„Wenn nunmehr vom offiziellen Berater des Gesundheitsministerium festgestellt wird, dass vom Einzelhandel kaum Infektionsgefahr ausgeht, wieso sind dann die Läden noch geschlossen?“
Diese kritische Frage stellt der Handelsverband „German Council of Shopping Places“ (GCSP) vor der morgigen Bund-Länder-Beratung über weitere Verlängerung oder Lockerungen des Shutdowns.
Der Verband beruft sich auf den aktuell bekannt gewordenen Stufenplan des dem Gesundheitsministerium unterstellten Robert-Koch-Instituts (RKI) „ControlCovid“.
„Darin wird bestätigt, dass eine gefahrlose Öffnung des Einzelhandels unter Anwendung der Corona bedingten nötigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen sofort möglich ist.“
Die aktuelle Einschätzung des Infektionsrisikos bestätige dem Einzelhandel ein niedriges Infektionsrisiko sowie grundsätzlich einen niedrigen Anteil am Infektionsgeschehen, so der GCSP. Es sei nicht nachvollziehbar, die Geschäfte trotzdem weiterhin geschlossen bleiben müssten.
Zumal sich vor dem nächsten Coronagipfel am 3. 3. abzeichnet, dass der Shutdown grundsätzlich abermals verlängert wird, diesmal bis Mitte März. Zugleich will man aber eine Abkehr von der zuletzt in Stein gemeißelten Inzidenz 35 vollziehen, da sich herausgestellt hat: Sie ist mittelfristig auch bei komplettem weiteren Lockdown kaum flächendeckend zu erreichen, denn die hochansteckende Virusmutante B.1.1.7. breitet sich in zügigem Tempo deutschlandweit aus.
Auch im Kreis Unna wurde inzwischen schon 76 Fälle festgestellt, die 7-Tages-Inzidenz im Kreis bewegt sich seit einer Woche zwischen 70 und sogar schon wieder über 80 (am vergangenen Wochenende).
Dass ein Betrieb des stationären Einzelhandels in der Corona-Pandemie schon seit April 2020 unter hohen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen möglich sei, stellt der GCSP in seinem jetzt veröffentlichtem aktualisierten Muster-Handbuch zu Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen am Beispiel von Einkaufszentren in Deutschland vor.
Zusammen mit 17 Mitgliedsunternehmen, die rund 80 % aller Shopping-Center und Einkaufszentren in Deutschland managen, sind die umfangreichen Schutzmaßnahmen der vergangenen knapp 12 Monate zusammengetragen und als Anwendungsbeispiele dokumentiert worden. Grundlagen sind bundesweit praxiserprobte Lösungen, die dem gesamten Einzelhandel einen sicheren Betrieb ermöglichen.
Der GCSP stelllt die aktualisierte Version der Politik, den Städten und Behörden sowie den Shopping-Centern, Handelsimmobilien und Einzelhändlern als Arbeitshilfe kostenfrei zur Verfügung.
„Download hier: https://www.gcsp.de/files/gcsc/img/GC%20Academy/GCSP%20Musterhandbuch%20V2.0.pdf
Der German Council of Shopping Places vertritt die unterschiedlichen und vielseitigen Interessen seiner Mitglieder zum Erhalt lebendiger Marktplätze. Rund 750 Mitgliedsunternehmen der Bereiche Handel, Entwicklung und Analyse, Finanzierung, Center-Management, Architektur, Handelsimmobilien, Einzelhändler und Marketing-Spezialisten sowie Städte und Kommunen bilden hier einen aktiven Interessenzusammenschluss.
Pressemitteilung: GCSP
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung MIT Kreis Unna fordert Stufenplan mit Testkonzepten:
Auch die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Kreis Unna (MIT) fordert die Ministerpräsidentenrunde auf, bei ihrem nächsten Treffen am Mittwoch ein Öffnungskonzept zu präsentieren.
„Wir brauchen dringend einen Stufenplan, der transparent abbildet, wer wann und unter welchen Auflagen wieder öffnen darf“, sagt Uta Leisentritt, Vorsitzende der MIT Kreis Unna. Der Stufenplan müsse von passgenauen Testkonzepten und einer schnellen Impfkampagne begleitet werden.
Er dürfe sich nicht alleine auf Inzidenzwerte stützen. Vielmehr sollten auch Parameter wie der R-Wert, die Auslastung der Krankenhäuser und Intensivstationen sowie das konkrete Infektionsgeschehen einbezogen werden.
Leisentritt: „Der Stufenplan muss bundesweit gelten, aber wichtig ist, dass er regional umgesetzt wird.“
Die MIT Kreis Unna fordert, vor allem auf Schnelltests und digitale Tools zu setzen, um das wirtschaftliche Leben auch in den stark betroffenen Bereichen wieder zu aktivieren. „Wer ein stichhaltiges Hygiene- und Abstandskonzept vorweisen kann und außerdem eine digitale Anmelde-App wie z.B. die Luca-App nutzt, der muss unter bestimmten Bedingungen auch öffnen dürfen“, sagt Leisentritt.
Wichtig sei aber auch, dass die Einhaltung der Regeln kontrolliert und notfalls sanktioniert wird. „Das ist nicht nur ein Gebot der Fairness gegenüber allen Unternehmen, die sich an die Regeln halten, sondern es ist auch nötig, um uns alle vor einer unkontrollierten Infektionsausbreitung zu schützen.“
Zudem pocht die MIT Kreis Unna auf eine bessere Umsetzung der Impfstrategie. Haus- und Betriebsärzte sollen verstärkt für eine flächendeckende Impfung eingesetzt werden. Dort müsse dann auch von der vorgesehenen Impfreihenfolge abgewichen werden können.
Die MIT Kreis Unna begründet ihre Forderungen mit dem Schaden, der durch den Lockdown entstehe:
„Der Lockdown belastet unsere Gesellschaft in einer Dimension, wie wir es seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr erlebt haben.“
Die Wirtschaft auch im Kreis Unna sei in schweres Fahrwasser geraten. „Ganze Branchen kämpfen ums Überleben, unsere
Innenstädte drohen auszubluten.“ Gerade die Jüngsten in unserer Gesellschaft seien durch geschlossene Schulen und Kitas massiv betroffen. „Der Lockdown hat massive Spätfolgen. Umso dringender braucht es jetzt einen neuen Strategieansatz“, sagt Leisentritt.
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) – vormals Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU – ist mit rund 25.000 Mitgliedern der größte parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutschland. Sie setzt sich nach eigener Darstellung „für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und für mehr wirtschaftliche Vernunft in der Politik ein“.
Quelle: MIT Kreis Unna