„Eigentlich ist unser Fröndenberg doch charmant. Oder?“ 100 Meter weiter: „Finden Sie das auch, dann nicken Sie doch mal.“ – Wieder 100 Meter weiter: „Eine gute, zukunftsgerichtete Politik würde es doch noch attraktiver machen.“ – Und final, 50 Meter weiter direkt an der Bahnschranke, folgt eine Wahlempfehlung.
Für eine Bürgermeisterin, deren Partei bereits den amtierenden Bürgermeister stellt, doch dieser war seinen Genossen augenscheinlich nicht mehr „zukunftsgerichtet“ genug.
Friedrich-Wilhelm Rebbe geht mit dem Ende dieser Ratsperiode in den Ruhestand. Seine Parteifreundin Sabina Müller soll sein Erbe antreten, und dafür zieht ihr Wahlkampfteam nun schon seit Wochen in einem etwas anderen Straßenwahlkampf durchs charmante Fröndenberg. Mit Plakaten bestückt lächelnd an Hauptverkehrsstraßen verharrend.
Donnerstag am Bismarckturm, Freitag in Langschede, am Mittwoch reihte sich das „Wahlkampfteam: Sabina wählen!“ mit seinen Schildersprüchen entlang der Westicker Straße auf, von Radsport Wittwer bis direkt vor den Bahnübergang an der Bismarckstraße. Der etwas andere Straßenwahlkampf für die Fröndenberger SPD-Bürgermeisterkandidatin zog in den letzten Wochen die Blicke vorbeifahrender Autofahrer immer wieder auf sich und tut es weiter bis zum letzten Tag vor der Stichwahl.
„Am Samstag stehen wir anschließend beim Edeka, davor auf dem Marktplatz ab 10:00 Uhr, und ab 13:00 Uhr bin ich persönlich auch auf dem Mühlenberg und führe Gespräche mit Jugendlichen“, erzählt Arber Aliu, der im Wahlkampfteam für Sabina Müller seit Wochen bienenfleißig mit dabei ist und als einer der Jüngsten neu in den Rat einzieht, auf Anhieb über 40 Prozent in seinem Wahlkreis holte.
Der 22-Jährige ist im Gegensatz zu noch dem Gros seiner Fröndenberger Parteifreunde nicht nur auf den konventionellen Wegen, sondern auch auf den Social Media-Kanälen emsig unterwegs. Diesbezüglich ist bei den Fröndenberger Genossen noch Luft nach oben, das will er nicht abstreiten. Die CDU und ihr Bürgermeisterkandidat Heinz Günter Freck tummeln sich da bedeutend reger.
Auf die lebenden Plakatstellflächen am Fahrbahnrand reagieren die Leute „in den allermeisten Fällen positiv. Sie finden das witzig, mal was anderes“, meint Arber, und seine Wahlkampfteamkollegin und Parteifreundin Gudrun Herrmann aus Frömern nickt lachend. „Wir haben selbst Spaß dabei. Wahlkampf kann doch auch mal witzig sein!“
Ernst wird es früh genug am Sonntag, sobald die Wahllokale geschlossen haben. Arber Aliu zeigt sich ob des Stichwahlergebnisses skeptisch. Sabina Müllers Mitbewerber von CDU und FDP, der langjährige Kämmerer und Beigeordnete Heinz Günter Freck, lag bei der Kommunalwahl am 13. September mit leichtem Vorsprung vorn.
Zwar gibt es für die Stichwahl Empfehlungen für Sabina Müller, sowohl von Freier Wählergemeinschaft (FWG) wie von den Grünen, deren Kandidaten in der ersten Runde ausschieden. Doch ob und wie sich diese Empfehlungen in Stimmen niederschlagen werden, ist völlig offen, meint Arber Aliu betont realistisch.
„Man weiß ja auch nicht, wie viele überhaupt noch mal wählen gehen. Ich rechne mit einer Wahlbeteiligung von 30 Prozent“, schätzt der junge Lokalpolitiker nüchtern die Motivation der Fröndenberger ein, am Sonntag erneut zum Wahllokal zu wandern und abermals ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. „Und die konservativen Wähler sind gewissenhafter. Die gehen hin. Das ist einfach so“, fügt er mit leichem Grinsen hinzu.
Der Überzeugung vieler Fröndenberger, die man dieser Tage hört: „Sabina macht das Rennen, das ist klar“ – mag sich der 22-Jährige in diesen letzten Stunden vor der Wahl nicht in vorauseilender Gewissheit anschließen. „Ich hoffe natürlich ganz stark, dass Sabina es schafft. Ich rechne aber damit, dass es eine knappe Kiste wird.“