. Rinke

Unter blau-gelben Luftballontrauben – den Farben von EDEKA, keine politische Solidaritätsbekundung, wie tatsächlich mancher mutmaßte – begrüßten die Projektentwickler des Investors Ten Brinke und Vertreter der Stadtspitze mit Bürgermeister Dirk Wigant die zahlreich herbeiströmenden Eröffnungskunden.

Im Anschluss an die Eröffnungsreden durchschnitten Bürgermeister, Projektentwickler und Dr. Michael Dannebom von der WFG Kreis Unna gemeinsam das symbolische Band und übergaben die 9400 Quadratmeter Fläche der „Neuen Mühle“ damit offiziell ihrer Bestimmung.

Vier Jahre sind seit dem Verkauf des Industriegeländes „Mühle Bremme“ von Privat an Privat vergangen, im Frühjahr vor drei Jahren begann der Investor mit dem Abbruch der Mühle und der umfassenden Rodung des Geländes.

Archivfotos, c/o Rinke

Rückblickend auf die baulich arg heruntergekommene, wuchtige Industriekulisse mit ihrem weithin sichtbaren prägnanten Turm sei „alles besser als der vorherige Zustand“, unterstrich Dr. Michael Dannebom, der als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna (WFG) damals eng in die Grundstücksabwicklungen involviert war.

Zeige sich Dannebom bei seiner kurzen Ansprache zuversichtlich, dass „mit der Neuen Mühle die Innenstadt eine Aufwertung erfährt“, gaben sich die Investorenvertreter strahlend gewiss ob des Erfolgs des neuen Einkaufszentrums.

Peter El-Dessouki, der als Projektentwickler den Bau der „Neuen Mühle“ an den Start gebracht hatte, erinnerte an die „große Herausforderung“, hier auf diesem riesigen innenstadtnahen Areal eine städtebaulich attraktive und zugleich zukunftssichere Neuentwicklung zu realisieren.

Bereits im Jahr 2017 habe eine Fachjury verschiedene Entwürfe für das Bremme-Gelände kritisch bewertet.

Der schlussendlich gewählte Entwurf, lobte El-Dessouki, „fand unheimlich breite Zustimmung, bei der Stadtverwaltung, der Politik, der Wirtschaftsförderung.

„Es wurde an keiner Stelle versucht, etwas zu verzögern.“

Allen Schwierigkeiten zum Trotz, erst durch die Coronapandemie, dann durch Lieferkettenproblemen aufgrund des Ukrainekriegs, habe man das Projekt vorangebracht und zusammen erfolgreich zum Ziel geführt.

„Ein gemeinsamer Wille, die gemeinsame Zuversicht wird von allen Beteiligten geteilt.“

Das neue Einkaufszentrum am nördlichen Entrée der Fußgängerzone, führte der Investor weiter aus, sei „sehr durchdacht an die Innenstadt angebunden“ und die herausfordernde Verkehrsfrage mit einem intelligenten Konzept gelöst worden.

„Ich glaube, was wir hier geschaffen haben, ist was richtig Gutes. Wenn Sie dem Projekt eine Chance geben, wird es Zug in die gesamte Innenstadt bringen.“

Und Peter El-Dessoukis Kollege Ulf Silkens erklärte, er habe vor der Eröffnung mit so vielen Passanten und Nachbarn des Neubauprojekts durchweg freundliche Gespräche geführt:

„Ich erlebe ganz viel Zustimmung zu diesem Projekt. Die Leute freuen sich darauf.“

Bürgermeister Dirk Wigant, der den Projektchefs Peter El-Dessouki und Ulf Silkens mit Blumensträußen zur Eröffnung gratulierte, fand bei seiner Ansprache nicht nur lobende Worte:

Er ging scharf mit der medialen Begleitung ins Gericht, warnte davor, „unsere schöne Kreisstadt Unna schlecht zu reden“, und rügte im Besonderen, dass bei der öffentlichen Berichterstattung „einseitig Minderheiten einen zu großen Raum“ bekämen.

Dabei spielte er offenbar auf die Kritik an den „Felgentod-„Fahrradständern oder mangelnder Begrünung hin („Klima-Klotz“, „Beton-Aida“).

„Ich freue mich über dieses fantastische Projekt. Unsere sehr attraktive Innenstadt wird damit weiter aufgewertet, mindestens bis in die kommende Generation.“

Dass die Fußgängerzone – zunächst – geschwächt ist durch den Umzug mehrerer Innenstadtgeschäfte in das neue Center (Deichmann, Rossmann), griff der scheidende WFG-Chef Michael Dannebom indirekt auf:

Einzelhandel „ist immer in Bewegung“, sagte er.

WFG-Chef Dr. Michael Dannebom. (Foto Rinke)

„Da muss die Stadt Unna mit allen Beteiligten daran arbeiten, den Standard des Wirtschaftsstandorts zu halten.“

Fragen und Antworten rund um die heutige Eröffnung.

Was gibt es seit heute im neuen Center?

Eröffnet im „ersten Rutsch“ haben im Erdgeschloss des neuen Centers Edeka Schulz mit dem bis dato größten Supermarkt Unnas, der Schuh-Filialist Deichmann und die Drogeriekette Rossmann. Deichmann ist vom Alten Markt, Rossmann von der Bahnhofstraße umgezogen.

  • Über die Folgenutzungen berichten wir in einem separaten Bericht.

Ist das Parken für die Kunden des Einkaufscenters kostenlos?

Die erste Stunde ist für die Kunden der Neuen Mühle frei. Ansonsten orientiert sich der Parktarif an dem der anderen von der WBU bewirtschafteten Parkangebote – den Tiefgaragen an Neumarkt, Bahnhof und Flügelstraße und dem Parkhaus Massener Straße.

Wann eröffnet das Fitnesscenter?

Die Fitnesskette FitX wird im Obergeschoss der Neuen Mühler einziehen. Dort sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Die Eröffnung ist für Herbst 2022 vorgesehen.

Wann eröffnet Woolworth? Wird die Filiale an der Massener Straße dann geschlossen?

Die Kaufhauskette wird ebenfalls voraussichtlich im Herbst im neuen Center ihre dann zweite Innenstadtfiliale eröffnen. Das Geschäft an der Massener Straße soll laut Projektentwickler Ulf Silkens dauerhaft weiter geöffnet bleiben.

Wird es Gastronomieangebote geben?

Ja, laut Ten Brinke sind mehrere geplant.

Die in Dortmund ansässige „Fritten-Küche“ visiert ihre Eröffnung in Unna für August dieses Jahres an, einziehen wird man laut heutiger Ankündigung von Store-Leiter Jannik Moritz in der großen Halle direkt neben dem Edeka.

Eingangshalle zu Edeka Schulz. (Foto Rinke)
Fotos S. Rinke

Ein weiteres Gastro-Angebot wird in das gläserne Rondell der „Neuen Mühle“ einziehen, mit Blick über den Rathausplatz. Auch hier im Rondell werkeln noch die Bauarbeiter. Welche Gastronomie es sein wird, ist laut Investor noch nicht ganz sicher.

Gibt es eine öffentliche Toilette?

Ja, die „Neue Mühle“ hält ein großes „Center-WC“ mit Wickelraum vor.

Wird das Geländer zum Rondell hoch noch ein Geländer bekommen?

Ja, ein Geländer wird noch angebracht.

Und nicht zuletzt: Bleibt das alles so betonlastig? Oder „kommt da noch Grün“?

Im Herbst werden laut Ankündigung des Investors umfangreiche Pflanzungen beginnen. Der vordere Bereich mit der Freitreppe wird begrünt, es werden Hecken angepflanzt, auch an der Einfahrt zur Kantstraße wird es grünen, verspricht Projektentwickler Silkens.

Am Eröffnungstag. -Foto S. Rinke

Die Informationen zum ebenfalls heute eröffneten Parkdeck finden Sie HIER.

Weitere Fotos vom Eröffnungstag – c/o Rinke

24 KOMMENTARE

  1. „Fantastische Aufwertung der Unnaer Innenstadt“. So sieht es der Bürgermeister. Nachdem ich heute zunächst am Waffelstand auf dem Wochenmarkt die Meinungen einiger Bürger hörte, bin ich dann mal selbst dorthin gegangen.
    Die Meinungen waren durchweg fantasiereich bis vernichtend, aber in keiner Meinung konnte man das erkennen, was der Bürgermeister und die Politik darin sehen.
    „Betonklumpen“, „Geschmacksverwirrung“, „Brauchen wir das Ding?“, „Dafür sind die Bäume an der Ausfahrt illegal gefällt worden? „Betonmühle“ sind nur ein paar Äußerungen gewesen.
    Vielleicht kann ja mal die Politik erklären, was von den Versprechungen jetzt alles eingetreten ist. Natürlich liegt die Schönheit im Auge des Betrachters, aber warum haben sooo viele Leute Probleme mit der Schönheit. Nachdem ich mir die ersten Bewertungen angehört hatte, ging ich selbst mal runter und stellte fest, dass meine Augen ebenfalls nicht für die gewählte Schönheit empfänglich waren.

    Mir fiel spontan aber ein toller Aspekt ein. Unna hat 300 Parkplätze mehr.

    Und der Rest? Nein, ich habe keinen weiteren Grund gefunden, der Unna durch den Bremme-Klotz aufwertet.

    Und dann war da noch die Frage, warum brüstet man sich denn mit den vielen Fahrradständern? Es wäre wirklich vorteilhafter, wenn man sich damit brüsten würde, dass man den Bremme-Klotz sehr gut mit dem Fahrrad erreichen kann.
    Aber wie war eine innovative Meinung dazu? „Toll, was die da geplant haben. Man könnte ja anfragen, ob man nicht ein Survivalevent anbietet. Erreichen sie lebend als Fahrradfahrer den Mühlenklotz vom Ring oder vom Kreisel aus.“

    Ach ja, bis jetzt ist die Namensgebung auch sehr gut gelungen. Kaum einer kannte den Begriff „Neue Mühle“. Aber alle wussten sofort worum es ging, wenn die Begriffe „Bremme-Klotz“, „Mühlenklotz“, „Bunker“ oder „Vielleicht sind die nur noch nicht fertig geworden?“ fielen-

    • Vielen Dank für Ihre Ausführungen, Herr Winterhoff. Dürfen wir Sie in einem Punkt korrigieren: Unna hat nicht 300, sondern 200 Parkplätze mehr. Der frühere Mühle Bremme-Parkplatz bot ca. 90 Plätze.

      • Oh, danke für die Korrektur. Denn am 07.Juli hat der Rundblick noch geschrieben „Unna ist um über 300 Innenstadt-Parkplätze reicher – und um 150 Fahrradstellplätze.“
        Bei der Formulierung ging ich von 300 neuen Parkplätzen aus.

        • Das bezog sich auf die Zahl der Plätze im neuen Parkhaus, Herr Winterhoff, Sie haben Recht, das klingt wie 300 neue in Summe. Wir werden das Thema Parkplätze ohnehin noch einmal gesondert aufgreifen, dann stellen wir es klar. Danke für Ihre Anmerkungen!

  2. Meiner Meinung nach ist dieser Bau für Unna absolut überflüssig! Er wird dazu führen, dass die vor zig Jahren einmal schöne Innenstadt noch weiter ausblutet. Schon jetzt findet man dort vorwiegend Billig-Geschäfte, während Fachgeschäfte nur noch in geringer Anzahl vorhanden sind. Früher habe ich oft die Innenstadt aufgesucht, um dort einfach nur zu „bummeln“, aber das lohnt sich heutzutage nicht mehr. Man hätte in der Fußgängerzone beispielsweise lieber, wie es vor langer Zeit der Fall war, mehrere Bäume pflanzen und mehrere Sitzgelegenheiten installieren sollen. Wahrscheinlich hätte dies zu mehr Besuchern (Kunden) geführt und das wiederum hätte die Innenstadt für Geschäfte/Firmen (Investoren) wieder attraktiv gemacht. Unverständlich ist mir die Einstellung des Investors, der sich, wenn man den Berichten im Internet Glauben schenken darf, vehement gegen eine Begrünung wehrt. Mittels Pflanzen hätte man dem Gebäude vielleicht noch etwas Ästhetik abgewinnen können, so aber erinnert es eher an einen „Bunker in der Normandie“. Einfach nur schlecht. Zudem ist die mit dem Bau verbundene und geänderte Verkehrsführung „unter aller Kanone“ und wird mit Sicherheit vermehrt zu Verkehrsunfällen führen (neu installiertes „Stop-Zeichen“).

    • „Vehement gegen Begrünung wehrt“ dürfte es nicht so ganz treffen, Herr W., der Investor verweist eben mit deutlichen Worten auf seine Baugenehmigung, die explizit keine Fassadenbegrünung vorsah. Begrünt wird im Herbst das Areal (Freitreppe, hinterer Bereich an der Zufahrt zur Kantstraße), das konnten Sie unserem Eröffnungsbericht entnehmen. Das neue Stopp-Zeichen und überhaupt die Verkehrsführung werden wir gespannt verfolgen – sie ist mindestens „gewöhnungsbedürftig“. VG von der Redaktion.

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