Der Gebetsruf Adhan wird an den kommenden beiden Freitagen in Kamen ertönen, um gläubige Muslime zum gemeinsamen Gebet zu rufen. Am Donnerstag, 23. 4., beginnt für sie der Fastenmonat Ramadan. Die beiden christlichen Kirchen in Kamen unterstützen den Wunsch der Muslime in ihrer Stadt „vorbehaltlos“, betont die Stadt Kamen in einer Pressemitteilung vom Mittwoch, 22. April.
„Auch Glaubensgemeinschaften durchlaufen im Angesicht der Corona-Pandemie schwierige Zeiten“, weiß die Stadt. „Einerseits spenden Glaube und Religion Trost für die seelische Unterstützung, andererseits unterbleiben Zusammenkünfte in Gottes- und Gebetshäusern aufgrund der Regelungen des § 11 Abs.4 Coronaschutzverordnung.“
Die Verbände haben hierzu entsprechende Erklärungen abgegeben. Dies gilt auch für die islamischen Moscheegemeinden in Kamen.
Auf Initiative der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Kamen haben diese nun vorübergehend eine andere Möglichkeit gefunden, den Muslimen trotz der Kontaktsperre nahe zu sein:
An den kommenden beiden Freitagen, dem 24. April und 1. Mai, lassen sie jeweils gegen 13.45 Uhr den islamischen Gebetsruf Adhan ertönen, um zum gemeinsamen Gebet zu rufen.
Die Türkisch-Islamische Gemeinde (Ditib) und die Islamische Union haben dieses Vorgehen gemeinsam mit der Stadt Kamen abgestimmt.
Bürgermeisterin Elke Kappen kann den Wunsch der muslimischen Gemeinden in dieser Zeit gut nachvollziehen: „Die Krise verunsichert viele Menschen. Es ist wichtig, dass die Gläubigen eine Möglichkeit haben, sich in Gemeinschaft zu fühlen.“
Die Bürgermeisterin hat das Gespräch mit den beiden christlichen Kirchen in Kamen gesucht, die das Vorhaben der islamischen Gemeinden vorbehaltlos unterstützen. Sowohl die Evangelische als auch die Katholische Kirche kennen die Herausforderungen für die Gläubigen aus eigener Erfahrung. Sie läuten deshalb, wie auch in vielen anderen Städten in Deutschland, seit einiger Zeit jeden Abend um 19.30 Uhr die Kirchenglocken.
Der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Kamen ist es wichtig, dass in den Kommunen ein Zeichen für die Solidarität von Kirchen und Moscheen gesetzt wird, um so ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, wie Mehmet Akca bekräftigt.
Wie groß das Bedürfnis der Gläubigen nach Nähe und religiöser Seelsorge sind, schildert Ahmet Dinc, Vorsitzender der Islamischen Union in Kamen: „Gerade jetzt, wo wir alle gleichsam von der Pandemie betroffen sind und weitestgehend in unseren Wohnungen isoliert auf uns selbst gestellt sind“, sei es die Pflicht der Religionsgemeinschaften, den Menschen näher zu sein.
Um die Gläubigen vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen, hatte die Gemeinde ihre Besucherinnen und Besucher dazu aufgefordert, ihre Gebete zu Hause zu verrichten.