„Existenzielle Not“ einer Dortmunder Friseurin: Lokalsender 91,2 macht Zweifel publik

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Friseursalon - Foto: Innung DO-Lünen

Mit einem emotionalen Instagram-Video machte eine Dortmunder Friseurin Ende Januar deutschlandweit Schlagzeilen. Sie schilderte ihre Existenzängste aufgrund des anhaltenden Corona-Shutdowns. Ihre Geschichte wurde deutschlandweit publik, auch Fernsehsender griffen sie auf.

Der Dortmunder Radiosender 91,2 hatte die Friseurin ebenfalls bei sich im Studio zu Gast. Unter dem Titel „Dortmunder Friseurin in Not“ brachte das Lokalradio am 28. Januar ein Interview mit Bianka B., die ihren Salon in der östlichen Innenstadt betreibt:

  • „Bianka B. hat einen Friseursalon und schon seit Wochen keine Einnahmen mehr. Inzwischen geht es um die Existenz. Ihr Friseursalon in der Prinz-Friedrich-Karl-Straße ist seit Mitte Dezember geschlossen wegen des Corona-Lockdowns … Aber die Hilfen sind auch eher Hürden für sie. Auch deshalb hat einen Aufruf über Instagram gestartet. Da beschreibt sie ihre Situation. Die Reaktionen sind überwältigend.“

So begann der Beitrag, auf den eine Flut von Reaktionen kam. Und zwar nicht nur positive – auch extrem kritische.

Diesen ging der Sender nach. Und reagierte.

Am gestrigen Freitag, 5. Februar 2021, veröffentlichte die 91,2-Redaktion einen zweiten Beitrag, in dem sie sich von den Aussagen der Friseurin in dem damaligen Interview distanziert. Denn, so erklärt der Lokalsender:

„Mittlerweile hat Radio 91.2 berechtigte Zweifel an ihrer Darstellung.“

Die Redaktion erklärt, wie es zu diesen Zweifeln kam:

  • „Viele Menschen im Internet zweifeln die Aussagen von Friseurin Bianka B. an. Einige davon kennen sie angeblich auch persönlich. Beispielsweise werden Stimmen laut, dass B. im letzten Jahr noch im Urlaub war und in eine teurere Wohnung gezogen wäre. So schlecht könnte es ihr gar nicht gehen, sagen sie.“

Der Lokalsender führt weiterhin aus, dass – nach seinen Informationen – die Friseurin schon vor der Coronakrise Hartz IV bezogen hätte, da ihr Salon offenbar nicht lief. Zudem habe sie, so der Sender, im Frühjahr während des ersten Shutdowns wie andere Kleinunternehmer Geld von der Marco Reus Stiftung bekommen, das seinen 5000 Euro gewesen.

„Im Interview mit Markus Bauer sagte Bianka, dass sie von den Spenden die Löhne ihrer Mitarbeiter bezahlt habe. Auch das ist zumindest etwas unlogisch. Denn die Mitarbeiter bekommen ja Kurzarbeitergeld, auf das sie eventuell dann ein paar Wochen warten müssen. Das muss aber auch rechtzeitig beantragt werden. Frau B. hat nach unseren Informationen Anträge tatsächlich unvollständig eingereicht und auch einen Termin bei der Agentur für Arbeit platzen lassen.“

Mit diesen und noch weiteren Ungereimtheiten (HIER nachzulesen) konfrontierte der Sender die Friseurin. Bianka B. stritt demnach die Vorwürfe ab:

Es sei ihr wichtig gewesen, das ganze Corona-Problem für kleine Unternehmen mal öffentlich zu machen.“

Auf der Facebookseite des Dortmunder Radiosenders wird die überraschende Wende der Geschichte kontrovers diskutiert:

Während viele Kommentierende sich bestätigt fühlen und die emotionale Darstellung der Salonbetreiberin von vornherein unglaubwürdig fanden, sind andere der Meinung: Ob es sich jetzt genau so zugetragen habe oder nicht, sei nicht entscheidend.

Wichtig sei allein gewesen, die existenzielle Not zahlreicher Betriebe durch den Corona-Shutdown einmal umfassend publik zu machen.

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